1578 - Hass der Verlorenen
uns immer wieder die Frage, wer Brenda Jones da angegriffen haben könnte.
Glenda kannte die Antwort nicht, ich auch nicht, aber wir beide waren überzeugt, dass die andere Seite zugeschlagen hatte, da es um einen alten Fluch ging, der jetzt wohl gelöscht worden war.
»Danach kann man sich totsuchen«, sagte Glenda. »Es gibt unzählige Flüche, denke ich.«
Da hatte sie wohl recht. Jedenfalls lag vor uns eine Menge Arbeit, die bewältigt werden musste. Nur hatten wir leider keinen Anhaltspunkt, wo wir ansetzen konnten.
»Können wir denn davon ausgehen, dass Brenda nur ein zufälliges Opfer gewesen ist, John?«
»Möglich.« Ich musste bremsen, weil vor mir Heckleuchten aufglühten.
»Wäre es anders gewesen, hätte sie uns sicher nicht im Unklaren gelassen. Sie hätte es uns bestimmt erzählt, denn als so abgebrüht schätze ich sie nicht ein. Sie hat uns nichts vorgespielt.«
»Das denke ich auch.« Glenda ballte eine Hand zur Faust. »Immer wieder sucht sich diese dämonische Bande unschuldige Menschen aus. Ich bin mir sicher, dass die Gefahr noch längst nicht gebannt ist.«
»Ja, sie können zurückkehren.«
»Und dann?«
»Holen sie sich etwas.«
»Hoffentlich nicht ihr Leben«, flüsterte Glenda. »Ich habe das Gefühl, dass es erst der Anfang gewesen ist.«
»Möchtest du bei ihr bleiben? Soll ich umdrehen?«
»Nein, nein, lass mal. Aber ich werde auf der Feier so gut wie nichts trinken. Zumindest keinen Alkohol.« Sie wies auf ihre Körpermitte. »Ich werde die innere Unruhe leider nicht los. Und das ist kein gutes Zeichen.«
Das stimmte. Auch ich hatte es gelernt, auf meine Instinkte zu achten, und war damit bisher gut gefahren.
Wir erreichten unser Ziel mit einer Verspätung von knapp einer halben Stunde. Aber wir waren nicht die Einzigen, die zu spät kamen.
Der Kollege bekam von Glenda und mir eine gute Flasche Whisky, denn wir wussten, dass er ein Experte war. Den Wagen hatten wir auf einer zum Parkplatz umfunktionierten Wiese abstellen können. Sie lag zum Fluss hin und wurde sicherlich hin und wieder überschwemmt, wenn der Strom über die Ufer trat.
Suko und Shao waren auch eingeladen worden, hatten aber absagen müssen, weil der Geburtstag eines guten Bekannten genau an diesem Tag gefeiert wurde. Diese Einladung war eher erfolgt.
Die Tische, an denen die Gäste Platz nehmen konnten, standen draußen. Bäume schützten mit ihrem Laubwerk tagsüber gegen die starken Sonnenstrahlen. Jetzt war der Glutball fast versunken, und vom Fluss her breitete sich eine angenehme Kühle aus.
Ein Büfett mit kalten und warmen Speisen war aufgebaut worden. Da der Kollege ein großer Italien-Fan war - auch seine Frau stammte aus diesem Land - gab es natürlich die Spezialitäten aus den verschiedenen italienischen Regionen. Schon allein die Vorspeisen ließen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Glenda und ich standen nebeneinander, hielten die noch leeren Teller in den Händen und schauten, was wir nehmen sollten. Ich legte von allem eine Kleinigkeit auf meinen Teller.
Wir setzten uns an einen der aufgestellten Tische. Über uns bildete das Laub ein natürliches Dach.
Lächelnde Gesichter schauten uns an. Natürlich mussten wir Frotzeleien über uns ergehen lassen, was nicht weiter tragisch war, denn die Witze von Chef und Sekretärin waren auch nicht neu, wobei ich Glenda nicht als meine Sekretärin ansah, sondern als gleichberechtigte Assistentin.
Ich wurde auch auf meine Fälle angesprochen. Eine junge blonde Kollegin, deren Kleid einen tiefen Ausschnitt hatte, war davon überzeugt, dass wir uns hier in einer geisterfreien Region befanden.
»Kann sein«, stimmte ich ihr zu. »Auf der anderen Seite lauern hier die Weingeister.«
»Ah, wo finde ich die denn?«
»In den Flaschen.«
»Können Sie mir die zeigen?«
Ich grinste sie schräg über den Tisch hinweg an. »Wenn Sie wollen, Kollegin…«
Unter dem Tisch erhielt ich einen Tritt und hörte neben mir ein Zischen.
Es war mir klar, dass Glenda Perkins das Gespräch mit der jungen Kollegin nicht gefallen hatte.
»Und was passiert, wenn die Geister frei sind, Mr. Sinclair?«
»Dann kann ich für nichts garantieren.«
»Spannend.«
Ich winkte nur ab und kümmerte mich wieder um mein Essen.
Glenda fragte mich: »Kennst du die Blonde da?«
»Nein. Du?«
»Nur vom Sehen. Sie arbeitet in der Datenabteilung. Noch nicht lange, wie ich weiß. Aber die Männer sind ziemlich scharf auf sie, wie ich hörte.«
»Aha, der Flurfunk
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