16 - Geheimagent Lennet läßt die Bombe platzen
Rachsucht der Mannschaft lassen es vernünftiger scheinen, daß Sie hierbleiben. Keiner würde Ihnen die Geschiche von dem angeblichen Piraten glauben, der sich an Bord versteckt hält. Wenn ich hingegen den Kapitän dazu anstifte, das ganze Schiff zu durchsuchen, damit sich nicht ein möglicher Komplize des gefangenen Saboteurs an Bord befindet, wird er auf mich hören. So wird sich die Aufmerksamkeit des Kaptiäns von Ihnen abwenden.«
Die Lösung schien vernünftig. Doch es fiel Lennet schwer, in dem Augenblick, in dem die wirkliche Jagd auf den Saboteur begann, die Hände in den Schoß zu legen. »Ich bitte Sie nur um eines", sagte er schließlich, »achten Sie darauf, daß dem Mädchen nichts passiert!«
»Arbeitet Carlito für Sie?«
»Nein. Sie weiß nicht einmal, wer ich bin. Aber sie wird Ihnen für Ihre Mühe danken. Und... Ich möchte Sie ja nicht beleidigen, aber sie könnte noch sehr nützlich für Sie sein.«
Ramirez lächelte. »Ich würde mich gar nicht wundern, wenn sich noch herausstellte, daß sie tatsächlich die Besitzerin der Oleo III ist.« Mit diesen Worten stieg er die Leiter wieder hinauf. Er schloß die Tür, und seine regelmäßigen Schritte verhallten. Lennet blieb sitzen. Mindestens eine halbe Stunde lang. Er fragte sich, ob die Durchsuchung des Supertankers bereits begonnen hatte und ob die Matrosen tatsächlich den Piraten entdeckten. Würde sich Cellar kampflos ergeben? Da hörte er wieder Schritte. Schwere Schritte, nicht die von Cellar, nicht die von Ramirez. »Das ist hier kein Gefängnis", sagte Lennet laut, »das ist ein Club!« Rasch legte er sich in seine Ecke zurück, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Diesmal spielte sich alles anders ab. Die Tür öffnete sich, und ein strahlendes Licht leuchtete auf, sehr viel stärker als das einer Taschenlampe. Jemand hatte die Deckenlampe eingeschaltet.
Dort wo der Lukendeckel geöffnet worden war, gähnte ein schwarzes Loch. Lennet fühlte sich wie auf einer Bühne.
Irgendwo da oben in der Dunkelheit stand jemand.
Mehr als eine Minute verging. Es herrschte absolute Stille.
Dann ertönte die brutale Stimme von Kapitän Robarra: »Saboteur! Ich habe dich verurteilt, und ich habe über dich gerichtet! Du wirst sterben!« Es war ihm deutlich anzumerken, daß er getrunken hatte, denn er hatte Mühe, deutlich zu sprechen. Doch der riesige Revolver, dessen Lauf sich auf Lennet richtete, zitterte nicht. Offenbar war es Ramirez nicht gelungen, den Kommandanten abzulenken.
Lennet saß in der Falle.
Er starrte in die Mündung der tödlichen Waffe. Um Cellars Pistole zu schnappen und sie neu zu laden, blieb keine Zeit. Sich zur Seite zu werfen, war möglich, aber es würde den Kapitän nicht davon abhalten, abzudrücken. Und bei dieser Entfernung mußte er treffen, betrunken oder nicht...
»Sie begehen einen schrecklichen Fehler, Kapitän!« schrie Lennet. »Ich bin nicht...« Blitzschnell warf sich Lennet zur Seite und schnappte die Waffe von Cellar. Ohne zu überlegen, drückte er auf den Abzugshahn. Vergeblich. Die Kugel schlug gegen die Wand.
Robarra lachte böse. »Du hast eine schlechte Waffe gewählt, Kleiner!« Das Geräusch, mit dem er den Sicherungshebel löste, klang wie ein Versprechen.
Sturz in die Tiefe
Lennet wartete auf den Schuß. Doch er kam nicht. Anstelle einer Kugel stürzte ein menschlicher Körper auf ihn zu. Er fiel von der obersten Sprosse der Leiter bis hinunter auf den Boden.
Mit einem dumpfen Geräusch schlug er auf. Robarra rührte sich nicht mehr.
Lennet beugte sich über die leblose Gestalt. Die Hand des Bewußtlosen hatte sich um den Revolver verkrampft.
Lennet sah nach oben. Dort erschien eine weitere Person, die rasch die Treppe herunterkletterte: es war Maria Carolina.
»Angelo! Du lebst!« rief sie und warf sich Lennet in die Arme. »Du mußt ja einen guten Schutzengel gehabt haben!«
»Ich schon", sagte Lennet, »der Kapitän hat weniger gut aufgepaßt!«
»Das ist mir gleichgültig! Dieser Mistkerl verdient es nicht besser!«
»Du gehst ganz schön ran, Carlito! Ich frage mich, wie er genau im rechten Moment hier heruntergestürzt ist.«
»Er verdient es nicht besser: ich habe ihn hinuntergestoßen.«
»Du? Du, Maria Carolina?«
»Ja ich. Er ging an meinem Rettungsboot vorbei und fuchtelte mit dem Revolver durch die Luft. Da habe ich mir gedacht, daß er es auf dich abgesehen hat. Ich bin ihm gefolgt. Ganz einfach!« Sie machte eine Bewegung, als würde sie jemanden in die Tiefe
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