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16 - Geheimagent Lennet läßt die Bombe platzen

16 - Geheimagent Lennet läßt die Bombe platzen

Titel: 16 - Geheimagent Lennet läßt die Bombe platzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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kann er uns die Antwort nicht mehr geben, also laß ihn los!« befahl der Kapitän.
    Der Sprecher trug ein gestärktes Hemd, glitzernde, schwere Ringe an seinen Händen und einen maronenfarbenen Anzug - es handelte sich um Miguel Ramirez. Der angebliche Journalist trat einen Schritt zurück.
    Jetzt wurde der Hilferufer sichtbar: er war klein und dick, und sein Hemd war sicher zehn Jahre nicht mehr gewaschen worden.
    Schwer atmend erhob er sich - Pepe Volapie, der vom Pech verfolgte Koch der Oleo III .
    »Was hast du hier zu suchen?« donnerte Kapitän Robarra.
    »Und er?« Pepe deutete auf Ramirez.
    »Er? Er ist ein Journalist, der sich über alles informiert. Das ist in Ordnung. Aber du? Hast du etwa einen der Tanks mit deiner Kombüse verwechselt?«
    »Nein, das nicht. Aber ich habe mich in der Tür geirrt!«
    »Wie bitte?« Dem Kapitän fielen fast die Augen aus dem Kopf.
    »Ja, das passiert mir öfter. Das Schiff ist so riesig. Manchmal, wenn ich zur Wäscherei gehen will, lande ich - Entschuldigung, Kapitän! - auf der Kommandobrücke. Heute wollte ich duschen und fand mich in diesem Irrgarten wieder.«
    »Weshalb bist du nicht sofort umgekehrt, als du deinen Irrtum bemerkt hast?«
    »Das wollte ich doch, aber Senor Ramirez hat mich überfallen. Ich wollte mich befreien, weglaufen - aber er hat mich verfolgt und... das war's.«
    Der Kapitän runzelte die Stirn. Die Begründung von Volapie war äußerst unwahrscheinlich. Doch für jemanden, der den Pechvogel kannte, schien sie durchaus glaubhaft.
    »Raus hier, alle miteinander! Den nächsten, den ich hier antreffe, werde ich über Bord werfen lassen!« Robarra wurde sich jetzt erst der Anwesenheit von Carlito bewußt. Darum fügte er rasch hinzu: »Auf den Schiffen der Oleo SA herrscht Ordnung und Disziplin!«
    »Wenn es sich tatsächlich um einen Irrtum gehandelt hat, tut es mir unendlich leid!« sagte Ramirez mit seiner sanftesten Stimme zum Koch. »Manchmal sind meine Fäuste schneller als mein Hirn. Verzeihung, wenn ich zu heftig war.«
    »Sie haben mich fast erwürgt, haben mein Gesicht übel zugerichtet mit Ihrem verdammten Schmuck, und Sie wollten mich ertränken", meinte Pepe mit aller Würde des Mißhandelten.
    »Dich ertränken?« Ramirez schien erstaunt. »Du kannst doch sicher schwimmen?«
    »Irrtum! Gestern bin ich sogar fast im Spülbecken ertrunken.«
    »So was Komisches! Ich selbst kann auch nicht schwimmen.
    Aber ich bin Journalist und kein Seemann. Da ist das nicht so wichtig. Es tut mir leid, mehr kann ich nicht sagen. Hier nimm diese fünfundzwanzig Pesetas. Sie helfen dir vielleicht, den Zwischenfall so rasch wie möglich zu vergessen.«
    Volapie nahm das Schmerzensgeld ohne die geringste Geste von Dankbarkeit an. Er ging schleppend zurück zu seiner Kombüse.
    »Finden Sie diesen Schussel nicht verdächtig, Kapitän?« erkundigte sich Ramirez. Und weil sich Lennet und Carlito immer noch in Hörweite befanden, fügte er schnell hinzu: »Ein Zwischenfall dieser Art wird unsere Leser außerordentlich interessieren.«
    Robarra zuckte die Schultern. »Wissen Sie, Don Miguel, wenn Sie so lange zur See gefahren wären wie ich, dann wüßten Sie, daß die Dummheit der Menschen so grenzenlos wie das Meer ist!« Damit verschwand er auf der Brücke.
    Geheimagent Lennet zögerte, schlafen zu gehen. Er mußte endlich mit den Recherchen beginnen. Schließlich beschloß er jedoch, damit noch eine Nacht zu warten, bis sich Arbeit und Leben auf See richtig eingespielt hatten.
    Nachdem die Maschine lange genug warmgelaufen war, legte die Oleo III am nächsten Morgen ab. Bald war das Land nur noch als schmaler Streifen am Horizont zu sehen. Dennoch hatte man nicht den Eindruck, auf offenem Meer zu sein, der Tanker war so riesig, man vergaß völlig, daß er sich fortbewegte. Meist fühlte man sich eher in einer gigantischen Lagerhalle als auf dem Nachfahren einer Fregatte oder eines Segelschiffes.
    Nur einer hatte sehr wohl gemerkt, daß die Oleo III endlich schwamm, und das auf die unangenehmste Weise - obwohl das Meer ruhig und friedlich war. Das leise Schaukeln des Ölriesen hatte eine katastrophale Wirkung auf den Magen des Kochs. Er hing über der Reling, und seiner Rückansicht nach zu schließen, ging es ihm grauenhaft. Er war seekrank. Die anderen rissen ihre Witze über ihn, doch er hatte nicht die Kraft, sich zu wehren.
    So mußte Lennet das Abendessen zubereiten. Die Kameraden lobten seine Kochkünste sehr. Was sie nicht wissen konnten: Lennet hatte

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