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157 - Das Erbe der Alten

157 - Das Erbe der Alten

Titel: 157 - Das Erbe der Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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schlägt?«
    »Du denkst an Maya Joy Tsuyoshi, Großvater?«
    »An wen sonst, Reza Gundol? Wenn du also Gelegenheit hast, für Aufsehen erregende Hiobsbotschaften im Zusammenhang mit dem Tsuyoshi-Hybriden zu sorgen, dann halte dich keinesfalls zurück.«
    ***
    Chandra und Windtänzer kannten Seitengänge und Wendeltreppen, auf denen man die unterste Ebene der Seegrotte erreichen konnte, ohne den zeitraubenden Rückweg über die Kuppelhalle und die Aufzüge nehmen zu müssen. Die fugenlos in die Felswand eingelassene Luke zur Wendeltreppenröhre verschloss die Frau aus Elysium mit ihrem persönlichen Farbcode. Auf der Ebene darunter ließen sie Schwarzstein als Wachposten zurück. Er sollte nach möglichen Verfolgern spähen und lauschen. Darin verstand er sich besonders gut, wie er versicherte.
    Trotz der geheimen Abkürzung brauchten sie fast eine Stunde, bis sie den Grund der Grotte erreicht hatten.
    Eine Art Wandelgang umgab hier den See ringförmig. Eine an die zwei Meter dicke Felswand schirmte den Ringgang zum See hin ab. Alle sechs oder sieben Schritte führten ausgetretene Stufen durch niedrige, bogenförmige Durchbrüche auf erhöhte Steinsimse hinab, die sternförmig Richtung See führten, ein paar Meter davor jedoch endeten. Einige Steinsäulen ragten an einer Stelle des Ufers auf.
    »Die ganze Anlage war von Sand und Geröll verschüttet«, flüsterte Chandra. »Unsere Vorfahren haben sie in jahrzehntelanger Arbeit wieder frei gelegt: die Grotte, den See, die Steintafeln, einfach alles…«
    Matthew riss sich vom Anblick der Seegrotte und des einsamen Alten am Ufer los. »Ist das dort eine Steuereinheit?«, fragte er und wies auf eine hüfthohe Stele, die in Ufernähe aus dem See ragte.
    »Gut erkannt«, entgegnete Chandra Tsuyoshi. »Über ihre Funktion wissen wir allerdings so gut wie nichts. Das Risiko, sie ohne Kenntnis der Inschriften zu bedienen, war zu groß.«
    Die Waldleute beteiligten sich nicht an der Unterhaltung.
    Windtänzer hatte nur Augen für den See und den Uralten.
    Aquarius stand neben ihm und schien in einen Trancezustand zu gleiten. Sie verhielten sich wie Männer, die keine Verfolger zu fürchten hatten. Den Tumult in der Taxihalle nach ihrer Abfahrt hatten sie vergessen, wie es aussah.
    »Die Maschinen der Alten liegen unter dem See verborgen«, fuhr Chandra fort. »Mit einem speziellen Ultraschallverfahren wurden bis in eine Tiefe von siebenhundert Metern künstliche Konstruktionen im Fels festgestellt.«
    Drax schwindelte. »Hat man herausfinden können, warum der Strahl noch immer funktioniert – nach dreieinhalb Milliarden Jahren?«
    Chandra zuckte mit den Schultern. »Die Wissenschaftler sind sich darüber einig, dass die Energiequelle im Inneren des Planeten liegen und natürlichen Ursprungs sein muss. Zurzeit wissen wir aber nicht einmal genau zu sagen, welche der Maschinen überhaupt aktiv sind.«
    Matt Drax sah Chandra ins Gesicht, während sie erzählte.
    Ihre dunkelblauen Mandelaugen schienen zu leuchten. Schöne Augen eigentlich, extrem schöne Augen sogar. Für einen Moment glaubte der Mann von der Erde darin zu versinken.
    Doch schon im nächsten straffte sich seine Gestalt und er wandte sich wieder dem See zu. »Wo sind die Schriftzeichen, von denen Sie gesprochen haben?«
    Sie deutete zum Ufer. »Auf den Steinsäulen.«
    »Dann lasst uns hingehen. Ich will sie lesen…«
    Das bläuliche Licht war intensiver hier unten; der See sah auf die Entfernung wie eine aus sich selbst leuchtende Eisfläche aus, über der blauer Nebel schwebte. Deutlich konnte der Mann aus der Vergangenheit den Uralten zwischen zwei Steinsäulen hocken sehen.
    Der Weltenwanderer kniete in kerzengerader Haltung auf den Fersen sitzend. Ob er die Augen geöffnet und geschlossen hatte, war nicht genau auszumachen, doch dass er vollkommen ruhig saß, das konnte Matthew Drax erkennen. Er wollte zu ihm und machte Anstalten, die erste Stufe des nächstbesten Durchgangs zu betreten.
    »Nicht.« Windtänzer streckte den linken Arm an seinem Gesicht vorbei gegen den Felsrahmen des Durchgangs und versperrte dem Erdmann so den Weg. »Wir dürfen ihn nicht stören.«
    »Was tut er denn da?«
    »Sagte ich nicht, dass sein Geist in den Strahl eingetaucht ist?« Windtänzer gab sich schroff.
    »Aber was bedeutet das?« Auch Chandras Neugier war geweckt. Offenbar wussten die Städter recht wenig über ihre Nachbarn in den Wäldern.
    »Das müsst ihr Sternsang schon selbst fragen«, sagte Windtänzer sehr ernst.

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