1595 - Blick in die Zukunft
Bibliotheken abzuhören. Demnach war im Jahr 1194 dieser potentiellen Zukunft ES mit seinem Kunstplaneten Wanderer wieder aufgetaucht. Und dann hatte ES begonnen, sein eigenes Werk des Friedens und der Ordnung wieder zu zerstören. Es schien, als habe sich alles ins Gegenteil gekehrt, wofür die Terraner und die anderen Völker je gekämpft hatten. Wanderer war inzwischen längst wieder verschwunden - mit unbekanntem Ziel. Nur eine Information existierte, die für sie von Belang war: Angeblich hatte ES sämtliche Nakken der Milchstraße mit sich genommen. „Hier geht es nicht weiter", erklärte Paunaro. „Wir brauchen einen neuen Ansatz."
Die TARFALA wechselte übergangslos in den Innenraum DORIFERS zurück. Und da schwebte in kurzer Entfernung vor ihnen das Psiq: eine gemächlich rotierende, grellgelbe Blase. Paunaro richtete seine Psi-Fühler lange Zeit auf nichts anderes. Fast schien es, als sehe er in das Psiq hinein. „Diesmal mache ich es besser."
Mit vorsichtigen Kurskorrekturen paßte der Nakk ihren Flug der langsamen Rotation der Blase an. Immer näher kamen sie dabei der Außenhülle, in wesentlich schrägerem Winkel als beim erstenmal.
Das grelle Gelb erfüllte Rhodans gesamtes Blickfeld. Doch von einem Augenblick zum anderen wurde der Anblick des Weltraums daraus - so, wie sie es jedesmal erlebt hatten. Um die Milchstraße handelte es sich diesmal nicht. Das sah der Terraner auf den ersten Blick. Sie waren irgendwo im Leerraum zwischen den Galaxien herausgekommen. Der verwaschene Flecken über ihren Köpfen sah aus wie Absantha-Shad, daneben die Zwillingsgalaxis Absantha-Gom ... Und auf den Orterschirmen erkannte er ein ringförmiges psionisches Feld von drei Lichtminuten Durchmesser. In Rhodans Kopf klickte es. Paunaro hatte innerhalb dieser potentiellen Zukunft DORIFER-Tor angesteuert! „Was sollen wir hier?" fragte der Terraner. „He! Paunaro!"
Aber der Nakk widmete ihm nicht die geringste Aufmerksamkeit. „Sie rufen mich ... Hört ihr die Rufe? Hört ..."
Was sollte das?
Wir müssen von hier verschwinden.
Da war noch etwas anderes, was Rhodan auf den Schirmen erkennen konnte. Zuerst glaubte er, einen Planeten zu sehen. Dann aber wurde deutlich, daß es sich um eine Scheibe von 8000 Kilometern Durchmesser handelte.
Auf der Oberfläche erstreckten sich alle Arten von Gebirgen, Flachland und Gewässern, wie es sie auch auf Terra gab. Über dem Zenit schwebte eine künstliche Sonne. „Wanderer", flüsterte Rhodan entgeistert. So lange hatten sie danach gesucht und nun plötzlich dieser Zufallstreffer. Oder war es doch kein Zufall?
Irgend etwas an Paunaros Gehabe irritierte ihn.
Es ist dringend, Perry Rhodan! warnte in seinem Kopf der Prinz der Schmetterlinge. Wir befinden uns in großer Gefahr!
Rhodan wußte nicht, worauf er zuerst achten sollte; auf die unhörbare Stimme oder den Nakken.
Da ließ ihn ein Geräusch herumfahren. Voltago! Der Klon hatte eine Sekunde lang laut gestöhnt, und nun schwebte er mit eisüberzogenem Gesicht einen halben Meter hoch in der Luft. Die Kiefer bebten, die Finger zitterten. In diesem Zustand war er für niemanden ansprechbar. „Ich bin auf dem Weg ...", sagte Paunaro. „Ich komme ... Der letzte der Nakken kommt nun ..."
„Was ist los mit dir?" Rhodan hatte sich vor das Schneckenwesen gestellt und fragte mit aller Eindringlichkeit.
Es war, als reiße seine Stimme Paunaro sekundenlang aus tiefer Trance. „Ich ... Dort unten warten meine Artgenossen, Perry Rhodan. Ich muß zu ihnen."
„Und warum?"
„Sie haben ihre Bestimmung gefunden. Sie haben ES getötet und Wanderer in Besitz genommen.
Und jetzt warten sie auf den neuen Herrn, der mit ihrer Hilfe die Kette stürzen wird ..."
„Sie haben ES getötet?" fragte Rhodan ungläubig zurück. „Das kann nicht sein!". „Und doch ist es so. Die Nakken dienen einem neuen Herrn, der ihnen große Macht verliehen hat. Sie rufen mich, ja ..."
Das Dreizackschiff nahm mit hoher Geschwindigkeit Kurs auf den Kunstplaneten. ES getötet?
Die Kette stürzen? Dies war eine potentielle Zukunft, sagte sich Rhodan, nicht die Wirklichkeit. Und die wahre Bestimmung der Nakken bestand gewiß nicht darin, ihr geliebtes Innerstes umzubringen! Aber wie sollte er das Paunaro begreiflich machen? Der Nakk war völlig in wachsender Hysterie gefangen.
Uns bleibt keine Zeit mehr! Wir können in dieser Zukunft ebenso sterben wie in jeder anderen!
Halte dich nicht für unverwundbar, Perry Rhodan!
Aber was ist los, Prryns?
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