1592 - Der Ilt und der Tod
Solange ich nicht weiß, daß sie über den Berg sind, kann ich nicht schlemmen."
„Wir schlemmen nicht, wir essen", korrigierte ihn der Arkonide. „Aber wenn wir schon essen, warum sollen wir dann nicht etwas zu uns nehmen, was uns schmeckt?"
Er stocherte in seinem Essen herum, schob den Teller dann zur Seite und stieß einen leisen Fluch aus. „Verdammt, was sollen die Lügen? Mir ist hundeelend zumute."
„Beruhige dich", bat Rhodan. „Gucky ist wieder im Behandlungsraum und Verscor hat mir eben gesagt, daß sich sein Zustand überraschend gebessert hat."
Noch einmal ließ er sich von Myles Kantor einen genauen Bericht über die Ereignisse an Bord der DEAU-VILLE und der CATALINA MORANI geben, nachdem diese nach ihrer geheimnisvollen Exkursion wieder im Zentrumsgebiet der Milchstraße aufgetaucht war. Der Wissenschaftler schilderte bereitwillig, wie er die Besatzung der CATALINA MORANI vorgefunden, wie Gucky sich infiziert, und wie er schließlich alle nach Tahun gebracht hatte. „Ich bin sicher, daß die Störung der Nakken, Guckys und Satos dieselbe Ursache hat, die auch den Zeitsinn von ES behindert und für das seltsame Verhalten der Superintelligenz sorgt", erklärte er abschließend.
Ihm und den anderen am Tisch war jedoch unklar, was der Grund für die Störung war. Er konnte keine Lösung für das Problem anbieten. „Ich habe noch nicht einmal eine Vermutung", gab er zu.
Nach dem Essen kehrte Rhodan in die Klinik zu Verscor zurück. „Erwarte keine Wunder von uns", bat der Ara ihn. „Wir tun, was in unserer Macht steht, und das ist eine ganze Menge, aber uns sind Grenzen gesetzt."
Er ließ Rhodan dieses Mal nicht zu Gucky, da er fürchtete, daß ein Besuch ihn allzu sehr in Aufregung versetzen und zu einer erneuten Teleportation veranlassen könnte. Durch eine nur von einer Seite transparente Wand aus Formenergie konnte Rhodan den bewußtlosen Freund sehen. „Wir haben festgestellt, daß die Teleportation ihn viel Kraft gekostet hat", bemerkte Verscor. Sie blickten durch die Scheibe auf das Bett, auf dem der Ilt unter zahlreichen Schläuchen und Sonden lag. „Danach sieht er aber nicht aus", stellte der Terraner fest.
Tatsächlich bot der Ilt keineswegs den Anblick eines Todkranken. Seine Wangen waren nicht mehr so tief eingefallen, der Mund war geschlossen, und der Körper lag ruhig in den kaum sichtbaren Fesseln aus schwacher Formenergie.
Die Ärzte wollten den Ilt mit den Fesseln lediglich sichern, jedoch nicht mit aller Kraft ans Lager binden. Daher hatten sie die Formenergiebänder so angelegt, daß er sie zur Not sprengen konnte. „Das ist kein gutes Zeichen", erläuterte der Arzt. „Wir erleben es immer wieder, daß unsere Patienten unmittelbar vor der entscheidenden Krise aufblühen.
Doch danach kommt allzu häufig der totale Zusammenbruch."
Er atmete tief ein und stieß die aufgestaute Luft dann ruckartig aus. „Uns wäre es bedeutend lieber, wenn die Entwicklung anders verliefe, und es wäre eine langsam aufsteigende Tendenz zu erkennen. Davon kann jedoch keine Rede sein. Die Daten sind denkbar schlecht."
Sie verharrten einige Minuten schweigend vor der Scheibe. Als Perry sich bereits abwenden wollte, fiel ihm auf, daß die Lider des Ilts zu zucken begannen. „Ich glaube, er kommt zu sich", flüsterte er.
Einige Sekunden verstrichen, dann schlug Gucky die Augen auf. Er drehte den Kopf zur Formenergiewand und blickte Rhodan an. Er wußte genau, wo der Freund war, obwohl er ihn nicht sehen konnte. Er zwinkerte ihm zu, öffnete den Mund und entblößte seinen Nagezahn. „Hör bloß nicht auf das Gequake dieses Ara-Schamanen", rief er mit heller Stimme. Sie klang aus den Lautsprechern über der Wand, so daß Rhodan und Verscor den Ilt mühelos verstehen konnten. „Ich fühle mich -schon mittelprächtig.
Der Ara-Häuptling neben dir denkt pausenlos daran, daß mich etwas um die Ecke bringen könnte, aber er täuscht sich gründlich. Ihr könnt mich höchstens um die nächste Ecke zum Mohrrüben-Automaten bringen, falls hier einer sein sollte."
„Hast du Hunger?" fragte Rhodan. „Klar", krähte der Ilt so munter, als sei er gesundheitlich nicht im mindesten beeinträchtigt. „Hier gibt's ja noch nicht einmal Gemüsesaft. Mann, da ist dieser Fünfzigmillequiz endlich zu Ende, und dann füttert man mich durch die Venen. Aber wieso krauchst du hier eigentlich noch herum? Man sieht dir überhaupt nicht an, daß du 20000 Jahre älter geworden bist."
Er lachte schrill über
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