1582 - Das Kimalog
Cebu Jandavari hätte es mich wissen lassen, wenn sie mit dir eine Ausnahme machen wollte.
Du führst doch etwas im Schilde!"
„Du kannst mich begleiten und dir von der Friedensstifterin bestätigen lassen, was ich gesagt habe", schlug Roi vor. Ihm war schon klar, daß dann sein Bluff wie eine Seifenblase platzen würde. Aber Hauptsache, er drang bis zur Friedensstifterin vor. Er mußte mit Cebu Jandavari reden und ihr die Augen über die Methoden der Überschweren im Umgang mit den Linguiden öffnen.
Roi Danton konnte förmlich spüren, wie Paylaczers Haß gegen ihn aufwallte. Aber sie sagte nichts mehr.
Wortlos geleitete sie ihn durch die Sperriegel der Überschweren und führte ihn zu dem größten Gebäude im Steingarten.
Im schattigen Innenhof saßen Cebu Jandavari und Balasar Imkord im Schneidersitz einander gegenüber. Sie waren ins Gespräch vertieft. Roi fand, daß ihre Art zu reden und ihre Haltung, welches Thema auch immer sie besprachen, für Friedensstifter ungewöhnlich sachlich und emotionslos wirkten.
Cebu Jandavari schien aus den Augenwinkeln die Annäherung von Personen bemerkt zu haben, denn sie drehte den Kopf in einer abrupten Bewegung herum. Für einen Moment glomm Zorn in ihren Augen auf, und man merkte ihr an, daß ihr scharfe Worte über diese Störung auf den Lippen lagen. Aber als sie Roi und Paylaczer erkannte, beruhigte sie sich. „Roi Danton", sagte sie freundlich, aber mit leisem vorwurfsvollen Unterton. „Ich habe nicht mit deinem Besuch gerechnet. Darf ich darum annehmen, daß es eine wichtige Angelegenheit ist, in der du meine Konferenz mit Meister Imkord störst?"
„In der Tat ...", begann Roi, aber die Überschwere fiel ihm ins Wort. „Der Terraner hat behauptet, daß du ihn zu dir bestellt hast", platzte sie heraus. „Ich wußte sofort, daß das gelogen ist. Ich werde ihn ..."
„Paylaczer", sagte die Friedensstifterin tadelnd. „Du wirst gar nichts, was ich dir nicht ausdrücklich erlaube."
Sie wandte sich Roi Danton zu. „Was ist es also, das dich so sehr bewegt, daß du mich sprechen mußt?"
„Es handelt sich um eine etwas delikate Angelegenheit", sagte Roi in lingo, so daß ihn Paylaczer nicht verstehen konnte, und mit einem Seitenblick auf die Überschwere, „die ich vor Außenstehenden nicht erörtern möchte."
„Das hast du treffend formuliert - Außenstehende", meinte Cebu Jandavari amüsiert und gab Paylaczer durch ein lässiges Handzeichen zu verstehen, daß sie sich entfernen solle. Während die Überschwere davon stapfte, fügte sie hinzu: „Meister Imkord stufst du hoffentlich nicht als Außenstehenden ein, Roi."
„Natürlich nicht, Meisterin - Cebu, das wäre vermessen", stotterte Roi; er gab sich unsicher und unterwürfig, um keine Zweifel an seiner Loyalität aufkommen zu lassen. „Es geht um das Verhalten der Überschweren, und darum bin ich froh, auch Meister Imkords Aufmerksamkeit zu haben."
„Na, na, Roi", meinte Cebu Jandavari ironisch. „Meister Imkords Anwesenheit darfst du nicht als Voraussetzung dafür werten, daß er dir auch seine Aufmerksamkeit schenkt. Sprich!"
„Ich meinte ja nur, daß die Probleme mit den Überschweren vor allem die Linguiden von des Meisters Heimatwelt betreffen", sagte Roi entschuldigend. „Auf dem Flug hierher habe ich die Internierungslager entdeckt, in denen Linguiden umerzogen werden sollen. Ich meine, daß die Überschweren dafür nicht das geeignete Personal abgeben. Sie sind eher Gefangenenwärter und Folterknechte als Erzieher."
„Sie sind besser als ihr Ruf", sagte da Balasar Imkord. Als Roi zu ihm blickte, verursachte ihm dessen süffisantes Lächeln eine leichte Gänsehaut. Im Zusammenhang mit dem Blick seiner Augen implizierte es, daß er die brutalen Methoden der Überschweren genau richtig für das Umerziehungsprogramm erachtete. Aber das wollte Roi einfach nicht wahrhaben, darum fuhr er fort: „Ich habe mich mit dem Kommandanten eines Lagers unterhalten. Sein Name ist Takritz. Er hat mich wissen lassen, daß er den Insassen des Lagers auf die ganz harte Tour kommen wird. Ich meine damit, daß er die Anwendung von körperlicher Gewalt und Folter angekündigt hat."
„So, meinst du", sagte Balasar Imkord, noch immer süffisant lächelnd. „Hast du dir diese Meinung aus dem Gehörten gebildet, oder hast du gesehen, wie dieser Takritz geprügelt und gefoltert hat?"
„Wie er es gesagt hat, hat große Besorgnis in mir geweckt, Meister Imkord", antwortete Roi. „Seine Äußerungen
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