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1592 - Der Tiermensch

1592 - Der Tiermensch

Titel: 1592 - Der Tiermensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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alles versuchen müssen, um ihr Dasein um wenige Sekunden zu verlängern.
    Und es gelang, denn die Bestie zuckte zurück. Sie drehte sogar den hässlichen Schädel zur Seite, aber das dauerte nicht lange an. Wenig später griff sie wieder zu und schleuderte Carlotta zu Boden.
    Wieder landete das Vogelmädchen im Laub.
    Erneut stand Morgana Layton über ihr und glotzte aus ihren kalten Augen auf sie hinab. Diesmal kam Carlotta der Blick noch gnadenloser vor als beim ersten Mal. Es war wohl das letzte Bild, das sie in ihrem Leben sehen würde.
    Die Bestie vor ihr, das Maul halb offen.
    Carlotta hielt den Atem an. Sie konnte nicht fassen, was sie da sah. Die letzten Sekunden in ihrem Leben schienen ihr einen Streich spielen zu wollen. In ihrem Kopf geriet etwas durcheinander, und sie glaubte schon an Halluzinationen, die sie auf dem Weg ins Jenseits begleiteten.
    Sekunden später wusste sie Bescheid, auch deshalb, weil Morgana ihr nichts tat. Es war keine Einbildung. Diese Arme und diese Bewegungen hinter der Werwölfin gab es tatsächlich. Aber das waren keine normalen Wesen, die plötzlich aufgetaucht waren. Was sich da bewegte, waren die Äste und Zweige der Bäume, die sich um Morgana Layton wanden wie Lianen oder Schlangen.
    Carlotta konnte nur staunen. Sie merkte nicht einmal, dass sie sich aus ihrer liegenden Haltung erhob und auch niemand sie daran hinderte.
    Fassungslos starrte sie auf das Bild, was sich ihr bot. Da war eine andere Kraft erschienen, die sich dieser Werwölfin bemächtigt hatte und sie nicht mehr losließ.
    Morgana wehrte sich verzweifelt. Sie griff mit ihren Pranken nach den geschmeidigen Zweigen und Ästen. Sie wollte sie von ihrem Körper entfernen, was sie nicht schaffte. Die andere Kraft war stärker und zerrte sie immer weiter von Carlotta fort, wobei sie mit ihren Hacken Furchen in das Laub zog. Dann wurden auch ihre Beine umschlungen, und schließlich riss die andere Kraft sie vom Boden hoch.
    »Das ist nicht wahr«, flüsterte das Vogelmädchen. »So etwas kann es nicht geben. Ich spinne, ich…«
    Sie konnte nicht mehr weitersprechen. Irgendetwas saß plötzlich in ihrer Kehle. Und zudem war das, was sie sah, viel erregender, aber fassen oder erklären konnte Carlotta es nicht.
    Morgana Layton hatte den Kontakt mit dem Boden verloren, und das blieb auch so. Sie hing jetzt in einer Schräglage über dem Boden, gehalten von zahlreichen Ästen und Zweigen, wovon sich einige sogar um ihren Hals geschlungen hatten, sodass sich Carlotta fragte, ob man eine Werwölfin wirklich erwürgen konnte.
    Die Überraschungen waren noch nicht zu Ende, denn plötzlich klang eine fremde Stimme auf. Das Vogelmädchen sah keinen Sprecher, aber die Stimme war trotzdem da und keine Einbildung ihrerseits. Sie drang aus allen Richtungen auf sie ein, und derjenige, dem sie gehörte, schien der Herrschär dieses Waldes zu sein.
    »Du wirst sie nicht töten. Ich lasse es nicht zu. Sie ist einmalig, so wie du einmalig bist. Und genau aus diesem Grund wirst du sie aufgeben. Hast du gehört?«
    Die Werwölfin hatte es gehört. Carlotta sah es daran, dass sich ihr Gesicht verzog. Sie schaffte es mit großer Mühe, ihre Frage förmlich hervorzuwürgen.
    »Wer bist du?«
    »Ich bin das, was man als den Hüter der Umwelt bezeichnet, und ich will nicht, dass in diesem Wald jemand stirbt, der für mich etwas Besonderes ist.«
    Morgana lachte. Oder zumindest klang das Geräusch aus ihrem Mund so ähnlich.
    »Du wirst sie in Frieden lassen und sie niemals wieder angreifen. Nur weil auch du etwas Besonderes bist, habe ich dich nicht getötet und dich dem Waldboden übergeben, damit dein Körper eins mit ihm wird. So aber lasse ich Gnade vor Recht walten und werde dich mitnehmen, um dich an einen anderen Ort zu schaffen.«
    »Das kann nicht sein. Sag mir, wer du wirklich bist!«
    »Mandragoro!«
    Es war alles, was die faszinierte und entsetzte Carlotta hörte, denn ihr Helfer, der sich Mandragoro genannt hatte, sagte nichts mehr.
    Aber seine Aktivitäten waren noch nicht beendet. Er hatte Morgana Layton zu seinem Spielzeug degradiert. Er schleuderte sie weg und dabei in die Höhe, wobei sie von einem anderen Geäst aufgefangen und dann immer weitergereicht wurde, sodass sie den Blicken des Vogelmädchens entschwand.
    Carlotta konnte nicht fassen, dass sie noch am Leben war. Deshalb blieb sie weiterhin auf der Stelle stehen, schaute nach oben und vergaß ihre Umwelt.
    Das änderte sich erst, als sie eine vertraute Stimme in

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