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1586 - Wen die Rache trifft

Titel: 1586 - Wen die Rache trifft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fühlte sie sich verpflichtet, alles in ihren Kräften Stehende zu tun, um eine Eskalation der Fehde zu verhindern.
    Als sie den Antigravschacht erreichten, kam Sukeris aus einem der anderen Räume hervor. An dem schwarzen Stirnband war er leicht als Angehöriger der Tryolla-Sippe zu erkennen. An ihn schmiegten sich zwei ausgelassen lachende Frauen, deren einziges Interesse zu sein schien, Küsse mit ihm auszutauschen. Das änderte sich auch nicht, als sie Lesa bemerkten. Sukeris versuchte, sie zurückzudrängen, doch je mehr er sich bemühte, desto geringer schien die Neigung zu werden, sich von ihm zu trennen. „Stell dir vor, Lesa", kicherte eine von ihnen, „er hat gesagt, daß bei seinem Clan die verlobten Männer fleißig mit anderen Frauen üben müssen, damit sie später die Frau glücklich machen können, die sie heiraten!"
    „Dabei ist er schon jetzt in phänomenaler Form", hauchte die andere. „Hört auf mit dem Unsinn!" rief Sukeris. Er war ein athletisch gebauter Mann, schlank und sportlich. Das schwarze Stirnband schien er einzig und allein zu dem Zweck zu tragen, die üppige Fülle seiner lockigen Haare bändigen zu können. „Lesa, glaube mir, es ist alles ganz anders."
    Sie hörte nicht. Empört ohrfeigte sie ihn. Als sie danach zum Antigravschacht eilte und mit ihren Geschwistern und Laworn darin verschwand, glich ihr Rückzug einer Flucht. „Hort euch das an", sagte Lesa erschrocken, als sie sich dem Avarial näherten, einem Konferenzraum, in dem zumeist Gespräche auf höchster Ebene abgehalten wurden. An diesem Tag hatten sich dort mehr als jeweils hundert Frauen der beiden Sippen versammelt, um über wichtige Fragen der Wirtschaft zu sprechen. Einigkeit hatte man offenbar nicht erzielt, denn schon von weitem hallten Lesa und ihren Begleitern Geräusche entgegen, die eher auf eine Schlacht denn auf eine Besprechung schließen ließen.
    Die Frauen schrien wild durcheinander, und Gegenstände zerbarsten klirrend und krachend. „Die schlagen sich die Köpfe ein!" rief Laworn. „Und Mutter ist mitten unter ihnen", sagte Layka.
    Sie rannten über einen Gang auf eine Tür zu, und als diese sich öffnete, sahen sie, daß aus einer Konferenz über Wirtschaftsfragen eine wilde Schlägerei entstanden war, an der sich über die Hälfte der versammelten Frauen beteiligten.
    Erschrocken blieben Lesa und die Kinder stehen. Was sie sahen, übertraf alles, was sie sich bisher hatten vorstellen können. Im Konferenzraum herrschte ein unbeschreibliches Durcheinander. Die Frauen schlugen aufeinander ein, wobei sie ihre Fäuste einsetzten oder Gegenstände aus dem Raum als Schlaginstrumente benutzten, zerrten sich gegenseitig an den Haaren, kratzten und bissen sich oder traten einander mit den Füßen. Auf dem Boden lagen mehrere Frauen und bewegten sich nicht mehr.
    Einige Männer befanden sich inmitten der tobenden Frauen und versuchten, die Kämpfenden zu trennen, standen jedoch auf verlorenem Posten. Die Frauen beachteten sie nicht oder stürzten sich gar auf sie, um ihre Streitlust an ihnen auszulassen. „Da ist Mutter!" rief Layka plötzlich, und bevor sie jemand aufhalten konnte, warf sie sich in das Getümmel. „Nein, bleib hier!" schrie Lesa, doch ihre Schwester hörte sie nicht mehr. Sie war schon unter einigen Tischen hindurchgekrochen und zwischen den kämpfenden Frauen verschwunden.
    Lalektat packte seinen Cousin am Arm. „Das schafft sie nicht allein", rief er ihm zu. „Wir müssen ihr helfen."
    „Ihr bleibt hier!" befahl Lesa, doch es war schon zu spät. Die beiden Jungen sprangen über einen umgekippten Tisch hinweg, krochen unter einem anderen hindurch, kämpften sich zwischen den stampfenden Beinen einiger ineinander verkrallter Frauen hindurch und entdeckten Layka, die sich vergeblich gegen eine korpulente Vertreterin der Tryolla-Sippe wehrte.
    Die Frau hatte sie zu Boden geworfen und zerrte an ihren Haaren.
    Lalektat und Laworn warfen sich auf sie, packten sie an den Ohren und zogen sie zurück, ließen sie jedoch sogleich wieder los, weil ihre übergewichtige Gegnerin förmlich zu explodieren schien. Sie schlug mit rudernden Armen um sich und schleuderte sie mühelos von sich.
    Lalektat flog in hohem Bogen über einen der Tische hinweg und landete auf dem Boden - keinen Meter von seiner Mutter entfernt, die unter einen der Tische gefluchtet war. Laalloon von Volleron umklammerte ihre Tochter Layka und blickte voller Panik um sich. Sie wußte nicht, wohin sie sich wenden

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