1587 - Rebellion der Sterblichen
Der alte Arkonidenfürst hat den Trick natürlich so nicht hingenommen; klauen könnte er sich einen Aktivator auch selbst. Also gab er das Ding an Dorina Vaccer zurück."
„Aber damit war die Angelegenheit nicht aus der Welt", vermutete Danton. „Sonst hätte Atlan nicht solche Andeutungen gemacht."
„Stimmt. Cebu Jandavari hat sich in die Sache eingemischt.
Sie und ihre Wachhunde, die Überschweren von Paylaczer, haben die Siedlungen des Planeten Voltry komplett eingeäschert."
Roi Danton war blaß geworden.
Cebu Jandavari hatte es tatsächlich gewagt. In ihrer Verblendung war die Friedensstifterin noch weiter gegangen, als er für möglich gehalten hätte. Und er war nicht zur Stelle gewesen, um sie davon abzubringen. Allein er hatte einen gewissen Einfluß auf sie. Paylaczer, die Überschwere, war nicht mehr als eine hochintelligente Killerin. In Cebu Jandavaris Namen würde sie noch viele Verbrechen begehen - vorausgesetzt, man ließe sie.
Danton schüttelte fassungslos den Kopf. Dieses Verbrechen wog noch viel schwerer als das, das Aramus Shaenor auf Ascullo begangen hatte. „Kleiner, wir müssen dringend nach Lingora. Irgendwo muß es einen Ausweg aus diesem Desaster geben."
Die MONTEGO BAY startete noch in derselben Stunde. Roi hatte es eilig, an sein Ziel zu kommen, auch wenn er noch nicht wußte, was dort zu tun war.
Nach kurzem Flug ohne Zwischenfall erreichten sie das Teshaai>System.
Danton beobachtete das Manöver von der Zentrale aus. „Schiffsbewegungen?" fragte er knapp. Die Worte gingen an die Adresse des Orterstandes. „Nur ein einziger Raumer. Er befindet sich gerade im Landeanflug."
Roi Danton lächelte abwesend.
Während er noch versuchte, sich eine grobe Marschroute zurechtzulegen, leitete der Erste Pilot das Landemanöver ein.
Die MONTEGO BAY landete am Rand des Raumhafens der Stadt Sharinam.
Gucky! dachte er konzentriert. Du belauschst mich ja sowieso, Kleiner! Wie war's denn, wenn wir beide einen Ausflug machten ?3.
Hagea Scoffy saß vor dem Bildschirm und aß. Auf dem Tisch stand eine Schale mit Obst, das sie noch auf der kleinen Insel des Dauho-Mano-Archipels gesammelt hatte, und dazu trank sie tiefe Schlucke aus einer Karaffe voller Fruchtsaft. Sie war unglücklich, zutiefst uneins mit sich selbst. Dort auf dem Schirm war soeben nach einigen Stunden im Linearraum das Teshaar-System erschienen. Lingora... Die Welt, von der sie alle stammten. Lingora war das Zentrum, also mußte dort der Hebel angesetzt werden. Aber die Art und Weise, wie dies vonstatten gehen sollte, hätte sie unter normalen Umstanden niemals gutgeheißen.
Hagea betäubte die schlimmsten Gedanken mit süßem Obst.
Schon zu früheren Zeiten, als sie noch unter dem Friedensstifter Bury Comansor gelernt hatte, war eine gewisse Freß' sucht ihr Problem gewesen. Der Ruf hing ihr bis heute nach; sie galt als phlegmatisch und oberflächlich. Daß sie noch heute dicker als die meisten Linguiden war, bestätigte dieses Vorurteil. Ihr Ruf als Friedensstifterin hatte darunter jedoch niemals gelitten. So war eben ihre Persönlichkeit -und niemand störte sich daran.
Heute jedoch störte es sie selbst.
Sie hatte sich schon so lange sicher gewähnt. Und nun? Im Angesicht der Entscheidung wurde sie schwach.
Sie starrte böse die Frucht an, die sie fast ohne bewußtes Zutun aus der Schale genommen hatte. Blau und saftig, zweifellos von erlesenem Geschmack und voller Zucker. Mit einemmal holte sie aus und warf die Frucht igegen eine Kabinenwand. Das Fleisch platzte auf, der Saft spritzte bis zum Tisch.
Wie lange hatte sie sich nicht mehr so sehr gehenlassen?
Hagea wußte es nicht, und sie war froh, daß niemand sie dabei gesehen hatte.
Sie faßte sich, verließ die Kabine und suchte die Zentrale auf.
Ihre Schwester Neido überwachte mit starrem Blick das Anflugmanöver auf Lingora. Vor ihnen lag die Tagseite des Planeten, und der Kurs führte direkt über den Kontinent Kaybor hinweg. Dort lagen die Höhlensysteme von Zonai, aber auch ein paar technische Einrichtungen, die für den Planeten Bedeutung hatten. Das Ziel bildete der Kontinent Liusika auf der nördlichen Halbkugel.
In einer Entfernung folgten die PA-STRAL und die KOLOMA. „Habt ihr Ortung vom Raumhafen?" fragte Hagea. „Die haben wir." Neido schickte mit einer Schaltung Reliefbilder über den Schirm, die mit hoher Auflösung Hafengebäude und gelandete Schiffe zeigten. „Da ist die MONTEGO BAY, Hagea. 320 Meter Durchmesser, Kugelform.
Weitere Kostenlose Bücher