157 - Der Alchimist des Satans
gebracht.«
»Ich beschaffe Ersatz«, sagte Swift. »Was, wenn ich an einem Ersatz nicht interessiert bin?« fragte Loretta lauernd. »Du hast das Mädchen fortgebracht. Wärst du bereit, es zurückzubringen?«
Sie ist eine Teufelin! schrie es in Swift, und es zerriß ihm fast das Herz.
»Warum muß es unbedingt Ireen sein?« fragte er verzweifelt. »Warum darf es kein anderes Mädchen sein?«
»Weil ich mich für sie entschieden habe«, sagte Loretta Thaxter rauh. »Überleg dir deine Antwort genau!« empfahl sie ihm. »Du kannst dein Leben behalten, wenn du mir Ireen bringst. Bist du damit einverstanden?«
Swift wollte sofort nein sagen, aber dann preßte er die Lippen fest zusammen, damit ihm die ablehnende Antwort nicht entschlüpfte, denn sie wäre seinem Todesurteil gleichgekommen. Fiebernd überlegte er. Sagte er nein, starb er sofort, sagte er ja, gab es für ihn zumindest erst einmal einen Auf-
schub. Dann ließ Loretta ihn frei. Sie mußte ihn gehenlassen, damit er Ireen holte, und wenn er erst einmal bei Ireen war, konnte er mit ihr fliehen -irgendwohin. Nach Irland, nach Schottland, auf den Kontinent oder nach Amerika. Nur weit genug weg von diesem rothaarigen Teufelsweib.
Er nickte langsam, spielte den Gebrochenen. »Ja«, röchelte er. »Du hast gewonnen. Ich werde dir Ireen Perry bringen.«
»Eine kluge Entscheidung.«
»Das Hemd ist einem doch näher als der Rock«, sagte Stephen Swift niedergeschlagen.
Loretta lachte laut, warf den Kopf zurück und schüttelte ihre rote Mähne. »Dachtest du wirklich, ich würde darauf hereinfallen?«
Er schaute sie entsetzt an.
»Du denkst doch nicht im Traum daran, mir dieses Mädchen auszuliefern. Fliehen würdest du mit ihr, am liebsten auf einen anderen Kontinent.«
Stephen Swift blieb vor Schreck fast das Herz stehen. »Nein, das ist nicht wahr. Ich habe eingesehen, daß ich mich nicht gegen dich stellen darf…« Er versuchte zu retten, was nicht mehr zu retten war, redete ununterbrochen auf die rothaarige Frau ein - beschwörend, bittend, flehend.
Es nützte nichts. Er hätte es wissen müssen.
»Bestraft ihn!« befahl Loretta Thaxter ihren Vertrauten, die bis jetzt reglos dagestanden hatten.
Jetzt regten sie sich, und ein aggressives Knurren entrang sich ihren Kehlen. Sie öffneten den Mund, und Stephen Swift erblickte ein kräftiges Raubtiergebiß mit langen Reißzähnen. Er zerrte wie verrückt an den Stricken und brüllte: »N-e-e-i-i-i-n! Tut es nicht!«
Aber die Unholde kümmerten sich nicht darum. Mitleidlos stürzten sie sich auf den Gefangenen und führten Loretta Thaxters herzlosen Befehl aus.
***
Velda Hunnicutt zeigte uns unsere Zimmer. Ich bekam das, in dem Harris Teague die vergangene Nacht verbracht hatte. Vielleicht rief das Dwight Yulin demnächst auf den Plan. Teague schaute kurz vorbei, um Ginny mitzuteilen, daß er dringend geschäftlich verreisen müsse. In Dublin wartete angeblich ein Bombenauftrag auf ihn, den er sich nicht entgehen lassen konnte.
»Wann kommst du zurück?« wollte Ginny wissen.
»Kann ich nicht sagen«, antwortete er. »Länger als vier Tage bleibe ich bestimmt nicht fort. Ich rufe dich täglich an, okay?« Er küßte Ginny vor uns, warf einen gehetzten Blick auf seine Uhr und sagte: »Ich muß zum Flugplatz.«
Wir hörten ihn mit quietschenden Reifen abfahren. Es hatte den Anschein, als wäre er auf der Flucht.
Jenny lernte allmählich das Haus kennen. Die Katze schnüffelte in jede Ecke, und manchmal peitschte ihr Schwanz aufgeregt hin und her, doch jedesmal, wenn wir dachten, Jenny hätte das Versteck der Mini-Männer gefunden, stellte es sich als falscher Alarm heraus.
Mr. Silver legte unsichtbare magische Fallen aus, die für uns ungefährlich waren.
Er zeichnete Kreise und Symbole auf den Boden, ließ Silbermagie fließen, die nur ganz kurz zu sehen war und dann verschwand ohne ihre Wirkung zu verlieren.
Natürlich hielten solche Fallen nicht ewig, aber doch immerhin einige Tage. Danach hätte der Ex-Dämon sie erneuern müssen.
Wir nahmen uns das Haus getrennt vor. Mr. Silver begann mit der Suche auf dem Dachboden, ich im Keller. Ich rief Yulin - obwohl ich nicht wußte, ob er mich hörte - und ließ ihn wissen, was ihn erwartete, wenn ich ihn erwischte. Ich wollte ihn damit aus der Reserve locken. Vielleicht schickte er Zachary vor. Auch er wäre mir recht gewesen, doch keiner der beiden Mini-Männer zeigte sich.
Mr. Silver und ich würden uns in der Mitte treffen, aber damit war die
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