1595 - Die sterbenden Engel
Einzig das Bild, das die Glotze mir bot.
Es war kein Bild. Es war der Schnee, den ich auch auf dem Monitor in Glendas Büro gesehen hatte. Und jetzt zeigte sich mir das gleiche Mysterium hier in meinem Wohnzimmer.
Ich ging langsam ins Zimmer hinein. Mein Gesicht war jetzt angespannt.
Und wieder fühlte ich mich beobachtet, was allerdings auf einer Einbildung beruhte, denn außer mit hielt sich niemand in der Wohnung auf.
Ich starrte auf den Bildschirm und ging näher an ihn heran.
War nur dieser Schnee zu sehen? Zeichnete sich noch etwas in diesem Gewirr ab?
Ich sah zunächst nichts, bis ich meinen Platz erreichte, dort stehen blieb und die Hände auf die Rückenlehne des Stuhls legte. Im Stehen schaute ich mir den Bildschirm genauer an.
Ja, da war es wieder. Das Zeichen oder der Abdruck eines Umrisses. So sah ein Mensch aus, der seine Arme und Beine ausgebreitet hatte, sodass sein Körper ein X bildete.
Ich glaubte nicht daran, dass die anderen Fernseher in diesem Haus ebenfalls manipuliert waren. Dort wurde bestimmt das normale Programm empfangen. Diese Botschaft war sicher nur für mich bestimmt.
Möglicherweise war es der Hinweis auf die nahe Zukunft. Dass es mit der Ruhe vorbei war und ich bald wieder vor Problemen stehen würde.
Wer wollte etwas von mir? Ich setzte mich wieder auf den Stuhl und konzentrierte mich auf den Bildschirm. Das Rieseln wollte nicht aufhören, auch der Umriss verschwand nicht, und so wartete ich darauf, dass etwas oder jemand Kontakt mit mir aufnahm.
Nicht durch irgendwelche Worte, die man mir zuflüsterte. Ich wusste, dass es noch eine andere Art von Kontaktaufnahme gab. Und zwar die auf geistigem Weg.
Ich wäre nicht erschreckt gewesen, denn es hätte sich nicht um eine Premiere gehandelt. So etwas hatte ich schon öfter erlebt. Kontakt mit anderen Wesen aus entfernten Dimensionen, die sowohl gut als auch böse sein konnten.
Wobei es sich hier handelte, wusste ich nicht. Da fehlten mir die Informationen.
Und so blieb mir nichts anderes übrig, als abzuwarten, dass etwas geschah.
Und es passierte was. Es hätte mich eigentlich beruhigen müssen, aber das war nicht der Fall.
Das normale Fernsehbild erschien wieder.
Werbung flimmerte über den Bildschirm. Eine Frau, die unbedingt ihre neue Haartönung präsentieren musste und dabei ständig wild den Kopf schüttelte.
Das brachte mich auch nicht weiter. Ich ließ die Glotze trotzdem an und wartete auf die erneute Veränderung.
Sie erfolgte nicht.
Dann schaltete ich den Apparat aus. Der Bildschirm nahm eine graue Farbe an, und dabei blieb es auch. Kein Flimmern, kein Bild. Nichts wies darauf hin, dass sich noch etwas tun würde.
Ich fragte mich, was dahintersteckte. Oder wer. Eine spezielle Erklärung fiel mir nicht ein, nur eine allgemeine. Es konnte sich um einen großen und mächtigen Geist handeln oder um eine Kraft, die nicht unbedingt negativ sein musste.
Die beiden Vorgänge hatten eine gewisse Unruhe in mir ausgelöst. Eine Spannung, die nicht nachlassen wollte und mich etwas nervös machte.
Immer wieder schaute ich auf die Glotze, schaltete sie wieder ein, sah das normale Programm, das sich auch nach einer Weile nicht veränderte. Das Andere kehrte nicht zurück, und ich fühlte mich wie an der langen Leine gehalten.
Jedenfalls rechnete ich damit, dass es eine unruhige Nacht werden würde. Nicht unbedingt deshalb, weil etwas geschah, nein, es würde um meine Gedanken und Vorstellungen gehen, die mir keine Ruhe lassen würden. So etwas machte mich nervös und… Etwas störte mich.
Diesmal war es nicht die Glotze. Ich hatte einen dumpfen Laut gehört.
Ob er hier in der Wohnung seinen Ursprung gehabt hatte, wusste ich nicht, aber ich hatte ihn aus der Richtung gehört, in der das Fenster lag.
Schnell lief ich darauf zu. Es hing keine Gardine davor. Da gab es nur zwei Stores an den Seiten. Das Fenster war frei, und ich zuckte zusammen, als ich hinter der Scheibe eine Bewegung sah. Da flog etwas vorbei! Und es war kein Vogel gewesen. Ich hätte es trotz der Dunkelheit erkannt. Dieses Ding war anders gewesen, viel größer, als wäre eine große Fahne am Fenster vorbeigeflattert.
Ich hielt vor dem Fenster an. Es war nichts mehr zu sehen. Nur die Dunkelheit drückte von außen gegen die Scheibe. Ich wollte aber nicht wahrhaben, dass ich mich getäuscht hatte. Dagegen tat ich etwas und öffnete das Fenster weit.
Für den nächtlichen Sternenhimmel, der sich über mir ausbreitete, hatte ich keinen Blick. Ich
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