1566 - Vermächtnis eines Helden
seufzte. „Ich wäre dir dankbar, wenn du deine unqualifizierten Bemerkungen unterlassen würdest", rief sie. „Muß ich es noch einmal wiederholen? Es gibt kein psionisches Netz mehr!"
Ronald Tekener entfernte sich einige Schritte von ihnen, um drei Roboter zu beobachten, die in den Ruinen arbeiteten und mit äußerster Behutsamkeit Sandschichten abtrugen. Nach wie vor hoffte Lamndar Morcör noch weitere Relikte von hohem Wert zu finden. Doch es sah schlecht aus. Der Verfall hatte die anderen Bereiche der Anlage stark beeinträchtigt. Die Aussichten, daß sich sonst noch etwas entdecken ließ, waren äußerst gering.
Tek blickte zu der Siganesin hinüber. Ihr Verhalten zeigte ihm an, daß auch sie die Hoffnung auf archäologische Funde von hohem Aussagewert aufgegeben hatte. Sie ließ die Roboter jedoch solange arbeiten wie irgend möglich. Wenn die ROBIN erst einmal startete, mußten alle Arbeiten eingestellt werden. Bis dahin wollte sie ihre Chancen nutzen.
Agan kam mit der Siganesin zu ihm. „Haben wir eine Möglichkeit, das Shant-Tor zu orten?" erkundigte sie sich in ungewohnt sanftem Ton. „Nur wenn es irgendeine Aktivität entfaltet, die mit einem hohen Energieausstoß verbunden ist", antwortete er. „Und auch dann ist nicht sicher, daß wir etwas anmessen können."
Er zuckte mit den Schultern. „Wir wissen ja nicht, wozu das Tor da ist. Möglicherweise ist es nichts weiter als ein Monument, das sich ein neuer Herrscher aus dem Bereich von Estartu setzen will. Vielleicht gibt oder gab es dort einen größenwahnsinnigen Emporkömmling, der sich Denkmäler setzt."
Sie blickte ihn verblüfft an. „Du hältst es für möglich, daß es einen Verrückten gibt, der so eine gewaltige Anlage mitten in den Weltraum setzt, nur um seine Macht zu demonstrieren?"
Tekener lächelte. „Wieso glaubst du, daß es ein männliches Wesen ist?"
„Weil eine Frau nichts derart Blödes tun würde."
Er ging über diese Bemerkung hinweg. „Ich möchte mit Dao-Lin-H’ay reden", erklärte er. „Sie befaßt sich mit dem Modell des ESTARTU-Denkmals von Pailkard. Vielleicht kann es uns einen Hinweis darauf geben, welche Bedeutung und Funktion das Shant-Tor hat. Kommst du mit?"
„Ich denke gar nicht daran", fauchte sie ihn an. Sie breitete theatralisch die Arme aus. „Das hier ist meine Welt! Als Archäologin kann ich diese Fundstätte nicht verlassen, nur um mit dir und der Kartanin herumzuquatschen und irgendwelche Spekulationen anzustellen. Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte: Ich bin mitten in meiner Arbeit! Alles klar?"
„Ich habe kapiert, du Winzling", lachte er. „Paß auf, daß du nicht in den Staub fällst. Deine Spezialroboter könnten dich für eine 300 Jahre alte Mücke halten und in Plastik einschweißen!"
Sie stemmte die Fäuste in die Hüften und erwiderte mit der ganzen Verachtung, zu der sie fähig war: „Typisch Mann!"
Er betrat eine Antigravplatte, die von einer Syntronik gesteuert wurde. Da er ihr keine andere Anweisung gab, stieg sie auf und flog zur ROBIN. Einige Minuten später betrat er eine der Messen, in der Alatea-Produkte genossen werden konnten. Dabei handelte es sich um pflanzliche und tierische Produkte, die auf dieser Welt gewonnen worden waren. Dazu waren Spezialisten ausgeschwärmt. In ihren fliegenden Labors hatten sie die Produkte, bei denen es sich hauptsächlich um Früchte der unterschiedlichsten Art und um Frischfleisch handelte, auf ihre Genießbarkeit und Bekömmlichkeit untersucht. Auf diese Weise sorgten sie immer wieder bei Aufenthalten auf fremden Welten dafür, daß neue, schmackhafte Speisen auf den Tisch kamen. Jedoch nicht alle Besatzungsmitglieder konnten sich dafür begeistern. Viele blieben lieber bei dem, was das Schiff beim Start mitgenommen hatte und was an Bord produziert wurde. Tekener gehörte zu jenen Besatzungsmitgliedern, die allzugern Neues probierten. Und er war nicht überrascht, daß er Dao-Lin-H’ay in der Messe traf.
Die Kartanin saß allein an einem der Tische und verzehrte einen Fisch. Über der Tischplatte erhob sich die Holografie des Modells vom ESTARTU-Denkmal von Pailkard. Dao-Lin-H’ay schien nicht übermäßig begeistert von dem Fisch zu sein. Sie schenkte der Holografie weitaus mehr Aufmerksamkeit als ihm.
Die Holografie zeigte das Modell, wie es mit seinem alabasterweißen Sockel auf einem Tisch stand. Aus dem Sockel ragte die etwa einen Meter hohe stilisierte Flamme aus Formenergie empor. Die Flamme wurde von innen her
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