1595 - Blick in die Zukunft
fragte der Terraner in Gedanken.
Etwas kommt. Es ist mächtiger als alles, was ich je wahrgenommen habe. Sehr viel mächtiger als eure Superintelligenz ES, die in diesem Psiq gestorben ist. Sogar mächtiger als Taurec ...
Die TARFALA raste mit ständig wachsender Geschwindigkeit auf die Kunstwelt Wanderer zu.
Rhodan sprang vor und wollte am Körper des Schneckenwesens rütteln. Doch ein unsichtbares Schutzfeld hatte sich rund um Paunaro aufgebaut.
Er schaute auffordernd den Haluter an. „Tolotos! Versuche du es!"
Der Haluter nahm ein paar Schritte Anlauf und warf sich mit der ganzen Wucht seiner zwei Tonnen Körpergewicht gegen das Feld. Erfolglos - Paunaro steuerte das Schiff unbeeindruckt weiter geradeaus. „Voltago!" schrie Rhodan. „Du mußt ihn aufhalten! Verstehst du?"
Erst jetzt erwachte der Klon wieder zu sichtbarem Leben. Die Konturen seines Gesichtes verfestigten sich rasch, bis sie den sattsam bekannten nichtssagenden Ausdruck zeigten. In diesem Augenblick jedoch war Rhodan froh darüber. Scheinbar mühelos durchdrang der Klon mit einem Schritt das Feld, mit dem Paunaro sich umgeben hatte.
Der Nakk bemerkte nichts davon.
Er sah den Klon nicht kommen.
Vorsichtig umfaßte Voltago den Kopfbereich des Schneckenwesens mit beiden Händen. Ein Ruck lief durch Paunaros Körper; die Psi-Fühler begannen zu zittern und gerieten in hektische, verzweifelte Bewegung.
Und schließlich brach der Nakk zusammen.
Höchste Gefahr, Perry Rhodan! Es muß sehr, sehr schnell gehen!
Erstmals spürte der Terraner im geistigen Tonfall des Prinzen so etwas wie nackte Panik. „Wir müssen weg hier, Voltago!" rief er. „Los jetzt!"
Der Klon konzentrierte sich auf die Steuerungsmechanismen des Schiffes. Er hatte den Kurs schon einmal beeinflußt, und das gegen Paunaros Willen. Wenn jemand außer dem Nakken imstande war, das Dreizackschiff zu steuern, dann Voltago. Endlich verzögerte die TARFALA mit hohen Werten. Das Schiff kam binnen einer Minute zum Stillstand, um im selben Augenblick in die entgegengesetzte Richtung zu beschleunigen. „Ich finde keinen Passagepunkt", erklärte der Klon ungerührt. „Versuche es trotzdem!"
Rhodan starrte auf die Schirme. Wanderer und DORIFER-Tor zeichneten sich deutlich ab. Doch aus einiger Entfernung näherte sich etwas, das auf den Schirmen nur als verwaschener Fleck erkennbar war.
Er hatte nicht die geringste Ahnung, worum es sich handelte. Nur eines bemerkte er noch: Das Objekt flog eindeutig durch den Normalraum. Trotzdem kam es mit einer Geschwindigkeit näher, die zehnmal höher als die des Lichts lag.
Es war unmöglich. Und doch geschah genau das. Nicht einmal bei Superintelligenzen hatte Rhodan so etwas je gesehen, weil es den Gesetzen der Natur widersprach. „Ich schaffe es nicht!" rief Voltago. „Ich kann die TARFALA nicht zurückbringen! Das könnte nur der Nakk selbst!"
„Vergiß Paunaro! Was zum Teufel heißt das?"
„Wir sitzen hier fest!"
„Dann verschwinden wir zumindest aus diesem Sektor!"
„Das geht nicht! Ich bekomme die TARFALA nicht in den Hyperraum!"
Der Terraner spürte, wie Furcht ihm den Atem abschnürte. Das Objekt war jetzt nahe heran. In dem Moment erinnerte sich Rhodan an seine eigene Reise durch DORIFER. Einmal war er mit der LEDA scheinbar im Innern eines Psiqs gefangen gewesen. Und doch hatte er den einzigen Ausweg gefunden, den es gab. „Voltago! Ich weiß, was wir tun! Kurs auf DORIFER-Tor! Höchstgeschwindigkeit!"
„Aber ..."
„Tue es! Alle Tore führen nach DORIFER! Auch dieses hier, obwohl es nur das Tor einer potentiellen Zukunft ist!"
Voltago begriff, was er sagen wollte. Der Klon gab mit allen Triebwerken, die er kontrollieren konnte, seitwärts Schub.
Er kommt jetzt. Er wird uns töten.
Und in diesem Moment bemerkte Rhodan Aktivität von Wanderer aus. Etwas, das er nicht genau erkennen konnte, wurde in Richtung DORIFER-Tor gesteuert.
Das sind ungeheure Kräfte! erklärte der Prinz der Schmetterlinge in seinem Kopf. Die mentale Stimme war kaum noch kontrolliert. Wir dürfen nicht mit ihnen kollidieren! Der Chaotarch ist nahe ...
Ein Chaotarch? fragte Rhodan zurück.
Was dachtest du, was dort kommt? Dieser Angriff gilt nicht uns! Er gilt DORIFER selbst! Wenn DORIFER vernichtet ist, wird in diesem Teil des Kosmos die Ordnung zusammenbrechen! Und die anderen Kosmonukleotide werden folgen, bis das Chaos über die Ordnungsmächte triumphiert hat!
Das also hatte Paunaro gemeint, als er sagte, sie wollten die Kette kippen.
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