1574 - Töte mich, dunkler Spiegel
Vergleich in den Sinn kam.
Der Mann war ein Mönch!
Er trug eine dunkle Kutte, deren Kapuze hochgeschlagen war und das Gesicht freiließ. Der Scheinwerfer traf mit seinem Licht den Rücken des Mannes, trotzdem waren wir in der Lage, das Gesicht zu erkennen. Wir sahen den Bart, der Wangen, Oberlippe und Kinn bedeckte. Dichte Brauen wuchsen über den Augen, die das Einzige waren, was den Mann von einem normalen Menschen unterschied.
Seine Pupillen waren grün. So wie bei Lena und Kid.
Jetzt hatten wir den endgültigen Beweis, dass die beiden zu ihm gehörten.
Er war erschienen. Seine Hände sahen wir nicht. Sie waren in den breiten Öffnungen der Ärmel verschwunden. Er tat auch nichts, schaute nur und schien abzuwarten.
Ich suchte mit meinen Blicken die Spiegelfläche ab, um dort eine Veränderung zu entdecken, aber sie sah weiterhin undurchdringlich und widerstandsfähig aus.
War das alles?
Daran glaubten weder Suko noch ich. Und wir sollten uns nicht geirrt haben.
Im Hintergrund dieser grünlich dunklen Feuerwelt geschah etwas. Wir sahen es nicht so deutlich, aber die Bewegungen waren schon zu erkennen, auch wenn sie noch außerhalb des Lichts lagen.
Bis etwas in den Widerschein der Feuer geriet, und jetzt war es zu erkennen. Nicht nur für Suko und mich, auch für die beiden hinter uns stehenden jungen Leute.
Lena Wilcox erklärte, was sie sah. »Da sind sie ja. Das sind Susan und Percy.«
Kein Irrtum. Wir sahen sie ebenfalls. Und sie kamen auch näher, sodass sie für uns deutlicher wurden. Die beiden schwammen in diesem grünlichen Licht, nahmen jedoch immer wieder ein anderes Aussehen an, wenn sie in den Schein der Feuer gerieten.
Der junge Mann trug auf seinem Kopf eine Kappe. Er hielt Susan an der Hand fest, und beide bewegten sich im Gleichschritt auf uns zu, sodass es aussah, als würden sie den Spiegel in den nächsten Sekunden verlassen.
Wir warteten noch mit einer Aktion. Beide waren wir sicher, dass noch etwas geschehen würde, denn grundlos hatte der Unbekannte die zwei nicht erscheinen lassen.
Aber sie waren bereits so nahe herangekommen, dass wir ihre grünen Augen sahen.
»Die stehen voll unter seiner Kontrolle«, sagte Suko.
»Sicher.«
Plötzlich hielten sie an und richteten ihre Blicke nach vorn.
Und wie abgesprochen hoben beide ihre freie Hand an. Es war ein Zeichen, ein Wink, der nicht uns galt. Er war für Lena und Kid gedacht, was wir auch bald zu hören bekamen, denn hinter uns klang Lenas Stimme auf.
»Die meinen uns, Kid.«
»Ja, ich spüre es.«
»Und jetzt?«
»Wir sollen zu ihnen kommen. Ich kann ihre Stimmen hören. Sie sind in meinem Kopf. Ja, sehr deutlich jetzt. Sie rufen uns.«
»Willst du denn gehen?«
»Wir müssen.«
Suko und ich hatten uns nicht eingemischt. Wir wussten, dass wir vor einer wichtigen Entscheidung standen. Wir würden die jungen Leute nicht daran hindern, zu ihren Freunden zu gehen, da sie uns den Weg freimachen sollten.
Ich schaute mich um.
Es war der Moment, an dem sich die beiden in Bewegung setzten. Sie hielten sich weiterhin an ihren Händen fest. Ihre Blicke waren nach vorn gerichtet. Sie schauten weder nach rechts noch nach links. Für sie gab es nur den Spiegel.
Sie näherten sich uns, und so war es uns möglich, ihre Gesichter besser zu sehen.
Bisher hatten sich darin hatte stets die Emotionen widergespiegelt, ausgenommen die grünen Augen, die eine unnatürliche Starre zeigten.
Jetzt waren die Gesichter ohne Leben. Sie standen voll und ganz unter dem Einfluss des Mannes, der aus dem Spiegel schaute und darauf wartete, dass auch Lena und Kid zu ihm kamen. »Tun wir was?«, fragte Suko.
»Nein, wir lassen sie passieren.«
»Aber wir bleiben ihnen auf den Fersen.«
»Das sowieso.«
Wir waren für Lena und Kid nicht mehr interessant. Als sie an uns vorbeigingen, gönnten sie uns nicht einen Blick. Wir waren Luft für sie geworden, und auch das Zittern an ihren Körpern war verschwunden.
Im Spiegel warteten ihre Freunde. Sie hatten eine angespannte Haltung eingenommen, als wollten sie jeden Augenblick nach vorn springen, um die anderen zu sich zu holen.
Sie taten es nicht. Sie winkten auch nicht mehr. Sie mussten nichts tun, denn Lena und Kid waren auf dem Weg zu ihnen. Es waren nur noch zwei Schritte, dann hatten sie das Ziel erreicht.
War die Spiegeloberfläche noch hart?
In uns wuchs die Spannung. In den folgenden Sekunden musste es sich entscheiden, und die beiden wussten, Was sie zu tun hatten.
Sie streckten ihren
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