1567 - Der russische Rambo
daransetzen, um es zu ändern. Wenn ich daran dachte, brach ich nicht eben in große Jubelstürme aus.
Golenkow und ich hatten vereinbart, nicht über das normale Hoteltelefon zu sprechen, wenn wir uns kontaktierten. Da konnte es immer wieder jemanden geben, der mithörte. Wladimir würde mir eine Nachricht zukommen lassen, wenn er wusste, wohin wir fahren mussten.
Meine Gedanken irrten von Ruffo weg zu Gogol. Er war zu einem brutalen Killer geworden, weil man ihm in seinem komatösen Zustand manipuliert hatte. Und das war nicht irgendeiner gewesen, sondern die Macht des absolut Bösen.
Luzifer war wieder im Spiel. Und wenn er wieder mal an die Oberfläche stieg, dann nur, wenn seine Chancen entsprechend gut standen, und das stand außer Frage.
Irgendwann legte ich mich doch angezogen aufs Bett. Es konnte nicht schaden, wenn ich mich ausruhte und mich auf das vorbereitete, was eventuell auf mich zukam.
Mir fielen sogar die Augen zu, ich sank in einen Schlummer und hatte nicht mal irgendwelche Träume.
Ein Gonggeräusch weckte mich. Im ersten Moment wusste ich nicht, wo ich mich befand. Beim Aufrichten war es schon anders.
Jemand hatte an der Tür geläutet.
Ich ging hin und war dabei sehr vorsichtig. Meine Beretta hielt ich so gegen das rechte Bein gedrückt, dass die Waffe beim ersten Hinschauen nicht auffiel.
Durch den Spion sah ich, wer draußen stand. Eine Frau mittleren Alters in der Kleidung der Hausdame.
Ich dachte an eine Nachricht, die mir von Wladimir überbracht werden sollte, und öffnete.
Die Frau lächelte und sagte dabei: »Sie heißen John Sinclair?«
»Ja.«
»Dann habe ich etwas für Sie.« Sie zog einen Umschlag aus der Seitentasche und reichte ihn mir.
»Danke.«
»Machen Sie es gut.« Sie wandte sich um und ging davon.
Ich öffnete im Zimmer den Umschlag.
Es war die Nachricht, auf die ich gewartet hatte. Wladimir teilte mir in kurzen Worten mit, wo sich Karina jetzt befand.
Sie war in eine dieser geheimnisvollen Privatkliniken gebracht worden, deren Lage nur bestimmten Menschen bekannt war. Eine Wegbeschreibung lag der Nachricht nicht bei. Wladimir teilte mir mit, dass ich zu einer bestimmten Uhrzeit abgeholt werden würde und mich in der Hotelhalle bereithalten sollte. Er hatte auch nicht vergessen, eine Warnung zu schreiben, denn er glaubte daran, dass die andere Seite alles versuchen würde, um uns unter Kontrolle zu bekommen.
Damit rechnete ich auch. Aber noch war alles im grünen Bereich. Die Nachricht verbrannte ich in der Toilette und spülte die Reste weg.
Es blieb mir noch ungefähr eine Stunde Zeit bis zum Treffen.
Ich musste Suko wecken. Vielleicht konnten wir vorher noch eine Kleinigkeit zu uns nehmen.
Um ihn zu fragen musste ich nicht in sein Zimmer gehen, denn er erschien bereits in der Tür.
»Hat sich Wladimir schon gemeldet?«
»Hat er.« Ich gab ihm einen Bericht. Er war auch mit meinem Vorschlag einverstanden, etwas zu essen, und so fuhren wir nach unten.
Wir fielen nicht auf. Wir sahen aus wie zwei Touristen.
Im Hotel gab es drei Restaurants, wir nahmen das preiswerteste. Es gab dort keine Tische, sondern nur eine Bar oder Theke, an der getrunken und gegessen werden konnte.
Die Speisekarte hatten sich dem westlichen Fast-Food-Geschmack angepasst. So konnten wir unter Hamburgern und Hähnchen wählen, aber es gab auch einige Suppen und Salate.
Ich entschied mich für einen Hamburger. Suko gab sich mit Salat zufrieden. Zum Trinken bestellten wir Mineralwasser. Uns bediente ein junger Mann, der sein blondes Haar in der Mitte gescheitelt hatte.
Unser Essen wurde serviert, und mit dem Hamburger konnte man einigermaßen zufrieden sein. Wir sprachen in knappen Sätzen und sehr leise über die nahe Zukunft und gingen beide davon aus, dass Karina Grischin stark genug war, auch diesen Gogol zu überstehen. Zudem ließen wir sie ja nicht allein.
Dann musste ich einfach auf diesen Ruffo zu sprechen kommen und erkannte an Sukos Gesicht, dass ihn dieses Thema auch stark beschäftigte.
»Er ist die Person im Hintergrund.«
»Das denke ich auch.«
»Nicht Luzifer?«
»Der folgt anschließend. Ich gehe davon aus, dass er seinen Einfluss in diesem gewaltigen Reich ausbreiten will und kann mir vorstellen, dass auf Karina und Wladimir noch einiges zukommt.«
»Falls sie ihn nicht vorher klein kriegen.«
»Das wird bei dessen Einfluss und Machtfülle ein Problem sein, denke ich.«
Suko nickte und aß die letzten kleinen Blätter von seinem weißen Teller, der
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