1566 - Vermächtnis eines Helden
eines Planeten, sondern schwebte frei im Weltraum. Außerdem befand es sich nicht in Estartu, sondern es war mehr als 13 Millionen Lichtjahre von der Mächtigkeitsballung entfernt.
Descjard hatte nicht übertrieben, und er war auch nicht da, um dem Ingenieur zu schmeicheln.
Tormeister Ankjard konnte zu Recht stolz auf das sein, was er geleistet hatte. Er wußte, daß sich andere Ingenieure sofort zurückgezogen hatten, als sie erfuhren, daß sie zum engeren Kreis der Bewerber für dieses Projekt gehörten. Er war von Anfang an bestrebt gewesen, die Leitung des Unternehmens zu bekommen, und er war auserwählt worden. Danach hatte es genügend andere Somer gegeben, die ihm neideten, daß er der Leiter dieses gewaltigen Projekts geworden war, das mit mehr Schwierigkeiten verbunden war als die drei anderen Projekte zuvor. Das lag vor allem daran, daß es 13 000 000 Lichtjahre von Estartu entfernt errichtet wurde.
Auch an ihnen hatte Ankjard mitgearbeitet, jedoch nicht in leitender Position; doch hatte er genügend Gelegenheiten gehabt, sein ungewöhnliches Organisationstalent unter Beweis zu stellen.
Um das Projekt realisieren zu können, mußten auf geeigneten Planeten in der näheren Umgebung der Baustelle ganze Industriekomplexe aus dem Boden gestampft werden. Das begann mit Bergwerken, in denen die Rohstoffe gewonnen wurden, setzte sich fort über Halbfertigproduktionsstätten und über Fertigungsunternehmen bis hin zu Industriezonen, in denen Produkte für höchste Ansprüche gefertigt wurden. Und damit nicht genug. Viele Bauteile mußten von Estartu mit Raumschiffen herangeschafft werden.
Das war die rein technische Seite des Shant-Projekts. Daneben gab es noch das Problem der Logistik. Über zehntausend Somer arbeiteten an dem Projekt. Sie wollten mit Lebensmitteln versorgt werden.
Dies wiederum war nur möglich, indem auf geeigneten Sauerstoffplaneten in wirtschaftlich tragbarer Nähe Farmen errichtet wurden, auf denen alles Benötigte erzeugt werden konnte. Fleischfabriken verarbeiteten das Wild, das von Jagdgruppen erlegt wurde, und schwimmende Fischfabriken schöpften alles aus den Meeren, was den Speiseplan anreichern konnte.
Wenn so viele Somer auf engem Raum zusammenlebten, gab es aber auch psychische Probleme, die gelöst werden mußten. Die Spezialisten wollten in ihrer Freizeit unterhalten werden. Dazu wurden besondere Programme entwickelt. Sie sorgten dafür, daß die Somer im seelischen Gleichgewicht blieben und daß somit ihre Arbeitskraft erhalten werden konnte.
Für all das war der Leitende Ingenieur verantwortlich. Und er bewältigte die Aufgabe seines Lebens mit Bravour. Niemand außer ihm bewies ein derartiges Organisationstalent, und kein noch so hochentwickelter Computer wäre in der Lage gewesen, eine derartige Arbeit zu leisten.
Ankjard arbeitete nicht nur mit höchster Präzision, sondern auch mit beeindruckender Wirtschaftlichkeit.
Darüber hinaus war er dem Plan um nahezu zehn Tage voraus, als das Werk seiner Vollendung entgegenging.
Zu dieser Zeit arbeitete Tormeister Ankjard in einem Büro, das in einem bereits fertiggestellten Teil des Werks eingerichtet worden war. Von hier aus zog er die Fäden. Über Hunderte von Monitoren konnte er buchstäblich jeden Somer und jeden Roboter an seinem Arbeitsplatz beobachten und über Funk auch mit jedem kommunizieren.
In diesem Büro besuchte ihn Descjard, um ihm ein kleines Heraldisches Siegel zu überbringen, das in diesem Raum angebracht werden sollte. Es glich exakt einem wesentlich größeren Siegel, das später außen am Tor angebracht werden sollte. „Es hält für alle Zeiten fest, daß wir uns für den Namen Shant-Tor entschieden haben", erklärte Descjard würdevoll. Er überreichte Ankjard das Siegel. Der Tormeister nahm es entgegen, bedankte sich mit gemessenen Worten und legte es auf einen Arbeitstisch. Dann legte er seine Hand auf die Stelle, an der er das Siegel anbringen lassen wollte.
Shant war ein Sothalk-Begriff und hieß Kampf. In der Upanishadlehre bedeutete Shant aber auch „dritter Schritt.". Auf die, Heraldischen Tore bezogen, galt es als Zahlwort.
Tormeister Ankjard war keineswegs überrascht darüber, daß dieser Name gewählt worden war.
Er wußte, daß die anderen Großprojekte der gleichen Art, die sehr viel näher bei Estartu waren, Charimchar, der erste, Chargonchar, der zweite, und Hamosh, der vierte, hießen. Diese Namensgebung hatte mit Nostalgie zu tun, da viele der Estartu-Völker noch immer dem
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