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1567 - Die Auserwählten

Titel: 1567 - Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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willst.
    Daß du am liebsten den ganzen Tag lang essen oder dich um die Gärten kümmern würdest. Oder herumstreunen. Darin sollst du ganz groß sein."
    „Das ist wahr."
    „Also stimmte ich zu, ins Riffo-System nach Dauho zu kommen. Wir drei trafen uns auf der Insel der Sprachschule. Dieses Treffen war sehr aufschlußreich für mich. Ich spürte das Talent wirklich, und zwar annähernd im selben Maß, wie es auch bei Bransor Manella der Fall ist."
    Comansor deutete auf den Jungen, der auf der Rückbank saß und jedes Wort in sich aufzunehmen schien. Dabei wirkte er respektlos und klug zugleich. „Was ist dabei?" fragte Hagea. „Viele Tausende Linguiden besuchen Sprachschulen."
    Comansor zog die dichtbewachsenen Brauen hoch. „Ich sehe erst jetzt, daß deine Augen wirklich geschlossen sind. Bransor Manella ist einer unter Millionen. Ebenso wie du."
    „Und was hat das mit dir zu tun?" gab sie verstockt zurück.
    Bransor Manella berührte sie sacht am Arm. „Der Meister will nicht, daß du in eine Sprachschule gehst. Du sollst mit uns kommen, in der MINVERDASS. Wir beide sollen unsere Ausbildung gemeinsam erhalten."
    Hagea riß die Augen auf. „Ich ... ich soll Dauho verlassen? Das ist nicht euer Ernst!
    Und das alles nur, um später einmal vielleicht eine Schlichterin zu werden? Onein, das will ich nicht."
    Ein milder Ausdruck stand in Bury Comansors Augen. Der Alte fuhr sich mit beiden Händen durch das lange, gepflegte Gesichtshaar. „Ich habe zuviel gesehen. Die Zeit, die ich habe, verwende ich nicht mehr auf die Ausbildung von Schlichtern. Öffne die Augen, Hagea! Worüber hat eigentlich dein Lehrer mit dir geredet? Die MINVERDASS ist das Schiff eines Friedensstifters!"
    Ein paar Sekunden lang brachte sie vor Überraschung kein Wort heraus. Die Friedensstifter ... Sie waren die angesehensten Persönlichkeiten ihres Volkes, Kopf und Seele zugleich. Und doch hatte sich Hagea aus einer unerklärlichen Scheu heraus nie mit ihnen befaßt. „Und ich soll mit diesem Friedensstifter sprechen?"
    Bransor Manella klatschte amüsiert in die Hände. „Du weißt wirklich wenig. Du sprichst bereits die ganze Zeit mit ihm. Bury Comansor ist der Meister."
    Ihr Herzschlag schien für die Dauer eines Augenblicks auszusetzen. Danach schoß ihr das Blut in den Kopf, Hagea brach vor Aufregung der Schweiß aus. Ihr Blick irrte ab auf die Weite des Meeres, die Inseln in der Nähe, die sich bildenden Wolken am Horizont. „Ich weiß, wie du dich fühlen mußt", sagte Bury Comansor. „Deshalb will ich dir jetzt erzählen, welchen Fehler ich begangen habe. Das nimmt dir vielleicht den Teil des Respekts, der fehl am Platz ist. Nun gut.
    In der Sprachschule wurde mir dein Talent bewußt. Es ging aus jedem Wort hervor, das ich von dir hörte. Aber du warst uneinsichtig. Daher beschloß ich, dich mit deinen eigenen Fähigkeiten zu konfrontieren. Die seltsame Konstellation der Fauna auf diesem bestimmten Archipel war uns bekannt. Und du wurdest von mir ausersehen, den Kontakt zwischen Linguiden und Pflanzen herzustellen. Dazu ist nur jemand mit außergewöhnlichem Talent imstande. Nämlich du."
    „Aber ... du hast kein Wort gesagt!"
    „Der Vorwurf trifft mich zu Recht. Ich habe euch alle mißbraucht. Die Koordinaten des Archipels, der besiedelt werden sollte, stammen von mir. Ich habe euch Gefahren ausgesetzt, die ich nicht berechnen konnte. Ich habe etwas getan, was ich niemals hätte tun dürfen.
    Friedensstifter dienen dem Ganzen, nicht sich selbst."
    Hagea konnte es fast nicht glauben.
    Einer der legendären Friedensstifter saß neben ihr, sie flogen ziellos über die Meere von Dauho. Und derselbe Friedensstifter bezichtigte sich selbst ihr gegenüber einer Verfehlung. „Friedensstifter werden oft an dem gemessen, was sie dem Reich der Linguiden hinzufügen", erklärte Bury Comansor. „Ich bezweifle, ob das gut ist. Aber du kannst von dir behaupten, schon als Kind etwas für alle gewonnen zu haben: nämlich den Nanameh-Archipel."
    „Ich verdiene keine Ehre dafür."
    „Das weiß ich. Aber du könntest sie dir verdienen, wenn du Fleiß zeigst. Ich biete dir an, mit uns auf die MINVERDASS zu gehen. Du wirst alle Welten der Linguiden sehen, jeden Tag lernen und nochmals lernen. Das ist mein größter Wunsch. Sieh, ich bin alt geworden. Die Fähigkeit des Friedensstiftens ist nicht für ewig gegeben, und ich stehe am Ende. Aber ich will noch für dich und Bransor Manella dasein, solange es geht. Damit nütze ich unserem Volk. So

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