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1586 - Leichenräuber

1586 - Leichenräuber

Titel: 1586 - Leichenräuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dann?«
    Diesmal erhielt Shao keine Antwort, weil ihr Gegenüber nachdenken musste. Dann meinte sie: »Es ist so schwer, darüber zu reden, verstehst du das?«
    »Nein, das verstehe ich nicht.«
    »Du wirst es mir nicht glauben.« Shao lächelte sie an. »Du kannst es ja mal versuchen. Ich bin einiges gewöhnt.«
    »Sie können so grausam sein. Sie - sie - mögen Leichen. Sie haben den Friedhof für sich eingenommen. Da fühlen sie sich sicher. Sie sind scharf auf Leichen.«
    »Das hört sich nicht gut an. Aber wenn ich dich richtig verstanden habe, sind es keine Ghouls, obwohl sie sich in deren Nähe doch wohl fühlen.«
    Shini faltete die Hände. »Sie sind anders als Ghouls.«
    »Und wie macht sich das bemerkbar?«
    »Sie sind schlimmer, glaube ich, und sie sind auch mächtiger. Viel mächtiger. Sie haben meine Freunde getötet und nicht nur das. Sie haben etwas Grauenhaftes mit ihnen angestellt. Ich möchte nicht darüber sprechen, verstehst du?«
    »Klar. Mein Freund hat mir ja berichtet, wie Peter Bloom aussah.«
    »Genau.«
    »Und dich haben sie verschont?«
    »Ich bin geflohen, Shao. Ich habe es geschafft, mich rechtzeitig zu verdrücken. Ich konnte abtauchen.«
    »Aber dann bist du zurückgekehrt?«
    »Das musste ich.«
    »Warum?«
    »Ich konnte nicht anders. Ich habe sie gehasst. Ich wollte wissen, warum sie es getan haben.«
    »Und du hast nicht daran gedacht, dass du auch sterben könntest?«
    »Doch, das habe ich. Es war mir egal. Meine beiden Freunde waren alles, was ich hatte. Sie waren meine Familie. Gut, wir waren anders als die meisten Menschen. Wir lebten anders. Wir mochten Friedhöfe. Wir haben uns über den Tod und über das Jenseits unterhalten. Wir wollten über die Toten Kontakt dazu bekommen und auch mit Engeln kommunizieren. Das alles hatten wir vor. Es waren keine Untaten, die wir begingen, wir sind nur anders gewesen. Und dann kamen sie. Sie waren zu dritt und haben meine Freunde geraubt und getötet.«
    Shini konnte nicht mehr reden. Die Erinnerung drückte ihr die Kehle zu.
    »Dann sind sie die wahren Herrscher auf dem Friedhof?«
    »Ja, das kann man so sagen.«
    »Und weiter?«
    Shini schielte Shao an. »Was willst du denn von mir noch alles wissen?«
    »Das ist leicht gesagt. Du hast mir noch nicht erzählt, woher sie kommen.«
    »Das ist auch schwer zu sagen und erst recht zu glauben. Es ist nicht unsere Welt.«
    »Meinst du damit das Jenseits?«
    Shini führte gedankenverloren die Tasse an ihre Lippen und trank einige Schlucke. Sie schaute dabei ins Leere oder in eine Ferne, die nur für sie existierte.
    »Bitte, ich warte«, sagte Shao.
    Shini ließ die Tasse wieder sinken.
    »Nein, das kann man nicht so sagen«, flüsterte sie. »Es ist nicht das Jenseits, in dem die Engel dich ins Licht bringen. Es ist ganz anders.«
    »Wie denn?«
    »Eine Welt des Schreckens.«
    »Die Hölle?«
    Shini schüttelte den Kopf.
    »Das habe ich zuerst auch gedacht, aber die Hölle kann es nicht sein. Ganz bestimmt nicht. Es ist etwas anderes, für das wir keinen Begriff haben. Es ist eine Totenwelt und doch nicht das Jenseits. Sie sind den Ghouls so nahe. Wahrscheinlich kommen sie daher, wo die Ghouls entstehen.«
    Es wurde spannend, und Shao flüsterte: »Nimmst du das nur an?«
    »Es gibt für mich keine andere Möglichkeit. Das muss einfach so sein. Ich wüsste sonst nichts und…«
    »Einen Namen? Kennst du ihn?«
    »Meinst du für die Welt, in der die Ghouls entstehen?«
    »Genau das meine ich.«
    »Nein, das weiß ich nicht. Das kann ich mir auch nicht vorstellen. So etwas liegt jenseits aller menschlichen Vorstellungskraft.«
    »Für den normalen Menschen schon. Aber es gibt Männer und Frauen, die sehr wohl darüber Bescheid wissen.«
    Shini überlegte.
    »Muss ich davon ausgehen, dass auch du zu diesen Wissenden gehörst?«
    »Ja, das kannst du.«
    Shini bekam große Augen.
    »Das habe ich nicht gewusst. Das kann ich mir kaum vorstellen.«
    »Es ist aber so. Man soll auch nicht versuchen, es logisch zu erfassen. Es gibt eine Welt, in der die Ghouls entstehen. Sie ist nicht sichtbar, denn sie versteckt sich in einer anderen Dimension. Und sie ist uralt.«
    »Hat sie denn etwas mit dem Jenseits zu tun?«
    »Nein, nicht mit dem Jenseits, wie du es vielleicht erwartest. Die Ghouls entstehen auf dem Planeten der Magier. Von dort können sie in unsere Welt gelangen, wenn die Konstellationen für sie günstig sind. Und das ist wohl hier geschehen. Da hat sich die Welt geöffnet und die normalen

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