1576 - Die Leichengasse
Jetzt nicht mehr. Er erinnerte nun an Zuckerguss, und es war nicht nur die obere Schicht, die so aussah, der gesamte Körper des Ghouls wurde davon erfasst, und er veränderte auch sein Gewicht, was sich auf die Bewegungen übertrug.
Er wollte gehen. Es war ihm nicht mehr möglich.
Sein Zusammensacken und der anschließende Fall waren mit knirschenden Geräuschen verbunden. Als er schwer auf den Boden schlug, da platzte sein Körper auseinander. Der Kopf, der wie ein Klumpen fester Zuckermasse aussah, rollte zur Seite.
Suko zertrat ihn.
Das war das Ende des Ghouls.
Den Körper ließen wir liegen, denn jetzt war unsere Freundin Jane wichtiger.
Wir drehten uns um, um zu ihr zu gehen, und genau in dieser Bewegung geschah es.
Beide wurden wir von einem Sog erfasst. Zumindest war das unser Eindruck.
Aber er stimmte nicht. Es war kein Sog, der uns erwischte, die Umgebung drehte sich, sie zog sich zusammen und sie löste sich auf.
Mit dem Ableben des Ghouls war auch dessen Dimension verschwunden. Die normale Welt hatte uns wieder. Wir standen im Dunkel der Nacht und sahen nicht weit entfernt ein Haus, das wir bereits kannten, denn durch dessen Tür waren wir zu einem Bestatter namens Aaron Grant gegangen.
Jetzt war er tot.
Und er war nicht in dieser anderen Welt geblieben. Wir sahen ihn ebenso liegen wie den zweiten Toten und den Bewusstlosen. Nur einer war noch lebend mit dabei.
Dieser Percy, der nicht begreifen konnte, was geschehen war, durchdrehte und einfach in die Nacht davonrannte.
Wir ließen ihn laufen…
***
Jane Collins saß auf dem Boden. Aber in ihrem Gesicht stand noch der Schrecken geschrieben, den sie erlebt hatte.
Gemeinsam zogen Suko und ich die Detektivin hoch, die am ganzen Körper zitterte.
Aber dann fand sie ihre Sprache wieder und sagte mit leiser Stimme: »Dabei habe ich gedacht, es allein zu schaffen und den Ghoul in die Hölle zu schicken. Er war leider zu stark, und das auch ohne seine Hände.«
»Es hat ja auch so noch gereicht«, sagte ich.
Sie lachte auf. »Ja, hat es, aber ich bin verdammt lange in dieser Dimension gewesen.« Sie schüttelte den Kopf. »Wie habt ihr mich überhaupt gefunden?«
»Indirekt durch Justine Cavallo.«
»Das ist ein Scherz - oder?«
»Nein. Ihr ist dein Verschwinden aufgefallen, und da hat sie sich bei uns gemeldet. Du bist in der Nacht nicht nach Hause gekommen. Da hat sie sich eben Sorgen gemacht.«
»Es war eine grauenvolle Zeit. Und es hat Tote gegeben.« Sie schaute auf Aaron Grants Leiche. »Seine Rechnung ist nicht aufgegangen. Wenn ich in sein Gesicht sehe, dann habe ich den Ghoul vor mir. Wie können Zwillinge nur so verschieden sein.«
Da hatte sie was gesagt. Darüber würden wir bestimmt noch länger nachdenken müssen, aber ob wir eine Erklärung fanden, war fraglich.
Auf jeden Fall würde es eine Menge Arbeit geben. Nicht für uns, sondern für die Kollegen, die sich um die Toten kümmern mussten. Aber das würde unser Chef, Sir James, schon regeln.
Als ich telefonierte, erwachte auch der Bewusstlose aus seiner Ohnmacht. Suko legte ihm Handschellen an. Sicher war sicher.
Jeder von uns war froh, wieder die normale Luft atmen zu können. Aber die beiden Grants würden wir so schnell nicht vergessen.
Für uns aber ging das Leben weiter.
Das wurde mir am nächsten Tag klar, als ich einen Anruf meines Freundes Godwin de Salier erhielt, der mich fast vom Stuhl haute.
Aber das ist eine andere Geschichte…
ENDE
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