1586 - Leichenräuber
Kopf suchend hin und her bewegte.
»Nach was hältst du Ausschau?«
»Ich suche einen Parkplatz.«
»Der liegt doch an der anderen Seite des Geländes.«
»Klar. Nur will ich den BMW dort nicht abstellen. Sollte Suko kommen, würde er ihn sofort sehen, und das ist nun nicht im Sinne des Erfinders.«
»Okay, da gebe ich dir recht.«
»Danke.«
Shao fand einen Platz, an dem sie anhielt.
Sie stand dort nicht allein. Einige Fahrzeuge waren dort schon abgestellt worden. Das Gelände gehörte zu einer kleinen Gärtnerei, dessen Grundstück zum Parkplatz hin durch einen grünen Maschendrahtzaun abgeteilt war.
Beide stiegen aus. Shini schaute sich bereits hier sorgenvoll um. Etwas Verdächtiges bekam sie nicht zu sehen. Dafür einen Weg, der ebenfalls zum Friedhof führte.
»Wohin möchtest du?«
Shao steckte den Wagenschlüssel weg.
»Das ist ganz einfach. Wir werden uns erst mal in die Nähe der Leichenhalle begeben. Oder uns dort sogar verstecken. Da haben wir einigermaßen Deckung und können schnell erkennen, wenn sich jemand nähert.«
»Wir sind bestimmt nicht allein auf dem Friedhof.«
»Davon gehe ich aus. Nur glaube ich nicht daran, dass wir mit vielen Besuchern rechnen müssen. Das wird sich alles in Grenzen halten. Dieser Friedhof gehört nicht zu denen, die stark frequentiert sind.«
»Wie du meinst.«
Ein Auto, dessen Ladefläche mit Sträuchern bedeckt war, kam ihnen entgegen. Es war ein Fahrzeug, das zu einer Gärtnerei gehörte. Sie ließen es passieren, und es dauerte nicht mal drei Minuten, da befanden sich beide auf dem Friedhof.
Diesmal allerdings bei Tageslicht. Da sah die Umgebung weniger gespenstisch aus. Man konnte den Eindruck haben, sich in einem Wald zu befinden, der an einigen Stellen undurchdringlich aussah, an anderen wieder lichter war. Ein Spiel aus Helligkeit und Schatten war entstanden und breitete sich auf dem Boden aus.
Etwas war im Vergleich zur Nacht gleich geblieben.
Diese Stille die einen alten Friedhof ausmachte.
Ihnen fielen auf dem Weg zur Leichenhalle einige Besucher auf, die jedoch verhielten sich völlig normal. Es waren zumeist ältere Leute, die die Gräber ihrer Angehörigen besuchten.
Zwar kannten die beiden Frauen den Friedhof nicht wie ihre Westentasche, sie wussten jedoch, welche Richtung sie einzuschlagen hatten. Sie gingen zügig nebeneinander her.
Dass Shini nervös war, hörte Shao an den heftigen Atemzügen ihrer Begleiterin.
Rechts von ihnen lag das Gebiet, in dem sie sich in der Nacht herumgetrieben hatten.
Shini warf hin und wieder einen scheuen Blick in diese Richtung, gab jedoch keinen Kommentar ab.
Auch der widerliche Gestank hatte sich völlig verflüchtigt. Es schwebte ihnen kein Leichengeruch mehr entgegen. Die Umgebung war von den üblichen Gerüchen der Natur erfüllt.
»Da ist die Leichenhalle, Shao.«
»Schon gesehen.«
»Und es bleibt dabei, dass wir hineingehen?«
»Falls sie nicht verschlossen ist.«
»Damit müssen wir rechnen.«
Shini blickte sich immer wieder um.
Es fiel Shao auf. »Was suchst du?«
»Deinen Freund. Hast du mir nicht erzählt, dass der tote Peter Bloom abgeholt werden soll?«
»Genau. Wahrscheinlich hat Suko es sich anders überlegt. Und er wird seine Gründe dafür gehabt haben.«
»Kann sein.«
Sie fanden einen schmalen Weg, der sie direkt an die Leichenhalle brachte. Er führte zwischen neueren Gräbern hindurch, von denen nur wenige richtig gepflegt aussahen.
Die Halle erreichten sie an der Westseite. Dort sah das Mauerwerk feucht aus. Manche Steine waren von einem grünlichen Film überzogen.
Shao ging zur Tür. Diesmal hatte sie Pech, denn sie war abgeschlossen.
»Dann bleiben wir eben draußen«, sagte sie.
Shini war weniger davon angetan.
»Das sagst du so einfach. Machst du dir denn keine Gedanken?«
»Schon. Aber ich reiße mich zusammen.«
»Sollen wir hier warten?«
Shao nickte. »Ich habe in der nahen Umgebung eine Bank gesehen. Dort setzen wir uns hin und warten.«
Das Gruftie-Girl sagte nichts darauf. Es war Shini nur anzusehen, dass sie sich alles andere als wohl fühlte, obgleich sie selbst auf ein Mitgehen gedrungen hatte.
Die Bank war grün gestrichen. Sie stand an einem schattigen Platz, etwas versetzt und von hohen Büschen umgeben, die praktisch einen Halbkreis bildeten.
Shao entfernte einige Blätter von der Sitzfläche und nahm Platz.
Shini blieb vor ihr stehen. Sie schüttelte den Kopf und wunderte sich darüber, wie ruhig Shao die Dinge anging.
»Was soll
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