157 - Der Alchimist des Satans
dieses ungeschriebene Gesetz verstieß, mußte mit einer drakonischen Strafe rechnen.
Und es gab auch noch andere, wichtigere Gesetze, denen sich alle zu fügen hatten, denn der Club hieß nicht nur »Höllentor« - er war tatsächlich eines.
***
Sie »wohnten« in einem alten Eichenschrank, der keine Rückwand hatte. Das war ihr Versteck, hierher zogen sie sich zurück. Der Schrank stand auf dem Flur in der Nähe der Treppe. Altes Zeug wurde darin aufbewahrt. Der Alchimist lag auf einer dicken Wollmütze und schmiedete Pläne. Harris Teague, der Mann, den sie töten wollten, befand sich nicht mehr im Haus, und Zacko war im Moment als Kundschafter unterwegs. Yulin hatte ihm aufgetragen, die Hunnicutts zu belauschen, damit sie rechtzeitig erfuhren, was die Familie gegen sie zu unternehmen gedachte.
Wut rumorte in seinen Eingeweiden, wenn er an den mißlungenen Mordanschlag dachte. Er war nicht durch ihre Schuld schiefgegangen, dennoch ärgerte sich der Alchimist maßlos darüber. Aber es war noch lange nicht aller Tage Abend. Der Krieg hatte eben erst angefangen, und Yulin hatte noch viele Register zu ziehen.
Das Haus mußte wieder ihm gehören, ihm allein. Er haßte diesen lärmenden Trubel, haßte es, sich in seinem eigenen Haus verstecken zu müssen, wollte sich wieder frei und ungezwungen bewegen können. Da sich die Hunnicutts allem Anschein nach nicht verjagen lassen wollten, war ihr Tod die Alternative.
Alle drei müssen sterben, überlegte Dwight Yulin grimmig.
Er legte jedoch keine Reihung fest. Sie würden sterben, wie sich die Gelegenheit ergab, an sie unbemerkt heranzukommen. Jeder Tag mußte für diese verfluchte Familie lebensgefährlich werden. Strom, Feuer, Gas - vieles ließ sich gegen die Hunnicutts einsetzen.
Daß sich gestern nacht ein Dämonenjäger namens Tony Ballard und dessen Freund, der Ex-Dämon Mr. Silver, im Haus nach ihnen umgesehen hatten, war Yulin bekannt.
Nun trafen die beiden wieder ein, Yulin hörte ihre Stimmen.
Sie werden uns wieder nicht finden, sagte sich der Alchimist. Das Eintreffen der beiden Männer ließ ihn kalt. Selbst wenn sie das ganze Haus zerlegen, brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, meinte Yulin. Sie können nicht überall gleichzeitig sein. Sie können uns nicht erwischen. Wir brauchen nicht einmal besonders vorsichtig zu sein.
Yulin war sehr zuversichtlich. Er konnte Zackos Erregung nicht verstehen. Schwitzend und völlig außer Atem kroch der Bucklige ins Versteck.
»Hast du dich im Spiegel gesehen?« fragte Yulin grinsend. »Hat dich dein Ebenbild so sehr erschreckt?«
»Tony Ballard und Mr. Silver sind wieder hier!« keuchte der Bucklige.
»Ist mir bekannt. Sie sind nicht gerade leise. Hab keine Angst vor ihnen. Sie werden bald wieder unverrichteter Dinge mit hängenden Köpfen abziehen.«
»Sie haben die Absicht, in unserem Haus zu wohnen, Herr.«
»Dann werden wir auch gegen sie Vorgehen«, sagte Yulin.
»Gegen einen Riesen wie Mr. Silver?«
»Auch er hat irgendwo seinen schwachen Punkt. Wir werden ihn finden«, behauptete der Alchimist. »Wovor fürchtest du dich denn so sehr? Selbst wenn sie das Haus Stein für Stein abtragen und wieder aufbauen, werden Sie uns nicht finden.«
»Das mag auf sie zutreffen, aber sie haben Hilfe mitgebracht«, sagte Zacko mit kratziger Stimme.
»Hilfe?« fragte Yulin auf horchend.
Zacko wischte sich den Schweiß von der Stirn und nickte höchst beunruhigt.
»Eine Katze!« sagte er heiser.
***
Zur Zeit war das »Höllentor« geschlossen, der Clubbetrieb ging erst abends los. Tagsüber wurden die Räumlichkeiten auf Hochglanz gebracht, Reparaturarbeiten vorgenommen, neue Attraktionen geprobt, doch heute geschah nichts von all dem. Loretta Thaxter brauchte den Club für etwas anderes.
Ein Mann sollte bestraft werden: Stephen Swift.
Er hatte die ungeschriebenen Gesetze mißachtet. Nun stand er auf der Bühne des »Hell Gate«, links und rechts ragten schwarze Marmorsäulen auf, an die Swift mit widerstandsfähigen Stricken gefesselt war.
Er stand in der Mitte, die Arme waagrecht ausgestreckt, die Beine gegrätscht. Grelles Scheinwerferlicht schmerzte in seinen Augen. In seinem Gesicht waren Spuren von Schlägen zu sehen. Er war mißhandelt worden, doch er wußte, daß das noch gar nichts war im Vergleich zu dem, was in Kürze auf ihn zukam.
Es hatte den Anschein, als wäre er allein, doch er wurde bewacht.
Stephen Swift hatte im »Hell Gate« als Kellner gearbeitet. Wie die anderen war er als
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