1578 - Hass der Verlorenen
richtig beurteilen zu können, und ich war mir sicher, dass es hier tatsächlich einen Angriff gegeben hatte.
Ich wandte mich an die Inhaberin. Das Erlebte stand noch in ihrem Gesicht zu lesen. Sie machte auf mich einen verzweifelten Eindruck, und sie sprach davon, dass sie das ganze Geschehen nicht begreifen konnte.
Zum Glück hatte sie nicht vergessen, was man ihr gesagt hatte, und das bekam ich jetzt zu hören. Man hatte sie als Opfer ausgesucht, weil ein bestimmter Fluch gelöscht war, und nun wollte irgendjemand zurück ins Leben.
Ich konnte es drehen und wenden, wie ich wollte, aber ich hatte keine Ahnung, wer diese Macht war.
»Was sollen wir tun, John?«
»Ich weiß es nicht. Du kannst mir auch keinen weiteren Hinweis geben, oder?«
Sie senkte den Blick. »Leider nicht.«
Ich wandte mich wieder an Brenda Jones und wollte wissen, wo sie wohnte.
»Hier in Haus. Direkt über dem Geschäft habe ich meine Wohnung.«
»Und was Sie hier erlebt haben, war das für Sie eine Premiere?«
»Nein, das nicht. Schon in den letzten Nächten habe ich eine nie gekannte Unruhe verspürt.«
»Können Sie beschreiben, wie sich die bemerkbar machte?«
»Ja, Mr. Sinclair. Ich hatte das Gefühl, Besuch zu bekommen. Jemand war mitten in der Nacht bei mir, aber ich habe keinen gesehen, als ich das Licht einschaltete. Es war alles normal. So wie auch hier, das können Sie selbst sehen.«
»Hörten Sie auch Stimmen?«
Sie musste einen Moment nachdenken und nickte schließlich. »Ja, die habe ich auch gehört.« Schnell fügte sie hinzu: »Aber nicht so deutlich wie vorhin. In der Nacht haben sie nur getuschelt und geflüstert. Was sie sagten oder ob sie überhaupt etwas gesagt haben, das habe ich nicht verstehen können.«
»Können Sie sich einen Grund vorstellen, warum das alles ausgerechnet mit Ihnen passiert ist?«
»Nein, das kann ich nicht, Mr. Sinclair. Ich hatte in meinem bisherigen Leben nie mit so etwas Unerklärlichem zu tun. Abgesehen davon, dass ich in meiner Jungend gern mit der Clique in Horrorfilme gegangen bin. Dass es einen solchen Horror auch in der Realität geben könnte, damit hätte ich niemals gerechnet.«
»Das wäre auch zu viel verlangt«, gab ich zu.
Die nächste Frage stellte Glenda. »Bitte, ich möchte nicht zu indiskret sein, aber die Frage sei mir gestattet. Leben Sie allein?«
»Ja. Obwohl ich einen Freund habe. Aber wir haben getrennte Wohnungen. Das ist für uns beide besser.«
»Dann hätten Sie also jemanden, der auf Sie aufpasst, wenn es nötig ist?«
»Ich müsste ihn herholen. Aber ob er mir glaubt, was mir passiert ist, weiß ich nicht. Tut mir leid, aber ich kann Ihnen nichts anderes sagen. Ich weiß auch nicht, ob er zu Hause ist, denn er ist beruflich viel unterwegs. Vielleicht würde er mich auch nur auslachen.«
Das konnte ich mir vorstellen. Nicht jeder Mensch wurde fast tagtäglich mit solchen Vorgängen konfrontiert wie ich.
Brenda Jones nickte uns zu. »Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich Angst vor der folgenden Nacht.«
Das war verständlich, und dagegen mussten wir etwas tun.
Bei ihr übernachten konnten wir nicht, denn wir hatten einen Termin.
Aber es gab Mobiltelefone, und auch Glenda war damit ausgestattet. Mit mir musste sie sich nicht erst absprechen. Ich sah, dass sie ihre Karte hervorholte, und nickte zustimmend.
»Sollte etwas sein, Mrs. Jones, scheuen Sie sich nicht, mich anzurufen. Wir müssen jetzt auf eine kleine Feier, und wenn Sie wollen, schauen wir in der Nacht noch mal bei Ihnen vorbei.«
»Danke, das ist sehr nett.«
»Dann hätte ich auch gern Ihre Nummer.«
»Natürlich.«
Neben der Kasse lagen die schmalen Visitenkarten bereit. Glenda nahm eine an sich und lächelte Brenda Jones zu. »Ich denke, es wird sich alles regeln lassen.«
»Das weiß ich nicht, Miss Perkins, aber ich sage Ihnen noch mal, dass ich mir die Vorgänge nicht eingebildet habe.«
»Ich glaube Ihnen ja. Ich habe schließlich auch etwas davon mitbekommen.«
»Danke.«
Wir hatten kein gutes Gewissen, als wir uns verabschiedeten, das sah man uns an. Aber wir konnten auch nicht darauf warten, dass noch etwas geschah. So stiegen wir wieder in den Rover und fuhren los.
Die Feier fand in der Nähe der Themse statt, in Fulham und nicht weit von einem Fußballstadion entfernt. Ein Theater lag auch in der Nähe, und wer im Garten des Lokals saß, der hörte sogar das Klatschen der Wellen.
Auf der Fahrt war von Fröhlichkeit bei uns nichts mehr zu merken. Wir stellten
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