1582 - Das Kimalog
schuldig, denn er hat den Anstoß dafür gegeben. Jetzt bin ich am Ziel. Ich weiß, was das Kima ist. Ich kann es simulieren."
„Weißt du, welches Geheimnis dein Freund entdeckt hat?" fragte Roi. „Warum willst du das wissen?" fragte Adonor Cyrfant mißtrauisch. „Du bist ein Vertrauter von Cebu Jandavari. Hat sie dich beauftragt, hier zu spionieren?"
Roi Danton überlegte kurz, dann sagte er: „Ich achte die Linguiden, aber ich bin nicht unbedingt ein Freund ihrer Friedensstifter. Ich habe mich in Cebu Jandavaris Dienst gestellt, um herauszufinden, was mit ihr und den anderen Friedensstiftern nicht stimmt. Ich glaube nämlich, daß sie ihr Volk in den Untergang führen."
„Dasselbe hat Sando in seiner letzten Nachricht an mich zum Ausdruck gebracht. Er war in großer Sorge. Aber er konnte mir nicht mehr sagen, was genau ihn dazu veranlaßt hat."
„Was hat Sando Genard in Zonai entdeckt?"
„Felsbilder. Sie stammen von jenen tefrodischen und arkonidischen Schiffbrüchigen, die die planetare Katastrophe überlebt haben und aus denen unser Volk hervorgegangen ist. Es sind einmalige Dokumente. Ich besitze davon leider nur Aufnahmen, die nicht sehr aussagekräftig sind. Als ich die Grotte mit den Felsbildern nach Sandos Tod wieder aufsuchen wollte, wurde mir das verweigert."
„Kann ich die Aufnahmen sehen?" bat Roi. „Ich mache dir einen anderen Vorschlag", sagte Adonor Cyrfant nach kurzem Nachdenken. „Mach dich zuerst einmal mit meinem Kimalog vertraut. Es wird dir ein Verständnis dafür geben, was unser Kima wirklich ist.
Vielleicht verstehst du dann den Inhalt der Bilder sogar besser als ich."
Adonor Cyrfant hatte seine rund vierzig Gäste fortgeschickt. Auch wenn sie Bewunderer seiner Arbeit waren, wollte er sie Roi Danton zuliebe nicht als Zeugen des folgenden Geschehens haben.
Der Kimaforscher erklärte Roi Danton zuerst geduldig die Grundzüge der linguidischen Philosophie, was man unter einer Subjektiven Realität und was man unter der Individuellen Realität verstand. Wenn Roi einiges davon auch vertraut vorkam, so hörte er doch Adonor Cyrfants Ausführungen aufmerksam zu.
Nach diesen grundsätzlichen Erklärungen ging der Kimaforscher auf den Aufbau seines Kimalogs ein. Roi hörte ihm fasziniert zu. Das Prinzip des Kimalogs hörte sich so einfach an, daß er sich fragte, warum andere Linguiden ein solches Gerät nicht schon längst konstruiert hatten.
Roi wagte den Vergleich mit einer Art Thesaurus, der für jedes Wesen die ihm entsprechenden Synonyme fand und daraufhin eine Persönlichkeitsanalyse durchführte. Aber das ließ Adonor Cyrfant nicht gelten. „Es ist mehr als das, es gewährt Einblick in dein Kima und lehrt dich das Prinzip des Kimas verstehen", entgegnete Adonor Cyrfant. „Kann man durch willkürliche Assoziationsketten nicht ein irreführendes Ergebnis erzielen?" gab Roi zu bedenken. „Nein, denn das Kimalog läßt nur solche Begriffsmanipulationen zu, die durch die Psyche des Probanden zwingend vorgegeben sind", führte Adonor Cyrfant weiter aus. „Du kannst es weder täuschen noch belügen, denn es greift während der Assoziationen auf dein Gehirnwellenmuster zu und registriert sensibel alle Phasensprünge. Du mußt so lange assoziieren, bis das Gesamtbild stimmig ist."
„Demnach ist das Kimalog auch eine Art Lügendetektor", sagte Roi unbehaglich. „Was würde geschehen, wenn ich mich, der ich kein Kima besitze, dem Kimalog aussetze?"
„Darum wollte ich dich bitten. Es ist bestimmt einen Versuch wert. Lassen wir uns überraschen."
Roi Danton starrte nachdenklich in den lichtdurchwobenen Kubus mit seinen Tausenden Kristallen, in deren Facetten sich das Licht vielfach brach. Wenn das Kimalog wirklich ein unfehlbarer Lügendetektor war, dann lief er Gefahr, seine wahren Absichten zu verraten.
Aber das war nicht wirklich sein Problem, denn er war geneigt, Adonor Cyrfant voll zu vertrauen. Etwas anderes wäre es, wenn, während er sich gerade dem Kimalog aussetzte, Paylaczer und ihre Überschweren zuschlugen. Das waren eigentlich seine einzigen Bedenken. „Kann man, etwa angesichts einer plötzlichen Gefahr, rasch aus dem Kimalog aussteigen?" erkundigte er sich. „In Gedankenschnelle", versicherte Adonor Cyrfant.
Roi Danton trug seinen Leuten auf, besondere Aufmerksamkeit walten zu lassen und bei jeder verdächtigen Beobachtung sofort Alarm zu schlagen, dann betrat er den Kubus.
Er hatte keine Ahnung, daß jede seiner Bewegungen von einem kalt glitzernden
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