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1592 - Der Tiermensch

1592 - Der Tiermensch

Titel: 1592 - Der Tiermensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Herbstwanderin aussah und keinen Verdacht erregte, riet ein starkes Gefühl dem Vogelmädchen zur Vorsicht.
    »Was interessiert dich das?«
    »Ich bin eben neugierig.«
    »Aber ich nicht.«
    »Ach, hör auf. Du wunderst dich doch auch darüber, dass wir uns hier begegnet sind.«
    Da gab Carlotta ihr recht. Nur das sagte sie ihr nicht. Sie dachte daran, dass sie der Frau auf keinen Fall den Rücken zudrehen durfte. Dann würde sie die Flügel sehen. Bisher hatte sie Carlotta noch nicht auf ihre Andersartigkeit angesprochen, und das sollte auch so bleiben. Deshalb blieb sie starr stehen.
    »Ich gehe hier öfter spazieren.«
    »Allein?« Carlotta nickte. »Das ist komisch.«
    »Wieso? Was ist daran komisch?«
    »Dass ich dich noch nie hier gesehen habe.«
    »Das muss auch nicht sein.« Morgana lachte. »He, was habe ich dir getan?«
    »Gar nichts?«
    »Und warum bist du dann so aggressiv?«
    »Vielleicht bin ich das«, erwiderte Carlotta, »aber das hat auch seinen Grund. Ich habe gedacht, hier meine Ruhe zu haben, und so soll es auch bleiben. Ich bin hierher gelaufen, um nachzudenken und…«
    Morgana unterbrach sie. »Hergelaufen und nicht gefahren?«
    »Ja, so ist es.«
    »Eine weite Strecke.« Die Bemerkung klang leicht höhnisch, und Carlotta fühlte sich irgendwie durchschaut, was für eine gewisse Unsicherheit bei ihr sorgte und worüber sie sich ärgerte.
    Etwas rettete sie. Zumindest vorläufig, denn ihr Handy begann seine Melodie zu dudeln.
    Das Vogelmädchen atmete auf. Blitzschnell glitt ihre Hand in die Tasche.
    Sie holte das Handy hervor und sah, dass der Abruf von Maxine kam.
    Die Zahlen auf dem Display schienen ihr wie kleine Hoffnungssterne entgegenzuleuchten.
    »Hi…« Maxine lachte in Carlottas Ohr. »Das hört sich an, als wärst du nicht mehr in der Luft.«
    »Das stimmt auch.«
    »Gut. Und was tust du?«
    »Ich lege gerade eine Pause ein.«
    »Auch gut. Wann kann ich dich wieder zurückerwarten?«
    Carlotta schielt auf die wartende Frau. Sie hatte eine lauernde Haltung eingenommen.
    »Ich werde gleich loslaufen.«
    »Schön.«
    »Und Hunger habe ich auch.«
    »Sehr gut. Ich schlage Nudeln mit Steinpilzen vor.«
    »Kannst du Gedanken lesen, Max?«
    »Wieso?«
    »Das Gericht ging mir schon die ganze Zeit durch den Kopf.«
    »Zwei Seelen, ein Gedanke«, sagte die Tierärztin. »Ach ja, noch etwas. Wir werden wohl beim Essen zu dritt sein.«
    »Wer kommt denn?«
    »Ein Bekannter, der mit mir über etwas sprechen will. Er heißt Noah Lynch.«
    »Ach so. War der nicht mal mit seinem Hund bei uns?«
    »Treffer.«
    »Okay.«
    Die Tierärztin schien Gedanken lesen zu können, denn sie fragte: »Und du bist wirklich okay?«
    »Klar, warum denn nicht?«
    »Ich habe das Gefühl, dass deine Stimme etwas anders klingt. Leicht bedrückt. Wie bei einem Menschen, der nicht so reden kann, wie er gern möchte.«
    »Das könnte stimmen.«
    Maxine Wells hielt den Atem an. »Du bist doch nicht in Gefahr, Carlotta, oder?«
    »Nein, nein, ich bin nur nicht allein.« Die Antwort hatte sie sehr leise gegeben.
    »Wer ist denn bei dir?«
    »Eine Frau.« Das Vogelmädchen flüsterte weiter und entfernte sich dabei von Morgana. »Eine Person, die ich nicht kenne. Leider geht sie nicht weg.«
    Maxines Stimme klang bei ihrer Frage besorgter. »Hat sie etwa gesehen, was mit dir los ist?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Dann sei vorsichtig.«
    »Bin ich. Bis später.« Carlotta klappte ihr Handy zu und steckte es weg.
    Dabei sah sie, dass die fremde Person sie noch immer anstarrte. Jetzt war ihr Bück sogar kalt und lauernd geworden. Er gefiel Carlotta nicht.
    Dann lächelte die Fremde. »Na, mit wem hast du denn telefoniert?«
    »Was geht dich das an?«
    »Ach, nur so.«
    Carlotta entschloss sich, in die Offensive zu gehen. »Gut, es war meine Mutter, wenn du es genau wissen willst.« Sie nickte. »Reicht das für dich?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    Die Antwort und die Sicherheit dieser fremden Frau bereiteten Carlotta schon Probleme. Das Gefühl der Unterlegenheit ihr gegenüber wollte einfach nicht weichen, und sie ärgerte sich auch darüber, dass ihr das Blut in den Kopf stieg.
    Sie raffte all ihren Mut zusammen und fuhr Morgana mit scharfer Stimme an.
    »Ich will, dass du mich in Ruhe lässt, verdammt! Geh deines Weges. Hau ab!«
    »He, du bist ja wütend.«
    »Das kann man bei dir leicht werden.«
    »Aber du gefällst mir.«
    Morgana lächelte und ging auf das Vogelmädchen zu.
    »Ja, du gefällst mir wirklich. Ich denke,

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