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1592 - Der Tiermensch

1592 - Der Tiermensch

Titel: 1592 - Der Tiermensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hieß Maxine Wells und lebte in einem Vorort von Dundee. Sie waren zwar keine direkten Freunde, aber Maxine Wells war eine Frau, die sowohl auf ihre Patienten einging als auch auf die Menschen, die sie begleiteten. Das hatte er sehr schnell bemerkt. Zudem war sie ihm sehr sympathisch gewesen. Sie hatten sich auf Anhieb gut verstanden, und Maxine hatte auch Interesse an seiner Arbeit gezeigt. Sie lagen beide auf einer Wellenlänge.
    Sie hatten davon gesprochen, dass Maxine ihn mal besuchen sollte.
    Zwar war es bisher noch nicht dazu gekommen, aber ihm fiel keine andere Person ein, mit der er sich über seine Probleme unterhalten konnte und die - so hoffte er wenigstens - auch Verständnis für sein Problem aufbringen würde.
    Sie hatte ihm eine Visitenkarte gegeben, und er wusste auch, wo sie lag.
    Griffbereit in einem Fach des alten Küchenschranks.
    Noah hatte sowieso mit ihr wegen eines neuen Hundes sprechen wollen, denn auf ihr Urteil war Verlass.
    Die Karte fand er beim ersten Nachschauen. Erst jetzt warf er einen Blick auf die Uhr.
    Es war Nachmittag und noch hell genug. Zwar musste er ein ganzes Stück fahren, aber das machte ihm nichts aus. Er hoffte nur, dass sie auch Zeit für ihn hatte.
    Seine Finger zitterten, als er die Nummern drückte. Der Ruf kam durch, das beruhigte ihn etwas, und nach dem dritten Tuten wurde abgehoben.
    »Maxine Wells…«
    Noah Lynch fiel ein großer Stein vom Herzen. Sie war da. Jetzt musste er nur die richtigen Worte finden, um sie von einem Besuch zu überzeugen.
    Er fand sie, auch wenn er leicht stotterte. Den genauen Grund behielt er für sich, aber er machte es dringend und war heilfroh, dass die Tierärztin zustimmte.
    »Ja, Noah, kommen Sie nur. Wir könnten sogar zusammen eine Kleinigkeit essen.«
    »Danke.« Er atmete laut auf. »Ich freue mich wirklich und bin Ihnen dankbar, dass Sie zugestimmt haben.«
    »Okay, wir sehen uns dann gleich.«
    »Und ob«, flüsterte er, »und ob…«
    ***
    Carlotta, das Vogelmädchen, hatte ihrer Ziehmutter versprochen, nicht zu weit zu fliegen. Nicht bis hinein in die Berge. Sie wollte in der Umgebung bleiben, und sie musste vermeiden, dass sie von irgendwelchen Leuten gesehen wurde. Ein Auffliegen ihrer Tarnung wäre für sie fatal gewesen.
    Dass sie von Vögeln gesehen wurde, machte ihr nichts aus. Die Tiere umflogen sie, als hätten sie Angst davor, sich einer so großen Gestalt zu nähern.
    Sie flog weg von den menschlichen Ansiedlungen und auch nicht parallel zu irgendwelchen Straßen.
    Es war Herbst geworden. Die Temperaturen waren in diesem Teil von Schottland bereits ziemlich tief gefallen. Die ersten Nachtfröste hatte es auch schon gegeben, und an den Bäumen hing kaum noch Laub. Dafür hatte es einen bunten Teppich auf dem Boden hinterlassen.
    Carlotta war in Richtung Westen geflogen. Über einen großen Campingplatz hinweg, der kaum noch belegt war. Nur ein paar echte Fans und Dauercamper befanden sich noch auf dem Gelände.
    Schon bald musste Carlotta einsehen, dass dieses kalte Wetter keinen langen Flug zuließ. Der Wind war zu scharf. Er schnitt wie mit zahlreichen kleinen Messern in ihre Haut. Sie musste Maxine im Nachhinein recht geben. Es war wirklich kein gutes Flugwetter, auch wenn sie ihren Körper in warme Kleidung gehüllt hatte.
    Die Wolken hingen tief am Himmel. Manchmal hatte sie das Gefühl, sie greifen zu können, wenn sie nur die Hände ausstreckte.
    Carlotta flog tiefer und dabei einer grünen Insel entgegen, die unter ihr lag. Es war ein Waldgebiet, das sich bis zu den Sidlaw Hills hinzog. Mal dicht, mal aufgelockert und ein ideales Gebiet für Naturliebhaber.
    Es sollte auch das Ende ihrer Reise sein. Carlotta nahm sich vor, eine kurze Pause einzulegen und danach den Rückflug anzutreten. Sie war zwar ein Vogelmensch, aber das Menschliche in ihr überwog, und so spürte sie einen gesunden Hunger und auch Durst.
    Sie ging in den Sinkflug über. Was es zu Hause zu essen gab, wusste sie nicht. Appetit hatte sie auf Nudeln mit Pilzen. Frische Steinpilze standen in der Küche, und wenn sie daran dachte, lief ihr das Wasser im Mund zusammen.
    Den Kontakt zu Maxine konnte sie immer aufrecht halten. Denn bei ihren Ausflügen nahm sie stets ein Handy mit, und wenn sie eine kurze Pause einlegte, konnte sie die nützen, um Maxine anzurufen.
    Die Erde und damit auch der Waldrand kamen immer näher.
    Carlotta sah auch den Weg, der am Wald entlang verlief. Er war nicht mehr als ein breiter Pfad. Für den normalen Verkehr

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