1596 - Dämonengold
nach unten zum schmalen Küstenstreifen hin.
Ciaire Barkin ging noch immer voran. Ab und zu drehte sie den Kopf, um zu schauen, ob wir noch dicht hinter ihr waren.
Darauf konnte sie Gift nehmen.
Suko blieb stets auf Schlagweite seiner Dämonenpeitsche, und ich leuchtete an den beiden vorbei.
Bisher hatte ich noch keinen Höhleneingang entdeckt.
Dass uns Ciaire in die Irre führen wollte, glaubte ich trotzdem nicht. Sie wusste genau, dass sie den Spieß nicht mehr umdrehen konnte. Ihre einzige Hoffnung, davonzukommen, war Ricky Waiden.
Einmal rutschte sie ab, konnte sich aber nach der glatten Stelle fangen und richtete sich wieder auf.
Ich strahlte direkt in ihr angespanntes Gesicht. Im Lichtstrahl der Lampe schimmerte es noch ungewöhnlicher, und die Augen wirkten dunkler.
»Wie weit ist es noch?«, fragte ich.
»Wir sind gleich da.«
»Gut.«
Es ging nicht mehr weiter. Zumindest nicht nach vorn.
Aber Ciaire kannte sich aus. Sie wandte sich nach rechts und glitt in einen Spalt hinein, der so eng war, dass man das Gefühl haben konnte, von den Felsen zerquetscht zu werden.
Sie setzte ihren Weg fort, und ich konnte sogar an Suko und ihr vorbeileuchten.
Der Weg führte etwas nach unten. Er war hier mit feuchtem Sand und kleineren Steinen bedeckt.
Doch all das wurde zur Nebensache, als der Lichtkegel meiner kleinen Leuchte ein bestimmtes Ziel traf und sich dabei mit einem anderen Licht vereinigte.
Es strömte uns aus dem Eingang zu einer Höhle entgegen, der so hoch war, dass wir uns nicht mal zu bücken brauchten. Dass wir nahe am Wasser waren, merkten wir daran, dass uns erste kalte Gischtspritzer erreichten.
Suko hielt die Goldene auf Distanz und bedrohte sie weiter mit der Peitsche.
»Wie tief ist die Höhle?«, fragte er die Frau.
»Nicht sehr tief.«
»Und woher stammt das Licht?«, wollte ich wissen.
»Ricky ist da. Er hat Lampen aufgestellt. Scheinwerfer.«
»Okay. Lass sie vorgehen, Suko.«
Mein Freund lachte. »Genau das hatte ich vor«, erklärte er. Er wandte sich an Ciaire. »Geh jetzt!«
Sie musste sich zwar nicht ducken, um die Höhle zu betreten, sie tat es trotzdem. Es war mehr eine Instinktreaktion.
Suko folgte ihr.
Ich machte den Schluss und steckte meine Lampe weg, denn vor uns war es hell genug.
Suko und ich wussten nicht, was uns erwartete. Große Freude würde es uns bestimmt nicht bereiten.
Es gab keinen Gang oder Stollen. Direkt hinter dem Eingang öffnete sich für uns die Höhle, die man als ein kleines Gewölbe bezeichnen konnte.
Es gab tatsächlich zwei Scheinwerfer. Sie standen sich gegenüber. Ihre Strahlen waren auf einen aus dem Boden ragenden Felsblock gerichtet.
Man konnte ihn durchaus als einen Goldhügel bezeichnen, auf dessen flacher Spitze jemand Platz genommen hatte.
Es war Ricky Waiden!
Und es sah so aus, als würde er dort auf einem Thron sitzen.
Er hockte dort wie ein kleiner König Midas, umgeben von der funkelnden Pracht der verschieden großen Goldbarren und runden Münzen. Er war nackt, denn er wollte sich so präsentieren, wie er sich fühlte.
Mit einer Haut, die von den Zehenspitzen bis zum Haaransatz golden strahlte…
***
Ricky Waiden bot ein Bild, wie wir es bisher auch noch nicht gesehen hatten.
Er war der King, er hatte das Gold, und er hatte alles unter Kontrolle.
Sein Gesicht zeigte die goldene Farbe, aber es lag nicht nur daran, dass er so strahlte. Er schien etwas zu sehen oder zu spüren, das für uns nicht bemerkbar war.
Suko achtete zwar auf die Barkin, er sprach mich jedoch dabei an.
»Verstehst du das alles?«
»Noch nicht.«
»Danke, ich bin auch überfragt.«
»Ricky muss in seiner Welt versunken sein.«
Ciaire hatte uns gehört und fühlte sich berufen, eine Erklärung abzugeben.
»Er hat mit den alten Göttern Kontakt aufgenommen. Er ist das, was auch sie waren oder sind. Er wird unbesiegbar sein. Er ist der Goldene. Er ist der König.«
Sie hatte nicht eben leise gesprochen, und so waren ihre Worte nicht nur von uns gehört worden.
Der auf dem Goldhaufen sitzende nackte Mann zuckte leicht zusammen und machte dabei den Eindruck, als wäre er aus einem tiefen Schlummer erwacht.
Er drehte den Kopf. Er hatte die Augen weit geöffnet, und er erwachte endgültig aus seinem tranceähnlichen Zustand, als er uns sah.
»Besuch!«, rief er. »Ich habe Besuch von Unwürdigen bekommen! Aber keine Sorge, ihr werdet bald würdig sein, das kann ich euch versprechen. Ciaire hat es bereits erlebt, und euch steht es noch
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