1587 - Midnight-Lady
aufgestoßen und war blitzschnell aus dem Rover geklettert. Das heißt, sie hatte ihren Körper nach vorn geworfen, mit dem Fuß dabei die Wagentür wieder zugetreten, landete auf der weichen Erde, auf der sie sich geschickt abrollte und schwungvoll auf die Füße kam.
Mit einer derartigen Aktion hatten die schwarzen Flattertiere wohl nicht gerechnet. Sie wussten in den ersten Sekunden anscheinend nicht, wie sie reagieren sollten. Und als sie sich wieder gefasst hatten, war Justine bereits unterwegs.
Sie lief in die Richtung, in die sie mit Sinclair gefahren war. Nur blieb sie nicht auf dem Weg, sondern schlug sich auf die rechte Seite, wo das Gelände zwar nicht so frei war, aber das machte ihr nichts aus. Nach den ersten Metern bereits musste sie Büsche durchbrechen, sah dann ein freies Feld vor sich liegen und schaute sich erst jetzt um.
Den Rover konnte sie noch sehen. Zumindest die beiden hellen Scheinwerfer, deren Lichtfinger jetzt wieder in die Nacht stachen, denn keine Fledermaus hockte mehr auf dem Glas.
Doch war der Rover für sie uninteressant geworden, denn kein Tier klebte mehr an ihm. Ob sich noch welche im Fahrzeug befanden, wusste sie nicht. Jedenfalls war außen keine Fledermaus mehr zu sehen. Dafür hatten sich die Tiere über dem Wagen wieder gesammelt und sich dort zu einem dichten Pulk zusammengerottet. Sie bildeten einen regelrechten Schwärm, der sich noch nicht bewegte und offenbar abwartete, dass etwas Bestimmtes passierte.
Das hing mit Justine Cavallo zusammen, denn als sie sich in Bewegung setzte, jagte auch der dunkle Schwärm los, denn jedes Tier wurde von einem Beschützerinstinkt geleitet. Sie alle wollten nicht, dass jemand ihrer Herrin zu nahe kam.
Die Cavallo lachte und zischte dann: »Ich glaube, da habt ihr euch getäuscht. Nicht mit mir, meine Freunde.«
Angst kannte sie nicht. Das war für sie ein völlig fremdes und irreales Gefühl. Zudem steckten in ihr große Kräfte. Sie musste keine Pausen einlegen. Sie konnte fighten wie ein Roboter und war zudem mit normalen Waffen nicht zu besiegen. Es sei denn, man hätte ihr der Kopf abgeschlagen, doch danach sah es hier nicht aus, denn sie wurde nur von einer schwarzen Wolke aus zuckenden und flatternden Tieren verfolgt, die sie auf dem Weg zum Haus stoppen wollten.
Es gab für sie nur den Weg nach vorn. Auf keinen Fall wollte sie irgendwelche Umwege machen. Justine wusste, dass bereits etwas geschehen war. Jetzt wollte sie nur noch retten, was zu retten war.
So schnell sie sich auch mit mächtigen Sprüngen voranbewegte, die Fledermäuse waren ebenso schnell. Oder sogar noch schneller, denn die kompakte Masse überholte sie, aber sie flog nicht weg.
Für einen Moment sah es so aus, als würde sie in der Luft stehen bleiben, dann drehte sich die Wolke um und jagte wie ein flatterndes Tuch auf sie zu.
Die Vampirin rannte geradewegs in die Rotte der Fledermäuse hinein.
Sie verwandelte sich förmlich in einen mächtigen Rammbock, der die Flattertiere durcheinanderwirbelte. Sie schafften es nicht mehr, sich sofort wieder zu formieren, denn Justine schlug im Laufen wild um sich.
Nicht nur das, sie benutzte ihre Hände auch als Greifer, bekam zahlreiche der Fledermäuse zu fassen und zerquetschte sie.
Das Gehör der Blutsaugerin war mit dem eines Menschen nicht zu vergleichen. Justine hörte die Schreie der Tiere, wenn sie wütend waren oder starben. Sie pflückte die zuckenden Angreifer vor ihren Augen weg, sie räumte unter ihnen auf, sie schuf sich Lücken, in die sie hineinrannte, und musste sehen, dass diese sehr schnell wieder geschlossen wurden.
Dabei hatte sie den Eindruck, dass die Fledermäuse immer aggressiver wurden, je mehr sie von ihnen vernichtete.
Trotz allem hatte Justine Cavallo es geschafft, auf dem Weg zu bleiben.
Die Angreifer merkten schnell, dass sie eine Gegnerin vor sich hatten, die ihnen überlegen war. Sie wollten zwar in ihren Bemühungen nicht nachlassen, aber sie mussten schließlich einsehen, dass die zupackenden Hände zu viele von ihnen vernichteten, und so siegte bei ihnen der Selbsterhaltungstrieb.
Die Angreifer zogen sich zurück. Es sah aus, als wäre eine Bombe in ihren Pulk eingeschlagen. Sie spritzten nach allen Seiten weg, jagten in den Himmel hinein und traten die Flucht an.
Manche waren dabei allein. Andere wiederum hatten sich zu kleinen Pulks zusammengefunden.
Die Cavallo hatte wieder freie Sicht. Aus ihrer Kehle löste sich ein Lachen, als sie das schwache Licht vor sich
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