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1576 - Die Leichengasse

1576 - Die Leichengasse

Titel: 1576 - Die Leichengasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erkennen.
    Ungewöhnlich war es schon, weil die Gasse ansonsten leer war.
    Aaron Grant sagte nichts. Er stand neben uns, schwitzte und fühlte sich alles andere als wohl.
    »Kommen Sie«, sagte ich, »wir müssen Ihren Bruder finden.«
    Jetzt lachte er auf. »Was wollen Sie denn gegen ihn ausrichten, Sinclair? Sie wissen ja nicht, auf wen Sie treffen werden. Elias ist kein Mensch, das war er nie. Er ist ein Monster. Und er hat sich immer weiter entwickelt. Er ging einen anderen Weg als ich. Er war immer der Stärkere, und er hat mich dazu gezwungen, den Beruf des Bestatters zu ergreifen. Ja, so ist das gewesen.« Er wischte über seinen Mund. »Wir waren nicht immer zusammen, aber wir haben uns nie aus den Augen verloren.«
    »Klar. Zwillinge sind eben etwas Besonderes. Aber wie ist er zu einem Ghoul geworden?«
    »Das muss schon bei seiner Geburt in ihm gesteckt haben.«
    »Sie hatten doch Eltern.«
    »Kann sein.«
    »Wieso?«
    Er winkte ab. »Ich habe es vergessen. Sie haben Elias abgegeben. Da war er noch klein. Sie wussten, dass er nicht normal war. Er hat dann seinen Platz auf einem alten Friedhof gefunden. Das habe ich später erfahren. Dort muss dann etwas passiert sein, womit die Eltern nicht gerechnet hatten. Da ist er wohl in die Fänge der Richtigen geraten, denke ich.«
    »Genau«, murmelte ich.
    Es passte alles. Bestimmt hatte auf dem Friedhof ein Ghoul gelebt. Der hatte dann das Kind gefunden, es nicht getötet, dafür groß gezogen und in ihm so etwas wie einen Nachfolger gesehen, der dann wieder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt war und mit dem Bruder Kontakt aufgenommen hatte.
    »Was ist mit Ihren Eltern geschehen?«
    »Es gibt sie nicht mehr.«
    »Sie sind tot?«
    »Ja. Sie waren plötzlich beide verschwunden.« Er holt tief Luft. »Ich kann mir vorstellen, dass sich Elias auf seine Weise bei ihnen bedankt hat.«
    »Ich verstehe.« Mehr wollte ich nicht hören. Es musste nicht alles ausgesprochen werden.
    Wir standen längst nicht mehr am Fenster und im Schein des Kerzenlichts. Wir waren auf dem Weg zum Ende der Leichengasse.
    Es hatte sich nichts verändert. Es gab keine Störung, wir hörten keine fremden Geräusche, und so hing ich meinen Gedanken nach. Ich fragte mich, in welch einer Welt oder dämonischen Dimension wir gelandet waren. Eine Antwort darauf wusste ich nicht. Dafür waren die Dämonenreiche einfach zu vielschichtig.
    Suko war schon vorgegangen und kniete neben dem Gegenstand, den wir bereits aus der Entfernung gesehen hatten. Auch ich sah jetzt, dass es sich tatsächlich um einen Menschen handelte.
    Wenig später standen Aaron Grant und ich neben dem Mann mit dem hässlichen Kopf und hörten Sukos Kommentar.
    »Er ist bewusstlos.«
    Ich hatte mich umgeschaut und die Peitsche entdeckt, die auf dem Boden lag. »Und was sagst du dazu, Suko?«
    »Noch nichts.«
    Jetzt stand uns Aaron Grant zur Seite. »Die Peitsche gehört ihm.« Er nickte zu dem Bewusstlosen hinab.
    Überrascht waren wir von seiner Aussage nicht.
    »Dann kennen Sie ihn?«, fragte Suko.
    »Er hat für mich gearbeitet.«
    »Dann hat er Ihnen auch beim Abtransport der Leichen geholfen, nehme ich an.«
    »So ist es.«
    »Und wer hat noch für Sie gearbeitet?«
    »Percy und Mason.«
    Suko verengte seine Augen und dachte kurz nach- »Dann können wir also davon ausgehen, dass wir auch die beiden andern hier finden werden. Oder sehen Sie das anders?«
    »Das weiß ich nicht. Sie sind nicht immer unter meiner Kontrolle.«
    »Aber sie haben sich um Jane Collins gekümmert.«
    »Das gebe ich zu.«
    Der Hehler ist so schlimm wie der Stehler, heißt es. Ich dachte nicht nur an den widerlichen Ghoul, denn jetzt drehten sich meine Gedanken zwangsläufig um Aaron Grant. Er war der Anstifter. Er besorgte seinem Bruder die Nahrung, und um das alles zu tarnen, schreckte er nicht davor zurück, ihm auch lebende Menschen zu präsentieren. So etwas konnte sich nur ein perverses Hirn ausdenken. Er war mir in diesen Augenblicken mehr als zuwider.
    Mir fiel auf, dass sich Suko verdächtig langsam und auch intensiv umschaute. Er war zudem ein paar Schritte von uns weggegangen.
    »Hast du was entdeckt?«
    »Ich weiß nicht, John. Ich glaube, eine Bewegung gesehen zu haben. Die Toten können es nicht gewesen sein, aber vielleicht einer der beiden Mitarbeiter. Wir sollten auf jeden Fall vorsichtig sein. Wer den Typ hier bewusstlos geschlagen hat, der…«
    Er endete mitten im Satz, duckte sich und rief mit scharfer Stimme: »Geht in

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