1567 - Der russische Rambo
alte Ziel.
Er wollte Kontakt mit Karina Grischin aufnehmen. Er konnte sich dabei Zeit lassen, und er verließ sich voll und ganz auf die Kraft der anderen Seite. Er hatte sich ihr hingegeben. Im Komazustand war es zu den ersten Begegnungen gekommen, und Gogol hatte sich nicht verweigert.
Das würde auch weiterhin nicht geschehen.
Mit diesem Wissen verließ er sein Versteck und war froh, in einem sehr mächtigen Mann einen Helfer gefunden zu haben…
***
Wladimir Golenkow war der Mann mit den großen Beziehungen.
Es lag auf der Hand, dass wir Karina Grischin nicht im Krankenhaus lassen konnten. Sie musste weg. Und zwar irgendwohin, wo sie nicht so leicht zu finden war, sich aber in guter Gesellschaft und unter einem besonderen Schutz befand.
So etwas gab es. Besondere Häuser, die vom Geheimdienst finanziert wurden. In denen man unter sich war und gewisse Dinge in aller Ruhe durchziehen konnte.
Wladimir hatte uns von einer derartigen Klinik berichtet, und er würde dort auch nicht allein bleiben. Auch wir wollten zum Schutz der Agentin dort sein.
Das hatte noch Zeit, und so hatten wir uns zunächst in unser Hotel zurückgezogen. Der Tag neigte sich noch lange nicht seinem Ende zu und ich ging davon aus, dass wir auch die Nacht nicht in unseren Zimmern verbringen würden.
Suko wollte sich aufs Ohr legen. Seine Nerven konnte man nur bewundern, denn ich war mir sicher, dass ich keinen Schlaf finden würde. Ich war einfach zu aufgewühlt.
Und so schaute ich aus dem Fenster im sechsten Stock in eine Stadt hinein, die inzwischen rund 13 Millionen Einwohner hatte und sich noch immer weiter ausbreitete.
Es existierte der Luxus in der Innenstadt, in der der Verkehr Tag und Nacht niemals abbrach, und die so etwas wie ein Vorzeigeobjekt war, in der nur Menschen lebten, die das nötige Kleingeld besaßen. Und davon gab es inzwischen nicht wenige in Moskau. Hier waren viele sehr schnell reich geworden.
Man hatte gebaut, man hatte geklotzt, man konnte und wollte den Besuchern etwas bieten, aber es gab auch eine andere Seite der Stadt, die den meisten Fremden verborgen blieb.
Das waren die Ghettos. Diese riesigen Vorstädte mit ihren in den Himmel schießenden Einheitsbauten. Wohnblöcke wie Kasernen.
Der Himmel über der Stadt zeigte eine strahlende Bläue, verziert von einigen weißen Wattetupfern.
Ich schaute hinaus, doch meine Gedanken befanden sich woanders. So hatte ich kaum das Gefühl, die Stadt zu sehen. Ich hätte ebenso gut in London aus einem Fenster schauen können.
Hier ging es um ihn.
Um Luzifer!
Allein der Gedanke an ihn hinterließ bei mir einen Schauer.
Ich hatte ihn schon mehrmals erlebt und wusste auch, wozu er fähig war.
Es gab nur wenige Schwarzblüter, die mich an den Rand des Todes gebracht hatten. Luzifer gehörte dazu. Er war der große gefallene Engel und besaß eine unbeschreibliche Machtfülle. Menschen kamen gegen ihn nicht an, sie versuchten es meist gar nicht erst. Er hatte sich abgeschottet, und wenn er sich mit Menschen in Verbindung setzte, dann war er der alles bestimmende Faktor.
Wie bei Gogol!
Ich unterschätzte das blaue Licht keineswegs, von dem Karina Grischin gesprochen hatte. Wenn es tatsächlich aus Luzifers Dunstkreis stammte, dann hatten wir ein mächtiges Problem.
Am meisten natürlich Karina. Sie sollte aus dem Weg geräumt werden.
Dafür musste es einen Grund geben. War sie Luzifer denn auf die Zehen getreten, dass er sich so verhielt?
Aber diese Erklärung war mir zu einfach. Oder gab es da noch eine Zwischenstation, die den Namen Anatol Ruff o trug?
Wer genau war dieser geheimnisvolle Mensch, vor dem sogar Wladimir Golenkow Respekt hatte?
Ruffo war ein Mann, der andere Menschen mit seinem Geld totschmeißen konnte, und der sich jetzt offenbar auf eine andere Plattform der Macht begab, um sich an Dinge heranzuwagen, die normalerweise im Verborgenen lagen.
Macht und Magie!
Damit konnte man die Menschen beherrschen und besonders solche, die sehr einflussreich waren.
Wenn dieser Ruffo seine Machtposition einsetzte, dann musste er nur seine Beziehungen spielen lassen, um das zu erfahren, was er wollte.
Dann würde er bestimmt auch wissen, dass Wladimir Golenkow Unterstützung bekommen hatte, und er würde dann auch über Suko und mich Bescheid wissen.
Bestimmt hatte er auch erfahren, dass Gogols Plan nicht geklappt hatte und Karina weiterhin ihren freien Willen besaß. So etwas konnte einer wie Ruffo nicht auf sich beruhen lassen. Er würde alles
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