1586 - Wen die Rache trifft
war. Auf diese Dinge achteten die drei Kinder jedoch nur am Rande. Etwas anderes war unendlich wichtiger für sie.
Liergyn, der Vater von Lalektat, stand zwei jüngeren Männern der Tryolla-Sippe gegenüber. Sie waren leicht an den schwarzen Stirnbändern zu erkennen. Alle Männer dieser Sippe trugen solche Bänder, sobald sie das einundzwanzigste Lebensjahr erreicht hatten. Es war das Zeichen ihrer Männlichkeit, ihrer Waffenberechtigung und ihrer Kampfbereitschaft.
Die beiden Tryollaner waren Liergyn eindeutig überlegen. Er war zwar kräftig und äußerst geschickt, aber er hatte ein erhebliches Übergewicht und litt bereits unter Atemnot. Seine Kondition war weitaus schlechter als ihre. Sie kämpften mit Keramiksäbeln, die besonders leicht und scharf waren.
Zahlreiche Wunden zeugten davon, daß Liergyn der Unterlegene war. Blut verschmierte seine Arme und seine Beine, und dazu zog sich eine Schramme quer über seine Brust. „Heute gibt es den ersten Toten", rief einer der beiden Tryollaner triumphierend. „Und du wirst es sein."
„Oder du", keuchte Liergyn. Er griff vehement an, und es gelang ihm tatsächlich, einem der beiden eine tiefe Wunde an der Schulter beizubringen. Dadurch verschaffte er sich etwas Luft. Der Verwundete zog sich zurück und überließ es dem anderen, allein gegen Liergyn zu kämpfen. „Wir müssen ihm helfen!" rief Lalektat.
Der übergewichtige Liergyn stolperte über ein auf dem Boden liegendes Kabel und fiel rücklings zu Boden. Benommen blieb er liegen. Sein Gegner beugte sich triumphierend über ihn und setzte ihm die Spitze seines Säbels auf die Brust. „Das war's", sagte er. „Du bist der erste Tote!"
In diesem Moment schleuderte Lalektat mit bemerkenswerter Zielsicherheit ein faustgroßes Stück Plastik gegen ihn und traf ihn am Kopf. Nun brach er zusammen. Er fiel auf die Knie und kämpfte mit einer heraufziehenden Ohnmacht, erholte sich jedoch schneller als Liergyn. Auch der zweite Tryollaner machte nun Anstalten, wieder in den Kampf einzugreifen. Mit dem Schwert in der Hand näherte er sich dem Vater von Lalektat und Layka. „Hilf mir!" forderte Lalektat. „Nimm, was du findest!"
Er bückte sich und griff nach herumliegenden Abfällen, um damit nach den beiden Männern zu werfen, die seinen Vater töten wollten. Layka zögerte nicht langer. Auch sie beteiligte sich ein dem Angriff mit Wurfgeschossen. Sie- zielte allerdings nicht so genau wie ihr Bruder und warf zumeist vorbei.
Dennoch irritierte und behinderte sie die beiden Männer aus der verfeindeten Sippe der Tryolla so sehr, daß sie sich Liergyn nicht weiter näherten, sondern hauptsächlich versuchten, die Wurfgeschosse abzuwehren. „Weiter, weiter!" schrie Lalektat. „Nicht aufgeben!"
Er schleuderte ein Stahlstück gegen einen der beiden Männer und traf ihn an der Schulter. Dabei fügte er ihm so starke Schmerzen zu, daß der Mann gepeinigt seinen Säbel fallen ließ. „Laworn, wo bist du?" brüllte Lalektat. „Hilf uns gefälligst!"
Vergeblich blickte er sich nach seinem Cousin um. Von Laworn war nichts zu sehen. „Dieser Feigling hat sich verkrochen!" kreischte Lalektat wütend. Mit einem handlangen Plastikstück traf er erneut, und während Liergyn sich mühsam aufrichtete, traten die beiden Angreifer die Flucht an. Sie rannten zu ihrem Tunnelgleiter, den sie am Ende der Brüstung geparkt hatten. Es war eine kleine, zapfenförmige Maschine ohne Kuppeldach.
Die beiden Tryollaner schwangen sich rittlings auf die Maschine und starteten in Richtung eines Tunneleingangs. Sie kamen etwa zehn Meter weit, dann hielt sie ein dickes, hochelastisches Band zurück, das am Heck der Maschine befestigt war. Sie merkten, daß sich die Fahrt ihrer Maschine abrupt verringerte, vermuteten einen Fehler im System und schalteten den Vortrieb vorsichtshalber ab. In diesem Moment, in dem der Gleiter normalerweise auf der Stelle verharrt hätte, konnte das elastische Band seine ganze Energie entfalten. Es riß den Gleiter zurück und schleuderte ihn gegen eine große Scheibe, hinter der eine weitere Halle lag. Krachend zerbarst die Scheibe, und Splitter flogen durch die ganze Halle. Der Gleiter aber verschwand in der vielfach gezackten Lücke, die er geschaffen hatte. Über der Brüstung tauchte Laworn auf und stieß jubelnd beide Arme in die Höhe. „He, ihr Flaschen da drüben!" schrie er Lalektat und Layka zu. „Wie habe ich das gemacht?"
Er hüpfte mehrmals in die Höhe und rannte dann zu einem offenen
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