1597 - Die Köpferin
passiert ist. Aber wie sieht es denn bei euch aus? Habt ihr eine Spur?«
»Nein. Loretta hat uns in Ruhe gelassen. Wir haben nicht mehr erreichen können als Justine.«
»Dabei wird sie einen Draht zu Loretta haben«, warf Suko so laut ein, dass Jane ihn hören konnte.
»Das denke ich auch«, rief Jane. »Ich habe sie danach gefragt. Sie musste aber passen.«
»Warum?«
»John, hör damit auf, das zu fragen. Diesmal hat sie keinen Draht zu ihrer Blutschwester oder wie immer man sie auch nennen mag. Das ist eben so. Mittlerweile gehen wir davon aus, dass sie sich in die Vampirwelt zurückgezogen hat und dort auf eine günstige Gelegenheit wartet, um wieder zuschlagen zu können.«
»Das befürchte ich auch«, murmelte ich.
»Euch wird eben nichts anderes übrig bleiben, als auf die folgende Nacht zu warten. Jedenfalls melde ich mich, wenn es etwas Neues geben sollte.«
»Tu das, Jane.«
Suko und ich saßen uns gegenüber und sahen uns gegenseitig an, dass der Frust in uns wieder am Wachsen war.
Da die Verbindungstür zum Vorzimmer nicht geschlossen war, hörten wir, dass jemand den Raum betrat. Wir rechneten mit Glenda Perkins und erkannten wenig später unseren Irrtum.
Es war Sir James, der auf der Schwelle stand und uns zunickte.
War das ein gutes Zeichen?
Der Superintendent hielt sich nicht mit langen Vorreden auf. Er sprach davon, dass er seine Verbindungen hatte spielen lassen. Einer der Bosse war weich geworden und hatte sich bereit erklärt, uns zu empfangen.
»Wie heißt er denn?«, fragte Suko.
»Dario Sikora.«
Der Name sagte uns nichts.
Unser Chef erklärte es uns. Sikora war jemand, der sich als Makler und Agent für Häuser und Grundstücke ausgab. Zumindest nach außen hin.
Tatsächlich verdiente er sein Vermögen mit Geldwäsche, was jedoch nicht bewiesen war und nur vermutet wurde. Wie er die Bankenkrise überstanden hatte, war uns egal. Es zählte nur, dass Sikora mit uns reden wollte.
»Hat er denn einen seiner Männer verloren?«, fragte ich.
»Das gab er zu.«
Dann gehörte einer der Köpfe jemandem, der auf Sikoras Gehaltsliste gestanden hatte.
»Wann sollen wir zu ihm?«
»Jederzeit, John.«
Suko und ich standen auf. Sir James nannte uns nur noch den Ort, wo wir ihn finden konnten. Man musste davon Abstand nehmen, dass die großen Bosse in irgendwelchen Hinterzimmern gewisser Bars saßen und von dort aus ihre Geschäfte tätigten. Das gab es zwar auch noch, aber mehr auf mittlerer Ebene.
Sir James nickte uns zu. »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück. Vielleicht finden Sie einen Hinweis, der zu dieser Köpferin führt.«
Ich grinste meinen Chef an. »Wir werden zumindest unser Bestes versuchen, Sir.«
Er erwiderte nichts darauf und zog sich zurück.
Ab jetzt hatten wir es eilig und waren noch nicht ganz aus dem Vorzimmer, als wir fast mit Glenda Perkins zusammenstießen.
»Wo wollt ihr denn hin?«
»Weg«, sagte ich nur. »Ohne Kaffee, John?«
»Diesmal schon…«
***
Dario Sikora hatte sein Büro oder seine Büros in einem der neuen Wolkenkratzer, die nahe der Themse standen und erst in den letzten Jahren hochgezogen worden waren.
Wir betraten die coole Eingangshalle, die den Charme einer Eisscholle hatte. Zwei Typen in schwarzen Anzügen bildeten ein Sicherheitsduo.
Sie wollten uns aufhalten, noch bevor wir das Anmeldungspult erreicht hatten.
Unsere Ausweise ließen sie stocken.
Dennoch wurden wir gefragt, wohin wir wollten. Die Antwort konnten sie hören, als wir es dem Empfangschef mitteilten.
»Haben Sie einen Termin bei Mr. Sikora?«
»Na klar«, sagte ich.
»Einen Moment, Sir, ich werde nachfragen.«
Das tat er auch, erhielt eine positive Antwort, und wir durften einen Moment auf einer schwarzen Lederbank Platz nehmen. Man würde uns abholen.
Zwei Augenpaare beobachteten uns mit scharfen Blicken. Diese Sicherheitstypen trauten keinem Menschen über den Weg.
Lange mussten wir nicht warten. Es gab hier drei Fahrstühle. Die mittlere Tür öffnete sich. Aus der Kabine trat eine elegant gekleidete Frau mit dunkler Haut. Das grüne Kostüm stand ihr ausgezeichnet. Die Jacke hatte einen tiefen V-Ausschnitt. Um nicht einen zu tiefen Einblick zu gewähren, trug die Schöne darunter ein helles Top. Das dunkle Haar war perfekt frisiert und schimmerte glänzend.
Vor uns blieb sie stehen. Wir erhoben uns artig, wurden noch mal nach unseren Namen gefragt und mussten sogar unsere Ausweise zeigen.
Erst dann war alles in Ordnung.
Mit einem breiten Lächeln
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