1582 - Das Kimalog
auch keine weiteren Schritte planen.
Er mußte tatenlos herumhängen, ohne zu wissen, wie sich die Ereignisse entwickelten.
In der Milchstraße brannte die Lunte am Pulverfaß, ganz ohne Zweifel. Und dies war ganz eindeutig die Schuld der Friedensstifter. Seit vierzehn von ihnen von ES Zellaktivatoren bekommen hatten, waren sie offenbar einem Machtrausch verfallen. Anders war es nicht zu erklären, daß sie, anstatt Frieden zu stiften, für Unfrieden in der Galaxis sorgten.
Es fragte sich nur, ob dies vorsätzlich geschah oder einfach ihrem politischen Unvermögen zuzuschreiben war.
Wie sollten Wesen einer anarchistischen Gesellschaftsstruktur denn plötzlich auch galaktische Politik machen können; sie mußten in diese oder jene Richtung einfach über das Ziel hinausschießen.
War es ihrer Unwissenheit zuzuschreiben, daß sie die Topsider, Blues, Springer und Überschweren zum Austritt aus der galaktischen Gemeinschaft zu bewegen versuchten? Konnte man den Friedensstiftern eigentlich noch einräumen, daß sie ohne böse Absicht handelten, wenn sie die Lager der Kosmischen Hanse leer kauften und die Waren den Springern zur Verfügung stellten - und sie so quasi zu Beherrschern des galaktischen Marktes machten?
Wie falsch konnten sie den Auftrag von ES, für eine neue galaktische Ordnung zu sorgen, denn eigentlich verstehen? War es auf eine naive Fehlinterpretation dieses Auftrags zurückzuführen, daß die Friedensstifter, zumindest jene, die Träger von Zellaktivatoren waren, dem eigenen Volk die Freiheit nahmen und es in die Zwangsjacke einer strengen, mit eiserner Faust durchgesetzten Ordnung zwängten?
Oder war es so, daß sie ihre Fähigkeit, Streit zu schlichten und Frieden zu stiften, allmählich verloren? Wie konnte das so plötzlich geschehen? Roi Danton scheute davor zurück, nach möglichen Antworten auf dieses Problem zu suchen. Er wollte durch das Studium der Person der Cebu Jandavari und durch eine Analyse ihrer Person stichhaltige Beweise für den Grund ihrer Handlungsweise finden.
Spekulationen halfen nicht weiter.
Er schlug die Wartezeit auch damit tot, daß er sich die Aufzeichnung des Gesprächs mit Paylaczer wiederholt vorspielte. ... ich werde Cebu Jandavari zu beschützen wissen. Ich liebe und verehre sie ...
Diese Worte klangen seltsam aus dem Munde eines Ungeheuers wie Paylaczer. Aber sie waren ohne Zweifel ehrlich gemeint. Nichts zeigte deutlicher die Macht der Friedensstifter als die Tatsache, daß diese biologische Kampfmaschine in Hörigkeit zu Cebu Jandavari geraten war.
Paylaczer war unter dem Einfluß der Friedensstifterin so formbar wie Wachs geworden. Sie würde für sie alles tun. Vor nichts zurückschrecken, auch nicht vor einem galaktischen Krieg.
Und das Seltsame, ja geradezu Abartige an der Situation war, daß Paylacer dies nicht als bezahlte Söldnerin, sondern als der Cebu Jandavari im Geiste verpflichtete Leibkriegerin tun würde.
Roi Danton war froh, als endlich am
20.
Juli, nach vier Tagen Gefangenschaft, drei weibliche Überschwere in seiner Kabine erschienen und ihn wortlos hinausschubsten. Da er befürchtete, sie könnten eine Art Spießrutenlaufen mit ihm vorhaben, schaltete er seinen Individualschutzschirm ein.
Als die Überschweren erneut Hand an ihn legen wollten, zuckten sie schreiend zurück. Aber sie sprachen weiterhin kein Wort mit ihm. Sie nahmen ihn in die Mitte und eskortierten ihn schweigend zu dem Hangar mit seinem Shift. Die vier Ertruser waren bereits an Bord. Man hatte sie erneut paralysiert oder erst gar nicht wieder zu sich kommen lassen.
Roi hatte bereits auf dem Weg zum Hangar versucht, die MONTEGO BAY zu erreichen, und Sprechfunkkontakt mit Gensech Timol bekommen. „Du lebst, Roi!" rief sein Stellvertreter beim Klang seiner Stimme aus, als hätte es daran berechtigte Zweifel geben können. „Paylaczer hat uns über dich im Ungewissen gelassen. Alles in Ordnung mit dir?"
„Mein schlimmstes Leiden ist die Langeweile", antwortete Roi Danton. „Ich habe nicht einmal eine Ahnung, wo wir sind."
„Die Flotte fliegt gerade ins Anira-System ein."
Der einzige Planet der Sonne Anira war Drostett, die Heimatwelt des Friedensstifters Balasar Imkord.
Stand ein Treffen der Friedensstifter bevor? War dies der Grund, warum Paylaczer ihn isoliert hatte, damit er nicht erfuhr, welches Ziel sie anflogen, so daß er die Information nicht weitergeben konnte?
In der Tat, die Überschwere hatte ihm damit eins ausgewischt. „In der
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