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1567 - Die Auserwählten

Titel: 1567 - Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ist auch mein Fehler zu erklären. Ich wollte zuviel und habe nicht mehr den Preis bedacht."
    „Ich verstehe", flüsterte Hagea. Ihre Worte waren so leise, daß die beiden anderen kaum etwas davon hören konnten. „Gut, ich gehe mit dir."
    Bluda würde sich freuen, dachte sie. Aber sie selbst hatte furchtbare Angst. Ein paar Sekunden lang fragte sie sich, ob dieser Friedensstifter sie einfach überredet hatte; doch in seinen Worten waren keine verräterischen Muster gewesen.
     
    *
     
    Der Abschied von Dauho fiel ihr zunächst leichter als gedacht. Wie oft hatte sie spöttisch auf Neido herabgesehen, wenn sie der Faszination der Technik erlag - und nun ging es ihr in bescheidenem Rahmen selbst so. Das Schiff stellte ein wahres Wunder dar. Man konnte stundenlang darin herumlaufen und immer wieder Neues finden.
    Sie ließ sich den Linearantrieb erklären und fand heraus, weshalb beim Volk der Linguiden das Transmitter-Tabu existierte. Wann immer ein Linguide durch den Hyperraum transportiert wurde, egal ob per Transmitter, per Transition oder sonstwie, verlor er sein Kima.
    Kima ... Das eine Wort, das ausschließlich in der linguidischen Sprache existierte, nirgendwo sonst.
    Darunter fiel alles, was das Wesen eines Linguiden ausmachte. Einen solchen Verlust vermochte sich Hagea nicht einmal vorzustellen. Sie fröstelte dann und bekam Angst Deshalb dachte sie nicht oft daran. Der Gedanke beinhaltete eine furchtbare Drohung. Jeder Linguide wäre lieber gestorben, als ohne Kima dahinzuvegetieren.
    Hin und wieder zeigten die Mitglieder der Besatzung ihr Sektoren, die sie von allein nie besucht hätte. Bei diesen Männern und Frauen war sie sehr beliebt. Das lag an ihrer Neigung zu lockeren Spaßen; dennoch kam niemand auf die Idee, sie für oberflächlich zu halten. Sie war ein Kind, aber jedermann erwartete, daß Bury Comansor sie irgendwann offiziell zu seiner Schülerin machen würde.
    Sie hatte das Talent.
    Für ihr Wohl hätten die Besatzungsmitglieder alles geopfert, das Leben eingeschlossen.
    Und sie entdeckte, daß fremde Welten einen besonderen Zauber ausübten, jede auf ihre Weise.
    Hagea besuchte Lingora, die Stammwelt der Linguiden. Sie sah den Mond Sagno Ciff, außerdem Drostett und Taumond, zwei weitere Zentren linguidischen Lebens.
    In der ersten Zeit bekam sie Bury Comansor selten zu Gesicht. Der Friedensstifter war ein vielbeschäftigter Mann in dieser Zeit nach Monos’ Sturz. Doch in seiner Gefolgschaft fanden sich mehrere befähigte Schüler. Sie nahmen abwechselnd Hageas Unterricht in die Hände.
    Manchmal wurde sie auch gemeinsam mit Bransor Manella geschult - doch das kam nur hin und wieder vor, weil der andere ihr weit voraus war.
    Ein Jahr verbrachte Hagea so.
    Oft sehnte sie sich nach Dauho zurück. Sie fragte sich, wie es Bluda und Aerton wohl gehen mochte, ob das Leben mit den Riesen und den Roten möglich war. Abends, wenn sie allein in ihrer Kabine lag, weinte sie manchmal. In solchen Momenten stopfte sie alles Eßbare in sich hinein, auch wenn die Kost an Bord sich nicht mit den Beeren und Gemüsen von Dauho messen konnte.
    Hagea sah nicht mehr rundlich aus, sondern regelrecht dick.
    Eines Tages stellte Bury Comansor sie deswegen zur Rede. „Ich muß mit dir sprechen, Hagea."
    Sie hatte immer besser gelernt, die Zeichen zu deuten, jene Summe aus Körpersprache, Wortbedeutung und Situation, die ein Friedensstifter auf einen Blick erfaßte. So sah sie, daß ihr einiges bevorstand. Hagea verkrampfte innerlich. „Ich stehe zur Verfügung, Meister."
    „Das sehe ich", meinte der Alte ruhig. „Schau dich im Spiegel an. Du bist fett geworden. Also bist du unglücklich und verschlossen außerdem. Woran liegt das, Hagea?"
    „Das weiß ich nicht." Sie senkte den Kopf. „Vielleicht ist es Heimweh", vermutete er. „Und zugleich fehlt dir der nötige Ernst, dieses Heimweh zu überwinden. Ich weiß einen Weg dazu. Bisher durftest du an Bord tun und lassen, was du willst.
    Damit ist es ab heute vorbei. Jetzt beginnt für dich der Ernst, denn ich lasse nicht zu, daß du deine Anlagen verschwendest. Du hast keine Zeit zu verschenken. Du wirst an jedem Tag vierzehn Stunden mit meinen älteren Schülern verbringen oder Lektionen bearbeiten."
    „Ja, Meister."
    Bury Comansor verschwand so überraschend, wie er gekommen war. Hagea starrte noch lange auf die Tür, die sich längst wieder geschlossen hatte. Vierzehn Stunden. Wie, dachte sie verzweifelt, soll ich das schaffen? Dann aber gab sie sich einen

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