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1582 - Herr der Unterwelt

1582 - Herr der Unterwelt

Titel: 1582 - Herr der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wirklich?«, fragte Bill.
    Ich hob die Schultern. »Wahrscheinlich nicht.«
    »Das ist gut. Clinton kann sich kaum bewegen.«
    Er hatte uns noch den Weg zum Haus dieser Kate beschrieben. In Gilfach lag nichts weit auseinander. Wir mussten eine Gasse durchfahren und erreichten einen nahezu idyllischen Flecken. Eine Wiese mit Apfelbäumen, auf der ein recht kleines Haus stand, dessen Außenseiten und Schindeln grau wie Asche waren.
    Wir stoppten am Rand der Obstwiese und gingen über das Grundstück auf das Haus zu, wobei Bill lächelte, denn vor dem Haus saß Kate auf einer Bank und zog in aller Seelenruhe an ihrer dicken Zigarre.
    Sie lachte uns entgegen, als sie Bill erkannte. »Das ist aber toll, dass du gekommen bist. Hatte ich mir doch gedacht, dass man sich auf dich verlassen kann, Junge.«
    Sie stand nicht auf, als sie Bill begrüßte und ihre Arme um seinen Nacken schlang, wobei er sich hatte tief bücken müssen.
    Ich stand daneben und schaute zu.
    Die Frau war schon ein Original. Einfach herrlich. Wie alt sie war, konnte ich schwerlich abschätzen. Über achtzig Jahre auf jeden Fall. Ihr schütteres weißes Haar hatte sie nach hinten gekämmt. Ihr Gesicht war schmal und bestand aus zahlreichen Falten, die tief in ihre Haut schnitten. Hellwach schauten uns die Augen an, und sie fragte, wen Bill da mitgebracht hatte.
    »Das ist mein alter Freund John. Er wird uns zur Seite stehen.«
    »Komm her, John!« Sie winkte mich zu sich heran.
    Als sie den Finger bewegte, wurde ich an die Hexe aus dem Märchen Hansel und Gretel erinnert. Aber das war sie bestimmt nicht.
    Ich musste ihrem Blick so lange standhalten, bis sie nickte.
    »Ja, du hast gute Augen, das sehe ich. Ihr beide könntet es schaffen. Willow muss gestoppt werden, ganz gleich, wie.« Sie rückte auf der alten Holzbank ein Stück zur Seite. »So setzt euch doch. Kostet das gleiche Geld.« Sie kicherte.
    Wir nahmen auf der unbearbeiteten Sitzfläche Platz und streckten die Beine aus.
    Kate produzierte einige Rauchwolken, die nicht besonders gut rochen, und sagte in den Qualm hinein: »Er ist wieder da, nicht?«
    Ich gab die Antwort. »Stimmt, denn ich habe ihn sogar zu Gesicht bekommen.«
    »Jetzt schon?« Sie hustete. »Dann ist er unterwegs und hat schon längst ein neues Opfer ins Auge gefasst.«
    »Er hätte es fast geschafft.«
    »So? Erzähl mir, was du weißt, John.«
    Ich berichtete über das, was Grace Taylor erlebt hatte. Kate nickte mehrmals und sprach erst, als ich meinen Bericht beendet hatte.
    »So viel Glück hat man wirklich nur einmal im Leben.« Sie schüttelte den Kopf. »Die Frau kann sich gratulieren. Für euch kann sie sehr, sehr wichtig sein.«
    »Das meine ich auch«, sagte Bill. »Sie wird uns zu ihm führen. Wir geben ihr nur noch Zeit, sich zu erholen.«
    Kate schaute in die Ferne. Dabei bekam sie eine Gänsehaut.
    »Ich spüre ihn«, flüsterte sie. »Ja, ich kann ihn spüren. Er ist in der Nähe. Er hat sein Versteck verlassen. Er lauert auf Opfer.«
    Das war das Stichwort für mich.
    »Warum tut er das? Was ist sein Motiv, zum Teufel?«
    Kate drehte mir ihr Gesicht zu. Dabei strich sie über die blaue Schürze, die einen Teil des schwarzen Kleids verdeckte.
    »Teufel ist gut, John, sogar sehr gut. Einer wie er muss mit dem Teufel in Verbindung stehen. Jeder von uns hat damals gedacht, dass es mit ihm vorbei ist.« Sie saugte wieder an ihrer Zigarre. »Aber das ist es leider nicht.«
    »Und was war der Grund? Was hat er überhaupt verbrochen?«
    »Er holte sich Menschen. Oder Menschenfleisch. Das haben einige Leute behauptet. Dabei hat er sich nicht nur auf unseren Ort beschränkt. Er hat die ganze Gegend unsicher gemacht, und jeder hier im Dorf hatte Angst. Große Angst sogar. Es war schlimm, das kann ich euch sagen.«
    »Was hat die Polizei damals getan?« Kate kicherte nach meiner Frage.
    »Sie hat sich, sagen wir mal, Mühe gegeben.«
    »Aha.«
    »Aber nicht richtig, denn sie ist ins Leere gelaufen. Da war nichts, versteht ihr? Die Menschen waren tot, und der unheimliche Killer lief noch frei herum, weil die Polizei ihn nicht fassen konnte. Wir haben uns dann zusammengeschlossen. Einer von uns diente als Lockvogel.«
    »Wer war das?«
    »Ich!«
    Ich musste schlucken, hörte aber, dass Kate lachte. »Ja, so ist das gewesen, John. Ich habe mich als Lockvogel zur Verfügung gestellt, und das hat auch geklappt. Er lief in eine Falle. Die mutigen Verfolger haben mich befreit und den Mörder tief in einen Stollen getrieben. Dort

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