1568 - Sklaven der 5. Dimension
Transmitterhalle des Hanse-Kontors vollkommen entsprach - nur daß eben der Transmitter selbst fehlte -, war vorbereitet worden. Hier hielten sich die erwartungsvollen Linguiden auf. Und hier wie im echten Transmitterraum wurden holografische Aufnahmen des Geschehens gemacht und jeweils an den anderen Ort übertragen und dort in naturgetreuen Hologrammen zeitgleich in den Raum projiziert.
Das Geschehen lief also in Wahrheit an zwei verschiedenen Orten ab. Aber jeder Beteiligte hatte den Eindruck, als fände es an einem einzigen Ort statt. Für das Gros der Bevölkerung an den 3-D-Kuben ließ sich erst recht kein Unterschied feststellen.
Als die große Stunde gekommen war, konnte die doppelte Live-Schau beginnen. Die Transmitterhalle des Hanse-Kontors war scheinbar bis in den letzten Winkel vollgepropft mit Linguiden und Geräten des Senders DIE STIMME KELAMAR TESSONS. Nur die Sende- und Empfangsplattformen in der Mitte der Halle waren frei.
An den beiden Längsseiten des Raumes waren zehnstufige Stehtribünen errichtet worden. An der einen kurzen Seite saßen in fünf Reihen übereinander die wichtigsten Regierungsvertreter von Bastis. Nur die gegenüberliegende Seite war frei, denn hier befanden sich die Ausgänge.
Anselm Mansdorf, Garth Bondelle und Phil Gentre waren als Vertreter des Hanse-Kontors und zugleich als Verantwortliche für die Bereitstellung des Materietransmitters zugegen. Sie hielten sich bei den Schaltpulten nahe den Plattformen auf.
Bei ihnen befanden sich auch Michael Rhodan und die Transmitter-Spezialistin Wuma Londike.
Die Frau und Gentre bedienten und überwachten gemeinsam die Systeme der Transmitteranlage.
Ein kleines Kommando aus terranischen Robotern stand als Eingreifreserve für den Kontorchef zur Verfügung, denn so ganz traute der dem Frieden nicht, der hier herrschte.
Anselm Mansdorf hatte die Behörden von Panassa in den letzten Tagen über die Zwischenfälle mit den Hyperraum-Scouts informiert. Man war auch dort vorbereitet, aber man dachte nicht daran, etwas gegen den geplanten Transmittersprung des Friedensstifters zu unternehmen.
Erst zehn Minuten vor dem festgelegten Zeitpunkt wurde der Empfangstransmitter auf Bereitschaft geschaltet.
Schon Sekunden später begannen einzelne Signallampen zu flackern.
Phil Gentre stieß einen leisen Fluch aus. „Da macht sich wieder etwas zu schaffen. Vermutlich ein Scout. Aber ich habe die Sicherheitspegel so hoch eingestellt, daß er den Empfänger nicht aktivieren kann."
Michael Rhodan warf Wuma Londike einen fragenden Blick zu. „Ich sehe keine Gefahr", meinte die Spezialistin.
Die Minuten verstrichen. Dann kam der Sendeimpuls, und er kam eindeutig von Lingora. „Eine Überlagerung! Ein zusätzlicher Impuls!" zischte Wuma Londike aufgeregt. „Es ist aber schon zu spät für einen Abbruch."
Das Empfangsfeld baute sich blitzartig auf und spie zwei Objekte aus.
Einen nahezu formlosen Klumpen biologischen Zellmaterials. Und einen bis zur Unkenntlichkeit verbeulten Roboter.
Schreie des Entsetzens brandeten auf, denn die Offiziellen und die Zuschauer hatten natürlich Kelamar Tesson erwartet. Es geschah alles so schnell, daß auch die Leute des Senders DIE STIMME KELAMAR TES-SONS die Projektionen nicht abschalten konnten.
Michael Rhodan sprang nach vorn. Was das formlose Ding war, konnte er sofort an der kleinen Antigravplattform erkennen, die aus der breiigen Masse ragte und in mehrere Teile zerlegt worden war.
Exeters Fortbewegungsmittel!
Den Spezialisten war sofort klar, was passiert war. Der Hyperraum-Scout hatte versucht, sich in den Sendeimpuls einzufädeln und hier zu materialisieren. Er hatte sich mit dem Roboter, der nur von Lingora aus geschickt worden sein konnte, vermischt und dabei den Tod gefunden.
Die aufgeregten Stimmen waren noch nicht verstummt, als das Signal eines zweiten Impulses hörbar wurde.
Wieder baute sich das Empfangsfeld auf.
Zur Überraschung aller trat diesmal Kelamar Tesson unversehrt und lächelnd aus dem Transmitterfeld. „Er hat meine Warnung zumindest beherzigt", wandte sich Michael Rhodan an den Kontorchef. „Er hat einen Roboter vorgeschickt. Das war sein Glück. Hätte er das nicht getan, so hätte sich sein Körper mit dem Exeters vermengt, und beide wären umgekommen."
Mit dem Eintreffen des Friedensstifters legte sich die Aufregung schnell wieder.
Auf dem Raumhafen reagierten jedoch die linguidischen Sicherheitsorgane. Es war klar, gegen wen sich der Zorn wandte - gegen Chukdar.
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