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1586 - Wen die Rache trifft

Titel: 1586 - Wen die Rache trifft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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seinen Mundwinkeln. Mit einer derartigen Antwort schien er nicht gerechnet zu haben. „Wann?"
    „Heute!" Die Zuversicht Lalektats schwand, da sich die Miene seines Vaters zunehmend verdüsterte.
    Liergyn preßte die Lippen zornig zusammen, und dann krachte seine Hand auf die Tischplatte. Der plötzliche Lärm ließ alle am Tisch zusammenfahren. „Ich habe für vieles Verständnis, mein Sohn", donnerte er Lalektat an, „aber ich kann es auf den Tod nicht leiden, wenn man mich belügt!"
    Der Junge zog die Schultern hoch. Er war davon überzeugt, daß sein Vater ihm nun eine Ohrfeige versetzen würde, und er wollte ihm eine möglichst kleine Angriffsfläche bieten. Doch Liergyn versuchte nicht, ihn zu schlagen. Er blickte ihn nur an, und das war unangenehm genug für Lalektat. „Ich habe nicht gelogen, Vater", beteuerte er.
    Liergyn lehnte sich zurück, ohne ihn aus den Augen zu lassen. „Lalektat", sagte Laalloon vorwurfsvoll. „Mbro ist vorgestern gestorben. Also - wer hat dir das Zeug gegeben?"
    Der Junge war nicht in der Lage, darauf etwas zu antworten.
    Er blickte seine Eltern fassungslos an. Seine Lippen bewegten sich, brachten aber keinen einzigen Laut hervor.
    Liergyn kannte seinen Sohn gut genug, um zu erkennen, wann er log. Er sah ihm an, daß er zutiefst verunsichert war. „Ja", bestätigte er. „Mbro ist seit vorgestern tot. Er kann dir also heute nicht dieses Zeug gegeben haben."
    Lalektat hatte plötzlich Tränen in den Augen. „Aber Vater", stammelte er. „Ich bin ganz sicher, daß er es mir heute gegeben hat. Es war Mbro oder jemand, der so ausgesehen hat wie er. Ich weiß es genau. Ich würde es doch nicht sagen, wenn es nicht so wäre."
    Liergyn spürte, daß sein Sohn die Wahrheit sagte, und er begann zu überlegen. Mbro war ein unscheinbarer, kleiner Mann gewesen, der als Chemiker in den Labors der Industrieanlagen gearbeitet hatte. Wenn Lalektat behauptete, ihn gesehen zu haben, dann konnte er nur einem Doppelgänger begegnet sein, einem, der sich als Mbro maskiert hatte. Warum aber sollte ein Maskierter ihm die Chemikalien gegeben haben, wenn nicht aus dem einzigen Grund, mit ihrer Hilfe einen ernsthaften Konflikt mit dem Tryolla-Clan zu entfachen? Die Antwort war einfach und äußerst bedrohlich. Irgend jemand war nicht damit einverstanden, daß die beiden Patriarchen Menno von Volleren und Toran von Tryolla die Fehde zwischen den beiden Clans beenden wollten. Irgend jemand boykottierte die schier unermeßlichen Anstrengungen der beiden alten Männer, weil er nicht ihre Größe hatte, um begreifen zu können, daß ein Ende sein mußte mit dem ewigen Streit. Liergyn beschloß, Menno, seinen Vater, so schnell wie möglich zu informieren. Ihm war klar, daß der alte Mann maßlos enttäuscht sein würde, aber er hatte keine andere Wahl.
    Er durfte nicht die Augen vor der Tatsache verschließen, daß es einen Verräter in den eigenen Reihen gab. Im Avarial waren nicht zwei, wie Laalloon glaubte, sondern nach den ihm vorliegenden Informationen vier tote Frauen auf dem Kampfplatz zurückgeblieben. Sie würden durch ihren Tod dafür sorgen, daß es keine Versöhnung zwischen den Clans gab. „Ich glaube dir, mein^Sohn", sagte er. „Ich denke, es war ein ganz übler Trick, mit dem jemand das Lebenswerk deines Großvaters zerstören will. Dazu hat er einen Mann mit einer biologisch lebenden Maske mit dem Aussehen von Mbro eingesetzt. Ich werde das überprüfen."
    Lalektat fiel ein Stein vom Herzen, und er erlaubte sich schon wieder ein kleines Lächeln. Mit dem Fuß stieß er Layka an, die neben ihm saß. Sie blickte ihn kurz an, und er begriff, was sie ihm sagen wollte.
    Ihr Vater war ein wundervoller Mensch! „Ein starker Typ", nannte Lalektat ihn später, als er mit seiner Schwester und Laworn allein war.
    Sie befanden sich in dem für sie reservierten Teil der Wohneinheit. „Ich bin vollkommen fertig", gestand Laworn. „Ich habe noch nie einen Toten gesehen."
    „Ich auch nicht", bemerkte Layka mit tonloser Stimme. „Es war entsetzlich."
    „Und ich finde es gemein, daß irgendein Widerling sich ausgerechnet uns für seine finsteren Pläne ausgesucht hat", klagte Lalektat. „Erst sorgt er dafür, daß wir die Fettbacken blau einfärben und dann ..."
    „... und dann hat er die böse Tat bereut und dafür gesorgt, daß die gräßliche Schlägerei im Avarial beendet wurde", ergänzte Layka. „Ja, das hat er", sagte Laworn. Verwundert schüttelte er den Kopf. „Obwohl das eigentlich gar

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