1597 - Die Köpferin
du auch nicht sagen, dass sie…«
»Doch«, fiel sie Jane ins Wort. »Kann ich. Das kann ich sehr gut. Sie ist wieder unterwegs, und sie will neues Blut trinken.« Die Blondine schleuderte ihre Haare zurück. »Genau das kann ich spüren.«
»Aber du weißt nicht, wo sie jetzt ist?«
»Leider.«
»Dann müssen wir warten, bis sie kommt. Oder meinst du nicht, dass sie es noch einmal versucht?«
»Sie bringt den Tod. Aber sie hat nicht nur uns auf der Liste. Mallmann lässt ihr freie Hand.«
»Und wo könnte sie sein?«
»Ich bin nicht allwissend, aber ich werde es herausfinden. Dann sage ich dir Bescheid.«
Es waren ihre letzten Worte, denn sie machte kehrt und verschwand.
Jane blieb in ihrem Sessel sitzen. Äußerlich hatte sich nichts verändert, nur wusste sie jetzt mehr, und sie war auch in der Lage, nachzudenken.
Wenn nicht sie oder Justine auf der Liste der Köpferin standen, dann mussten es andere Personen sein.
Auch Jane war eingeweiht worden, was eventuell auf die Bosse der Unterwelt zukam. So etwas hätte einen Bandenkrieg zur Folge haben können, und das konnte sich keine Polizeiorganisation der Welt leisten.
Jane wusste genau, dass es einen Mann gab, der alles versuchen würde, um das zu verhindern. Damit meinte sie nicht allein John Sinclair, sie dachte mehr an seinen Chef, Sir James Powell. Jane kannte ihn. Sie wusste, dass auch sie akzeptiert wurde, und deshalb gab es für sie kein langes Überlegen mehr.
Sie hob das schmale Telefon aus der Station. Die Rufnummer kannte Jane auswendig und es dauerte nur Sekunden, bis sie eine Verbindung bekam.
Glenda Perkins nahm das Gespräch an. Die direkte Durchwahl kannte Jane Collins nicht.
»Hallo, Glenda.«
»Du?« Ein Lachen klang auf. »Wenn du John sprechen willst, muss ich dich enttäuschen. Der ist nicht hier.«
»Nein. Ich möchte mit Sir James sprechen. Kannst du mich mit ihm verbinden, bitte?«
Es geschah selten, dass Glenda Perkins sprachlos war, aber das hatte Jane mit ihren Worten geschafft. »Bitte, Glenda, es drängt.«
»Klar. Bist du sicher, dass du Sir James sprechen willst?«
»Sonst hätte ich nicht angerufen.« Die Stimme der Detektivin klang jetzt schärfer.
»Schon gut, ich verbinde.« Jane Collins atmete auf und war noch beruhigter, als sie die Stimme des Superintendenten hörte.
»Mis. Collins, was kann ich für Sie tun?«
»Sir, Sie können sich bestimmt denken, um was es geht.«
»Ich nehme an, dass es sich um den Fall der Köpferin handelt.«
»Genau!«
»Haben Sie etwas herausgefunden?«
»Leider nichts Konkretes«, musste Jane zugeben. »Dennoch gehe ich davon aus, dass etwas passiert ist.«
»Gut, ich höre.«
Jane berichtete von Justines Verdacht. Sir James unterbrach sie mit keinem Wort. Erst als Jane ihren Bericht beendet hatte, gab er eine Antwort.
»Ich würde sagen, dass es sehr interessant ist. Aber wir können nichts machen, solange wir keine konkreten Angaben haben.«
»Das ist wohl wahr. Haben Sie denn etwas unternommen?«
Jane hoffte inständig, dass Sir James sich ihr gegenüber öffnen würde, und tatsächlich antwortete er ihr. So erfuhr die Detektivin, dass John zu einem Mann wollte, der auf den Namen Dario Sikora hörte.
»Den Namen habe ich schon einmal gehört, Sir.«
»Er mischt in der Szene mit. Er ist einer der Verbrecher mit weißem Kragen. Wir haben ihm leider nichts nachweisen können. Er hat sich mir gegenüber kooperativ gezeigt. Außerdem ist einer von seinen Leuten getötet worden.«
»Und dort sind John und Suko? Danke, Sir.«
Jane hatte es plötzlich eilig, das Gespräch zu beenden, denn in ihrem Kopf hatte sich bereits so etwas wie ein Plan gebildet.
Ihre Stirn war feucht, als der Apparat wieder in der Station stand. Es war auch der Moment, an dem sich die Tür öffnete und die Cavallo das Zimmer betrat.
»Mit wem hast du telefoniert?« Im Normalfall hätte Jane ihr erklärt, dass es sie nichts anging, doch das war jetzt anders, und sie sagte Justine, wie das Telefonat verlaufen war.
»Dann haben wir ein Ziel«, sagte die Blutsaugerin.
»Bist du sicher?«
»Ja, komm…«
***
Dahlia war wie eine Puppe gefallen.
Suko und ich waren Schocksituationen gewohnt und konnten normalerweise schnell handeln.
In diesem Fall war es anders. Beide hatten wir nicht mit diesem brutalen Angriff rechnen können, deshalb dauerte es Sekunden, bis wir uns gefangen hatten.
In der Zwischenzeit reagierte eine andere Person. Dario Sikora stand hinter uns, auch er hatte alles gesehen,
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