1586 - Leichenräuber
kommen?«
»Das weiß ich auch nicht«, murmelte Shao. »Ich habe wirklich nicht die geringste Ahnung.«
»Nicht nur du.«
Echt oder nicht?
Übergroß wirkten die drei Gestalten, als wären sie so etwas wie Hüter oder Leibwächter der echten Ghouls. Da war kein Schleim zu sehen, der ihre Gestalten umgab, und so wies auch nichts darauf hin, dass sich diese Gestalten durch die Gänge unter der Erde bewegten.
»Was sollen wir tun?«, flüsterte Shao.
Suko lag die Antwort schon auf der Zunge. »Ich werde sie mir mal aus der Nähe anschauen.«
»Und dann?«
»Bin ich gespannt, was passiert.«
Shao zeigte sich besorgt. »Denk daran, sie sind zu dritt. Und vergiss auch nicht, was mit Bloom geschehen ist.«
»Keine Sorge.«
Suko bewegte sich ein Stück auf die drei Wesen zu und blieb dann stehen. Sie reagierten nicht. Suko ging noch einen Schritt weiter. Er war auch weiterhin für sie so gut wie nicht vorhanden.
Noch immer schaffte Suko es nicht, sich einen Reim auf ihr Verhalten zu machen, und das bei seiner Erfahrung mit den Mächten der Finsternis.
Aber sie waren immer wieder für neue Überraschungen gut, das wurde ihm hier deutlich klar.
Hatte Shao mit ihrer Vermutung recht? Befanden sie sich wirklich an der Grenze zu einer anderen Dimension? Waren sie aus einer Ghoulwelt erschienen, aus welchen Gründen auch immer?
Suko fiel dabei der Planet der Magier ein. Das war die Welt, in der die Ghouls geschaffen wurden.
Dieser Planet hatte in Verbindung zu Atlantis gestanden, und plötzlich wollte Suko dieser Gedanke nicht mehr loslassen. Dann konnte es sich durchaus um einen Besuch aus der Vergangenheit handeln.
Wäre er John Sinclair gewesen, hätte er das Kreuz bei sich gehabt. Dieser Talisman hätte ihn gewarnt, sich vielleicht gegen dieses Trio gestellt, aber das war nur ein kurzer Gedanke.
Der Leichengeruch war immer noch vorhanden. Er wehte Suko jetzt sogar stärker entgegen und sorgte dafür, dass er die Wesen auch weiterhin als eine Abart von Ghouls betrachtete.
Suko wich den Hindernissen, die zwischen ihm und den drei Gestalten lagen, aus. Er ging über Gräber hinweg, und je näher er kam, umso mächtiger erschienen ihm die Gestalten. Sie griffen nicht an, sie schienen auch nicht auf dem Boden zu stehen, sondern darüber zu schweben.
Als Suko auf eine günstige Schussweite herangekommen war, hielt er an und zog seine Beretta.
Bisher war ihm nicht klar geworden, ob er es hier mit stofflichen Wesen zu tun hatte. Der Treffer durch eine geweihte Silberkugel würde ihm Aufklärung geben.
Der Inspektor hob die Beretta an. Er war jetzt ganz ruhig geworden. Sein Augenmerk war voll und ganz auf die drei Gestalten gerichtet.
Er ging davon aus, dass sie ihn sahen. Sie taten nichts. Fast sah es so aus, als würden sie ihn sogar schießen lassen.
Genau das tat Suko.
Er hatte sich das mittlere der drei Wesen vorgenommen.
Der Abschussknall zerriss die Stille. Suko konnte nicht vorbeischießen. Die Kugel traf genau.
Er glaubte, ein Blitzen zu sehen. Sofort danach zog sich die Welt vor ihm zusammen. Es sah aus, als wären ungeheure Kräfte dabei, eine Leinwand zusammenzudrücken.
Dann waren sie weg!
Suko ließ die Waffe sinken. Er schüttelte den Kopf.
Nichts außer Fragen gab es jetzt noch, nur keine Antworten.
Vor ihm lag der normale Teil des Friedhofs, und hinter sich hörte er Shao kommen.
Sie atmete heftig, und als sie neben ihm stehen blieb, flüsterte sie: »Das kann doch nicht wahr sein! Das gibt es nicht!«
»Du hast es selbst gesehen. Sie sind weg.«
»Ja - und jetzt?«
»Da bin ich überfragt. Ich kann dir nicht sagen, wer sie waren. Ich habe sie noch nie zuvor gesehen.«
»Hast du denn einen Verdacht?«
Der Inspektor hob die Schultern.
»Mir schoss für einen Moment der Vergleich mit einer Gestalt vom Planeten der Magier durch den Kopf. Das ist doch die Heimat der Ghouls und ähnlicher Geschöpfe.«
»Ja, schon. Aber ist der nicht zerstört worden?«
»Ich denke nicht. Er befindet sich nur in einer anderen Dimension. Und bei Abarten von Ghouls muss ich auch immer an Xorron denken.«
»Hör auf, das liegt lange zurück. Und Xorron gibt es nun wirklich nicht mehr.«
»Aber vielleicht ähnliche Gestalten.«
Shao ging einige Schritte auf und ab. Dabei hielt sie die Lippen zusammengepresst und die Stirn gerunzelt. Nach einigen Sekunden blieb sie wieder stehen.
»Ich denke, dass uns jemand weiterhelfen könnte«, murmelte sie. Sie sah Suko ins Gesicht. »Und das ist diese
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