157 - Der Alchimist des Satans
Swift mißhandelt und an die schwarzen Säulen gebunden hatten.
Langsam stieg die rothaarige Frau die Stufen hinauf. Stephen Swift wollte etwas sagen, doch er brachte keinen Ton heraus. Er schluckte trocken, und ein brennender Schmerz saß in seiner zugeschnürten Kehle. Wenn ich mich doch bloß nie um diesen Job beworben hätte, dachte er.
Früher hatte er die Gäste eines Pubs nahe dem Picadilly Circus bedient. Er war mit den Leuten gut ausgekommen, war beliebt gewesen. Es hatte keinen Grund gegeben, wegzugehen -außer einem: Im »Hell Gate« war mehr Geld zu verdienen. Aber Geld ist nicht alles im Leben, zu dieser Einsicht war Swift inzwischen gekommen, wahrscheinlich zu spät.
»Neugier ist ein lästiges Laster«, bemerkte Loretta mit verächtlich herabgezogenen Mundwinkeln.
»Ich hatte kein Recht zu spionieren«, klagte sich Stephen Swift an, um die rothaarige Schöne milde zu stimmen. »Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Aber wie konnte ich wissen, welch großes Geheimnis sich hinter diesem Club verbirgt. Zunächst fiel mir nur auf, daß hier einiges sehr merkwürdig ist.«
»Dabei hättest du es bewenden lassen sollen«, sagte Loretta Thaxter hart. »Statt dessen mußtest du unbedingt Detektiv spielen. Je mehr du erfuhrst, desto mehr wolltest du wissen - bis du alles wußtest.«
»Es erschreckte mich zu Tode«, gestand der Gefangene.
»Aber es schreckte dich nicht ab!« erwiderte die rothaarige Frau energisch. »Du hast eine noch größere Schuld auf dich geladen!«
»Du mußt das verstehen«, entgegnete der Unglückliche mit belegter Stimme. »Ich habe mich in dieses Mädchen verliebt !«
»Und für Liebe soll ich Verständnis aufbringen? Erwartest du das im Ernst?«
Swift senkte langsam den Kopf. »Nein«, antwortete er leise. »Nein, du weißt nicht, was Liebe ist. Du kennst dieses Gefühl nicht, weißt nicht, welche Macht es über einen hat. Man kann sich nicht dagegen wehren. Die Liebe ist ungeheuer stark. Sie kommt über dich wie eine Naturgewalt, wie ein Sturm, der dich packt und mitreißt Du kannst nichts dagegen tun, denn diese Kraft ist stärker als alles, was du ihr entgegensetzen könntest. Du denkst nicht mehr rational, bist bereit, für den geliebten Menschen jedes Risiko einzugehen, jedes Opfer zu bringen. So war es bei Ireen Perry und mir. Ich konnte nicht dagegen an.«
»Jedes Opfer bist du bereit zu bringen«, sagte Loretta Thaxter verständnislos. »Du Narr. Was hast du davon?«
»Ireen ist in Sicherheit.«
»Ja, aber dafür mußt du sterben. Wo ist der Gewinn?«
»Ich konnte doch nicht zusehen, wie ihr Ireen…«
»Warum nicht?«
»Ich habe es dir doch schon erklärt. Wenn man liebt, will man nicht, daß dem anderen so etwas zustößt.«
»Also hast du dein Leben aufs Spiel gesetzt und Ireen zur Flucht verholfen, obwohl du die Strafe kanntest?« sagte Loretta Thaxter schneidend.
»In dieser Situation denkt man nicht daran, außerdem hofft man, daß man unentdeckt bleibt.«
Loretta lachte höhnisch. »Du hattest Pech, wir waren zu aufmerksam. Und nun befindest du dich in meiner Gewalt. Du weißt, welche Strafe auf das Verbrechen steht, das du begangen hast«, sagte die Rothaarige emotionslos.
»Der Tod«, antwortete Swift gepreßt, »aber wenn du mich tötest, machst du einen Fehler.«
Sie hob verwundert eine Augenbraue. »Woher willst du das denn wissen?«
»Ich könnte dir noch sehr nützlich sein, laß es mich beweisen.«
»Ein Mann wie du ist jederzeit zu ersetzen. Es gibt viele deines Schlages. Sie lassen sich vom Geld blenden, fliegen darauf zu wie Motten zum Licht. Ich brauche nur meine Wahl zu treffen, und diesmal suche ich mir einen aus, der nicht neugierig ist, der nur seine Arbeit tut und sich sonst um nichts kümmert.«
»Ich würde mich von nun an auch nur noch auf meine Arbeit konzentrieren«, versprach Stephen Swift nervös. »Alles andere würde mich nicht mehr interessieren.«
»Was du getan hast, muß bestraft werden.«
»Laß es mich wiedergutmachen«, bettelte Swift. Loretta erwiderte nichts. War das ein gutes Zeichen? Durfte er hoffen? Er setzte sofort nach. »Bitte!« sagte er eindringlich. »Du kannst von mir alles verlangen. Wenn du mir mein Leben läßt, bin ich bereit, dir bedingungslos zu gehorchen.«
Es blitzte kurz in Lorettas Augen. »Alles? Du würdest wirklich alles tun?«
»Ja!« beeilte sich der Gefangene zu sagen. »Wenn ich am Leben bleiben darf, bin ich für alles zu haben.«
»Du hast Ireen Perry in Sicherheit
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