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1598 - Der Tag des Zorns

Titel: 1598 - Der Tag des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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versonnen. „Und damit kommen wir zu einer Besonderheit von ES. ES ist überparadox. ES ist eines von den ganz wenigen Lebewesen dieses Kosmos, die mit inneren und äußeren Paradoxien fertig werden können. Perry, du kannst dich an einige Beispiele erinnern, sagst du. Gut - dann frage ich einfach: Kannte ES nach einem Eingriff in die Vergangenheit noch deren ursprüngliches Aussehen? Erinnern wir uns - wenn wir Menschen in unserer bekannten Vergangenheit bewußt eine Veränderung vornehmen, dann ist dieser Alpha-Zustand dieses Ereignisses, also der Zustand vor dem Eingriff, nicht mehr erinnerbar. Der Alpha-Zustand ist aus der Geschichte getilgt und hat nie existiert, bekannt ist nur der geänderte, der Beta-Zustand." Perry Rhodan schüttelte den Kopf. „Langsam dämmert mir etwas", sagte er. „ES kennt jeweils Alpha und Beta, da bin ich sicher.
    Und in manchen Fällen wahrscheinlich auch noch einen Gamma- oder Delta-Zustand. Ist es das, was du hören wolltest?"
    Der Arkonide nickte langsam. Für jeden im Raum war es schwer, den Sinn seiner Worte zu begreifen. Das Modell, das er entwickelt hatte, sprengte die herkömmlichen Vorstellungen von Raum und Zeit. „Das bedeutet", setzte der Arkonide seine Überlegungen fort, „daß ES nicht nur die Daten der bekannten Alpha-Zeit verwaltet, beherrscht, speichert und kennt, sondern ebenso die Daten aller nur möglichen Abweichungen, Änderungen und Korrekturen dieser Zeit, also alle nur vorstellbaren Beta- und Gamma-Zeiten.
    Und das, von dem besonderen überdimensionalen Blickwinkel des Fiktivwesen aus, gleichzeitig und gleichwertig."
    „Wahnsinn!" stöhnte Ronald Tekener auf. „So habe ich das noch nie betrachtet. Und wie behält ES die Übersicht dabei? Ich meine - woran kann man erkennen, daß dieses Gespräch, das wir jetzt in diesem Augenblick führen, zur Alpha-Zeit gehört? Außerdem, wenn es jetzt, in diesem Augenblick, ein Gespräch der Alpha-Zeit ist und ES kennt es und hat vor, das Gespräch in tausend Jahren rückwirkend zu ändern - ist es dann jetzt schon ein Beta-Ereignis, oder wird es erst noch dazu? Und wie wird es in ES verwaltet?"
    „Damit", sagte der Arkonide, begleitet von einer anerkennenden Verbeugung in Tekeners Richtung, „hast du das Wesentliche des Problems erfaßt. Jedenfalls so, wie es mein schlaues Extrahirn mir klarzumachen versucht hat. Ich möchte zudem noch anmerken, daß ES sich selbst ja sowohl als aktiven wie als passiven Bestandteil der Zeit erleben muß; ES gestaltet die Zeit und ist ihr doch unterworfen; ES birgt also in sich all seine vergangenen und alle seine zukünftigen Existenzformen zur gleichen Zeit."
    „Ist das nicht ein Widerspruch in sich selbst?" warf Tekener ein. „Wie kann jemand zugleich Opfer und Täter sein?"
    „Das alte Problem des Zen", sagte Atlan versonnen. Die Anwesenden wußten, daß der Arkonide auch einige Zeit im imperialen Japan der Vergangenheit verbracht hatte und den bushido, den geistigen Weg des Kriegers gegangen war, der praktische Übungen in der Philosophie des Zen einschloß. „Wenn ich über mich selbst nachdenke, wie kann ich dann zu einer Erkenntnis kommen, da ich doch zugleich Objekt der Erkenntnis und Erkennender bin?" sagte der Arkonide zunächst zögernd, dann immer fester. Seine Stimme hatte einen leisen, bezwingenden Klang bekommen. Seine Darstellung zwang den Gedanken der Anwesenden langsam und unaufhaltsam ihre höchst eigentümliche innere Strenge und Logik auf, auch wenn sich das Gefühl dagegen sträubte. „Im Zen gibt es dafür nur eine Lösung", sagte Atlan. „Satori - die blitzartige, umfassende Erleuchtung, in der Objekt und Subjekt der Erkenntnis miteinander verschmelzen und Erfahrungen erleben, die mit Worten nicht mehr zu schildern sind."
    „Offenbar hat es doch jemand versucht", bemerkte Reginald Bull spöttisch. „Wer es kennt, spricht nicht darüber, sagt der Meister, und wer darüber spricht, kennt es nicht!" zitierte Atlan ernst. „Nach dieser Überlegungskette kommen wir zu der Erklärung, daß die bloße Existenz von ES einem Zustand andauernder Satori gleichkommt, die von keinem Wesen unserer Beschaffenheit nachvollzogen werden kann. Vielleicht ist es das, was eine Superintelligenz ausmacht. Ich weiß es nicht besser."
    Reginald Bull machte kleine abweisende Gesten. „Bleiben wir bei der Frage", sagte er, angestrengt nachdenkend. „Wie sortiert ein Wesen wie ES die in ihm schlummernden Zukünfte, Vergangenheiten und Gegenwarten?"
    Der Arkonide zuckte

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