1583 - Assungas tödlicher Liebling
allmählich auf. Sie war wieder in der Lage, ihre Umgebung wahrzunehmen, und sie hörte John Sinclairs Stimme draußen vor der Tür.
Er war da - endlich. Und er versuchte, den Herrn der Vampirwelt aufzuhalten. Es war fraglich, ob ihm das gelingen würde, aber er schaffte es zumindest, ihn abzulenken, und so konnte sich die junge Hexe etwas erholen.
Sie setzte auf ihr Hexenfeuer. Aber das war nicht so einfach. Sie musste nicht nur mit den Fingern schnippen, um es entstehen zu lassen, sie brauchte auch eine starke Konzentration und das Besinnen auf sich selbst, sonst klappte es nicht.
Allmählich wurden die Stiche in ihrem Kopf schwächer, aber sie war immer noch nicht ganz auf dem Damm. Sie brauchte noch etwas Zeit. Vielleicht eine Minute oder zwei. Aber würde Dracula II ihr die lassen?
Es sah nicht danach aus. Mallmann drehte der Tür sein bleiches Gesicht zu.
»Dann verschwinde!«, brüllte er.
In diesem Moment schrie Rosalie auf. Sie wollte es eigentlich nicht, es drang einfach aus ihr hervor, und dieser Schrei war für den Geisterjäger so etwas wie ein Startsignal.
Allerdings auch für den Vampir.
Er zerrte sie in die Höhe, als Sinclair gegen die Tür prallte, die zitterte, aber nicht aufbrach.
Mallmann schleifte Rosalie zum offenen Fenster. Er hielt dabei ihre Haare gepackt und lachte brutal auf. Die Hexe glaubte, ihr Kopf würde in Flammen stehen. Im nächsten Moment ließ Mallmann ihre Haare wieder los. Dafür hob er sie dicht vor dem Fenster an.
Rosalie wusste, was folgen würde.
Nicht mal zwei Atemzüge später schleuderte der Supervampir sie durch das offene Fenster, und sie fiel wie ein Stein in die Tiefe…
***
Ich fluchte. Nicht nur, weil mir die Schulter wehtat, sondern weil ich es nicht geschafft hatte, die Tür beim ersten Anlauf aufzusprengen. Ich musste einen zweiten Anlauf nehmen, vielleicht sogar noch einen dritten.
Ich machte mich wieder bereit. Diesmal wollte ich es nicht mit der Schulter versuchen, sondern mit einem Tritt.
Mein rechter Fuß traf die Tür in Schlosshöhe. Etwas krachte innen, ich trat noch mal zu und wuchtete die Tür nach innen.
Freie Bahn.
Die Mündung der Beretta war in das Zimmer gerichtet, leider auch ins Leere. Weder Mallmann noch die junge Hexe waren zu sehen. Dafür schaute ich auf ein offenes Fenster.
Ich rannte hin.
Es war dunkel. Als ich mich vorbeugte und nach unten schaute, sah ich vor dem Fenster Rosalie regungslos am Boden liegen. Mallmann hatte sie kurzerhand aus dem Fenster geworfen.
Er selbst war nicht zu sehen, dafür entdeckte ich Suko, der von der Scheune her mit langen Schritten auf das Haus zulief.
Laut rief ich seinen Namen…
***
Suko wusste, dass er sich beeilen musste. Er rannte auf das Haus zu. Unten tat sich nichts. In der ersten Etage wohl, und das an einem der Fenster. Er bekam trotzdem nicht genau mit, was da geschah, weil im Zimmer kein Licht brannte.
Etwas Kompaktes löste sich aus dem dunklen Viereck und fiel nach unten. Den Aufprall hörte Suko nicht, er war noch zu weit weg. Der Gegenstand hätte auch ein Körper sein können, dem ein zweiter folgte, aber nicht zu Boden fiel, sondern sich in die Luft erhob, und das mit flatternden Bewegungen.
Es war Dracula II. Wieder mal hatte er sich blitzschnell verwandelt, und aufgrund dieser Tatsache gelang ihm die Flucht.
Sekunden später hörte Suko die Stimme seines Freundes, die seinen Namen rief. Er sah John am Fenster, winkte beruhigend ab und rannte auf die Hexe zu.
Diesmal brauchte er nicht mal fünf Sekunden, um sie zu erreichen. Er ließ sich neben ihr auf die Knie sinken. Sie bewegte sich nicht, und so befürchtete er schon das Schlimmste.
Ein Sturz aus dieser Höhe musste nicht unbedingt tödlich sein, aber sie konnte sich schon Knochen gebrochen haben.
Er hörte sie stöhnen.
»Ist er weg?«, flüsterte sie.
»Ja«, bestätigte Suko.
»Wenn er noch mal erscheint, werde ich ihn verbrennen. Das habe ich mir fest vorgenommen.«
»Okay, kannst du. Aber jetzt will ich erst einmal versuchen, dich von hier wegzuschaffen. Kannst du dich bewegen? Kannst du aufstehen?«
»Ich weiß nicht. Da ist was mit meiner Schulter. Tut ziemlich weh, Suko.«
»Beiß die Zähne zusammen. Wir können hier nicht bleiben. Ich werde dir helfen. Komm.«
Suko hatte sich zu sehr auf Rosalie konzentriert und die Umgebung aus den Augen gelassen.
Die Strafe erfolgte prompt und aus der Luft. Suko bekam den Luftzug wie einen Wisch mit. Einen Lidschlag später traf ihn etwas Hartes am Kopf
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