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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gemacht und ein Laden geöffnet, gleich da, wo ich versteckt war. Aus dem Laden kamen Vögel, Fledermäuse und andere Tiere heraus, welche der Mübarek freiließ. Da fürchtete ich mich und floh und rannte so schnell wie möglich nach der Stadt und zu dir. Das ist es, was ich dir zu sagen habe.“
    „Ich danke dir, Nebatja; morgen sollst du deine Belohnung dafür haben. Geh jetzt heim! Ich habe nicht länger Zeit.“
    Nun kehrte ich in das Haus zurück. Zu wecken brauchte ich niemanden. Daß man mir gepocht hatte, war ein sicheres Zeichen gewesen, es sei etwas vorgefallen; man war also aufgestanden. Nach kaum zwei Minuten waren wir bewaffnet und unterwegs; Halef, Osco, Omar und ich. Die beiden Wirte hatten die Stadt alarmieren wollen, ich aber hatte es ihnen verboten; denn die Flüchtlinge hätten den Lärm hören müssen und wären durch denselben gewarnt worden. Ich beauftragte die Wirte, im stillen noch einige wackere Männer zu holen und mit ihnen die nach Radowich führende Straße zu besetzen. So mußten ihnen die Flüchtlinge auf alle Fälle in die Hände laufen, wenn es uns nicht vorher gelang, sie unschädlich zu machen.
    Wir vier eilten zunächst den Bergpfad empor; dann aber, als wir den Wald erreichten, waren wir gezwungen, langsamer zu gehen. Da das Terrain nicht offen war, mußten wir uns in acht nehmen, nicht zu stürzen. Der Weg ging steil bergan, und der Boden war zwischen den Bäumen mit Steinen besät, da das herabströmende Regenwasser allmählich die weicheren Erdbestandteile weggewaschen hatte.
    Da war es mir, als ob ich vor uns einen scharfen, spitzen Menschenlaut vernehme, wie wenn jemand im Schrecken ein hohes, kurzes ‚I‘ ausstößt. Dann hörte ich einen dumpfen Schall, wie wenn jemand stürze.
    „Halt!“ flüsterte ich den andern zu. „Es ist ein Mensch da vor uns. Bleibt stehen und verhaltet euch ganz ruhig.“
    Nach wenigen Augenblicken näherten sich uns langsame Schritte. Sie waren unregelmäßig, denn der Mann setzte den einen Fuß langsamer und auch leiser vorwärts als den andern. Er hinkte. Vielleicht hatte er sich bei dem Fall verletzt.
    Jetzt war er ganz nahe vor mir. Die Nacht war nicht hell, und hier zwischen und unter den Bäumen lagerte nun gar eine dicke Finsternis. Darum ließ mich mehr der Instinkt als das Auge eine lange dünne Gestalt erkennen, ganz ähnlich derjenigen des Kodscha Bascha.
    Ich faßte ihn bei der Brust.
    „Dur we sus – halt, und schweig!“ gebot ich ihm mit unterdrückter Stimmte.
    „Ïa Allah!“ rief er erschrocken.
    „Sei still, sonst schlage ich dich nieder.“
    „Wer bist du?“ fragte er.
    „Kennst du mich nicht?“
    „Ah, du bist der Fremde! Was willst du hier?“
    Vielleicht hörte er es an meiner Stimme, vielleicht auch war meine Gestalt besser zu erkennen, als die seinige – er wußte, wen er vor sich hatte.
    „Und du, wer bist du?“ fragte ich. „Wohl gar der Kodscha Bascha, welcher die Gefangenen freigelassen hat!“
    „Ej müdschizat! O Wunder!“ schrie er laut. „Er weiß es!“
    Er machte einen Seitensprung, um sich zu befreien. Ich hielt zwar fest, da ich wohl einen Fluchtversuch erwartet hatte; aber sein alter, morscher Kaftan hielt nicht so fest wie ich. Ein Riß, ich hatte ein Stück des Zeugs in der Hand, und der Mann sprang unter die Bäume hinein, wo eine Verfolgung ganz nutzlos gewesen wäre. Dabei schrie er aus Leibeskräften:
    „Hajde, sa-usch kulibeden, choriadscha, tschapuk – fort, fort aus der Hütte, rasch, schnell!“
    „O Sihdi, was bist du für ein Dummkopf!“ sagte Halef. „Hast den Kerl schon beim Schopf und läßt ihn doch wieder los! Wenn ich das getan hätte, so –“
    „Still!“ unterbrach ich ihn. „Zu Vorwürfen haben wir jetzt keine Zeit. Wir müssen schnell zu der Hütte, denn sein Warnungsruf läßt vermuten, daß sie dort sind.“
    Da erschallte von oben herab ein fragender Ruf:
    „Nitschün, ne deji – warum, aus welchem Grund?“
    „Jabandschylar, edschnebiler! Katschyn, koschyn, sytschryn – die Fremden, die Fremden! Flieht, lauft, springt!“ antwortete der Flüchtende von der Seite her.
    Jetzt befleißigten wir uns natürlich der größtmöglichsten Eile; aber der holprige Weg hielt uns doch zu sehr auf. Wir waren nur wenige Schritte weit fortgekommen, da tat es oben einen Krach: wir sahen einen Feuerstrahl emporschießen, dann wurde es für einige Augenblicke wieder dunkel.
    „Sihdi, bir top fischenkler ile – Herr, das war eine Kanone mit Raketen!“ meinte

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