1578 - Geschäfte mit dem Frieden
verdutzt drein. „Wird's bald?" schrie Adams ihn unvermittelt an.
Der Hanse-Angestellte zuckte zusammen und rannte zum Tor. „Und jetzt kommt endlich heraus und geht ins Haus!" rief Adams zu der fraglichen Hecke hinüber.
Bei der Hecke rührte sich nichts. „Macht es mir doch nicht noch schwerer, als es sowieso schon ist", bat Adams ungeduldig. „Beeilt euch!"
Zögernd krochen sie unter den dichten Zweigen hervor: Vier Kartanin. Alle vier waren nach menschlichen Maßstäben noch Kinder.
Und sie alle hatten Angst. „Sie kommen!" warnte Serena, die die Straße im Auge behielt - auf Bordo Landeyner war in dieser Beziehung wenig Verlaß.
Adams schob die vier Kartanin vor sich her.
Die Feliden waren so verängstigt, daß sie sich diese Behandlung gefallen ließen. Der kleinste drehte sich zwar einmal um und zeigte fauchend die Krallen, aber die anderen zischten ihm eine Warnung zu und zogen ihn mit sich. „Schnell ins Haus!" kommandierte Adams und drängte sie durch die offene Tür.
Serena folgte ihm. - Zu sechst standen sie in der Halle und lauschten auf das Gebrüll, das von der Straße her herüberdrang. Es schwoll zu beängstigender Stärke an. Dann wurde es leiser.
Bordo Landeyner kehrte vom Tor zurück. Er ging sehr langsam, blickte mit gerunzelter Stirn zu Boden und bewegte die Lippen, als hielte er Selbstgespräche. Als er die Tür erreichte, hob er den Kopf und sah Adams an. „Es gefällt mir nicht!" sagte er heftig. Er deutete zur Straße hinunter. „Es gefällt mir nicht, daß die da draußen sich aufführen, als hätten wir auf Fogha Krieg."
Dann sah er die vier verängstigten Kartanin, die sich beim lauten Klang seiner Stimme noch enger aneinanderdrängten.
Sie starrten ihn unverwandt an. Ihre Augen waren vor Furcht geweitet. Sie sahen aus, als rechneten sie damit, im nächsten Moment getötet zu werden. „Was ist hier bloß passiert?" fragte Landeyner ratlos. „Das müssen wir herausfinden", stellte Adams fest. „Du wirst uns dabei helfen. Aber zuerst: Leg endlich diese verdammte Waffe weg!"
Bordo Landeyner liebte japanisches Essen und besaß einen Vorrat an frischem Fisch. Serena bewirtete damit die kleinen Kartanin. Allmählich wurden die vier ein wenig zutraulicher.
Serena bekam heraus, daß ihre vier Schützlinge aus einer Siedlung im hohen Norden stammten. Sie rief dort an und sprach mit den Eltern der Kinder. Die Kartanin waren außer sich vor Angst und Sorge. Es schien sie herzlich wenig zu beruhigen, daß ihre Kinder sich in der Obhut von Terranern befanden.
Die kleinen Kartanin kuschelten sich nach dem Essen auf Bodo Landeyners Bett zusammen und schliefen vor Erschöpfung ein. Sie waren schon seit zwei Tagen auf der Flucht gewesen.
Bordo Landeyner war immer noch sehr verwirrt, aber wenigstens hatte er jetzt offenbar selbst bemerkt, daß sein Verhalten ungewöhnlich war. Er bemühte sich nach besten Kräften, eine Erklärung dafür zu finden, daß er um ein Haar mit einer Waffe in der Hand auf vier kartanische Kinder losgegangen wäre. „Ich hätte selbstverständlich nicht auf sie geschossen", versicherte er immer wieder. „Und wenn, dann hätte ich sie nur paralysiert." 1 Die kleinen Kartanin hörten ihn glücklicherweise nicht. „Ich fürchte, du hast recht", sagte Bordo Landeyner zu Homer G. Adams, als es ihm endlich gelungen war, sich von seinen Selbstvorwürfen zu lösen. „Hier stimmt etwas nicht. Bis vor kurzem war hier wirklich alles still und friedlich. Seit ein paar Tagen ist die Hölle los. Plötzlich gehen sie sich alle an die Kehle. Niemand scheint zu wissen, woran das liegt."
„So, wie du das sagst, hast du aber zumindest eine vage Vorstellung davon, was der Grund für diese Unruhe sein könnte", stellte Adams fest.
Landeyner hob in einer Geste verzweifelter Hilflosigkeit die Hände. „Bis vor ein paar Minuten habe ich nicht weiter darüber nachgedacht", gab er zu. „Aber jetzt... Es ergibt keinen Sinn.
Es ist einfach total verrückt. Trotzdem - ich könnte schwören, daß es etwas mit dieser sogenannten Wirtschaftshilfe zu tun hat, die die Linguiden sich ausgedacht haben."
„Aha", sagte Adams zufrieden. „So etwas habe ich mir doch schon fast gedacht! Eine Frage vorweg: Sind die Bewohner von Fogha wirklich so arm, daß sie diese Art von Hilfe brauchen?"
„Darüber habe ich mir auch schon den Kopf zerbrochen", erwiderte Bordo Landeyner nachdenklich. „Ich lebe jetzt schon seit über zwei Jahren auf Fogha. Ich hatte eigentlich nie den Eindruck,
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