16 - Geheimagent Lennet läßt die Bombe platzen
»So! Jetzt sind Sie wenigstens nicht mehr zweiter Offizier an Bord meines Schiffes!« grollte sie. »Von heute an werden Sie den Koch Volapie ersetzen. Ab in die Kombüse!«
»Ihr Schiff?« wiederholte Nasri verblüfft.
»Ja", sagte Lennet. »Miguel Ramirez hat es schon vermutet.
Ich selbst habe es immer gewußt: das Mädchen hier ist Dona Maria Carolina, die Tankereignerin. Und weil wir uns gerade vorstellen, ich bin Leutnant Lennet, ein französischer Offizier.
Da mein Dienstgrad der höchste ist, wird mir nichts übrigbleiben, als selbst die Führung des Riesentankers zu übernehmen.«
Maria Carolina klatschte in die Hände. »Bravo, Lennet!« rief sie. »Ich werde gleichzeitig deine Reederin und dein Schiffsjunge sein!« Lennet ging zum Interphon: »Alle Mann auf die Kapitänsbrücke, bitte!« Drei Minuten später waren die Matrosen auf dem Hauptdeck an derselben Stelle versammelt, an der sie Carlito gefoltert hatten. Lennet ging auf sie zu. An seiner linken Seite stand Nasri, an seiner rechten Maria Carolina.
Wut und Erstaunen schlugen ihm entgegen. Die Matrosen waren unruhig. »So bist du also aus deinem Gefängnis entkommen, Saboteur?« brüllte Li.
»Diesmal wirst du mir nicht entgehen!« Walli lief bereits auf die Treppe zu, die zur Brücke führte.
»Stehenbleiben, oder ich schieße!« Maria Carolina richtete den Revolver auf den Mechaniker.
Walli erstarrte mitten in der Bewegung.
»Was soll das heißen - hast du Angst?« erkundigte sich Ali.
»Ich habe keine Angst. Ich überlasse dir gerne den Vortritt.
Das ist alles!« konterte Walli.
Lennet benutzte diesen Moment der Verwirrung, um das Wort zu ergreifen. »Jetzt hört mir einmal zu, Leute! Ich habe euch zweimal getäuscht, und dafür bitte ich um Entschuldigung. Ich bin nicht Angelo Medina, und ich bin auch kein Saboteur. Ich bin ein französischer Offizier, der beauftragt ist, den Saboteur zu finden. Zwei Zeugen garantieren dafür, daß ich die Wahrheit sage. Der eine, Miguel Ramirez, ist in Wirklichkeit ein Privatdetektiv der Agentur Tigerauge und kein Journalist. Er sollte ebenfalls den Saboteur finden. Die andere ist Dona Maria Carolina, eure Reederin, die sich auf der Oleo III eingeschifft hat, um zu erfahren, wie ihr wirklich auf diesem Schiff lebt.
Darum brauchte sie die Verkleidung als Carlito.«
»Die Bedingungen auf diesem Schiff sind ungeheuerlich", unterbrach Maria Carolina. »Und sie werden noch vor der nächsten Fahrt von Grund auf verbessert werden. Das verspreche ich euch!«
»So ist's recht!« riefen die Matrosen.
»Kapitän Robarra hatte einen schweren Unfall, und es blieb mir nichts anderes übrig, als das Kommando auf dem Schiff zu übernehmen", fuhr Lennet fort. »Wir werden sogleich über Funk Hilfe anfordern. Hilfe für den Kapitän und Hilfe für uns. In der Zwischenzeit müssen wir die Oleo III von oben bis unten durchsuchen. Der Saboteur verbirgt sich an Bord. Ihr kennt ihn: es ist Pablo Cellar. Seine einzige Waffe ist ein Messer. Doch er weiß damit umzugehen. Paßt also auf! Wir werden das Schiff Stück für Stück durchkämmen, und wir beginnen bei den Tanks.
Walli, du nimmst dir drei Männer und durchsuchst die erste Sektion, Ali du nimmst drei andere und durchsuchst die folgende, Li, du nimmst die restlichen Leute und durchsuchst die dritte Sektion. Also, an die Arbeit, Leute!«
»Der erste, der nicht gehorcht", fügte Maria Carolina hinzu, »das schwöre ich bei allen Heiligen des Paradieses, den lasse ich über Bord gehen!«
»Keine sehr gelungene Bemerkung!« zischte Lennet. »Ich hoffe, daß du nicht auch noch anfängst, Rum zu trinken.« Er lachte.
Die Matrosen waren sehr überrascht über diese unerwartete Wendung. Doch die natürliche Autorität des jungen Offiziers, unterstützt von zwei drohenden Revolverläufen, überzeugte sie.
Die Besatzung beeilte sich, die Befehle auszuführen. Lennet kehrte in das Ruderhaus zurück und bereitete die Meldung vor: SOS. Der Tanker Oleo III hat keinen Kommandanten mehr und keinen Offizier, der ihn ersetzen könnte. Niemand an Bord kennt sich in der Navigation eines Schiffes ans. Der Kapitän braucht dringend ärztliche Versorgung. Notruf an alle Funkstationen und Amateurfunker. Unsere derzeitige Position ist... Er wandte sich an Nasri. »Du bist doch hoffentlich in der Lage, mir wenigstens die Position mitzuteilen?«
»Sie ist ganz schön schlecht!« sagte der ehemalige Zweite.
»Danach habe ich dich nicht gefragt. Die Position des Schiffes!« Nasri
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