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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werden?“
    „Ich kenne sie.“
    „Ist es auch wirklich wahr, daß nun dieser Streit beigelegt ist?“
    „Das ist gewiß wahr, bis nämlich der Czakan zurückgegeben wird. Dies gilt aber nur von der Blutrache, sonst nicht.“
    „Wie meinst du das?“
    „Er kann euch zum Beispiel überfallen, um euch auszurauben und dabei zu töten. So hat er euch nicht wegen der Blutrache, sondern wegen des Raubes getötet.“
    „Allah ist groß, aber eure Ehrlichkeit hier ist klein“, entgegnete Halef. „Was hilft es meinem Nachbar, wenn ich ihm verspreche, ihm nicht seine Kürbisse zu stehlen, und in der nächsten Nacht nehme ich ihm seine Melonen? Ihr seid doch alle miteinander Schurken!“
    Ich unterbrach das Gespräch mit der Frage:
    „Wie weit haben wir noch bis Jerßely?“
    „Eine kleine Stunde.“
    „So können wir dort halten, um uns zu erfrischen. Ist ein Khan dort?“
    „Ja, ich kenne den Wirt.“
    „Und wo schlägst du vor, daß wir die Nacht zubringen sollen?“
    „In Kilissely; ich kenne dort den Wirt.“
    „Wie lange ist bis dorthin zu reiten?“
    „Von Jerßely vier starke Stunden.“
    „Warum wählst du grad dieses Dorf?“
    „Es ist ein sehr schöner Ort und liegt in der Ebene Mustafa, wo alles, was das Herz begehrt, sehr billig und reichlich ist.“
    „Wie weit ist es von dort bis Uskub?“
    „Acht Stunden.“
    „Gut, so bleiben wir in Kilissely.“
    Der Schneider ritt als Führer voran und schien sich nicht um uns zu bekümmern. Da Osco und Omar sich hinter ihm befanden, so konnte ich mit Halef von ihm reden, ohne von ihm gehört zu werden.
    „Sihdi“, fragte der Hadschi neugierig, „du denkst doch auch, daß er jener Suef ist?“
    Ich nickte nur, und er fragte weiter, indem er mich von der Seite anblinzelte:
    „Du hälst doch Wort wegen der Fünfzig?“
    „Er soll sie erhalten, aber nicht jetzt.“
    „Und verdient hat er sie auch reichlich. Ich habe mich sehr gewundert, daß du ihm so vieles mitgeteilt hast, obgleich du weißt, daß er zu unseren Gegnern hält.“
    „Mit Absicht.“
    „Ja, du hast immer deine heimlichen Absichten. Du schaust weiter hinaus als wir, und darum tust du auch, als ob du dem Schneider dein Vertrauen schenktest. Ich aber würde ihn durchpeitschen und dann liegen lassen.“
    „Und schlimme Früchte davon ernten. So lange er bei uns ist, werden wir von allem unterrichtet sein, was seine Verbündeten gegen uns vornehmen wollen. Heute abend machen sie einen Angriff, den sie für den letzten, weil erfolgreichen, halten. Heute abend sollen wir alle ermordet werden. Wie das geschehen soll, weiß ich noch nicht.“
    „Wir werden es aber doch erfahren.“
    „Natürlich! Und zwar durch den Schneider. Wir müssen ihn heimlich beobachten, ohne daß er es bemerkt, denn sonst würde er sich sehr in acht nehmen. Aus dem, was er tut, werden wir dann wohl sicher auf das schließen können, was geschehen soll.“
    „So werde ich ein sehr offenes Auge haben.“
    „Ich muß dich allerdings darum ersuchen, da ich mich nicht selbst um alles bekümmern kann. Ich werde wegen meines Fußes wohl wieder das Zimmer hüten müssen. Was draußen vorgeht, müßt ihr drei andern beobachten. Wir müssen vor allen Dingen erfahren, wo die Aladschy, Barud und die andern sind, wann und wo sie mit dem Schneider reden wollen, und wann, wo und wie wir ermordet werden sollen.“
    „Sihdi, da ist sehr viel zu ergattern! Werden denn die Aladschy auch dort sein? Sie sind ja über Engely geritten!“
    „Von Engely bis Kilissely können sie die Istib-Uskuberstraße benutzen. Sie werden eher dort sein, als wir. Es kommt nun ganz darauf an, ihr Versteck zu erfahren. Allerdings könnten wir jetzt noch keinen bestimmten Plan entwerfen und müssen zunächst sehen, welche Örtlichkeiten und Verhältnisse wir dort vorfinden. Vor allen Dingen gilt es, den Schneider keinen Augenblick aus dem Auge zu verlieren.“
    „Diesen Heimtücker! Er schien eine so treue und ehrliche Haut zu sein! Aus welchem Grund mag er denn in diese Gegend gekommen sein, Sihdi?“
    „Ich glaube, daß er ein bevorzugter Vertrauter des Schut ist und einen wichtigen Auftrag ausführen soll.“
    „Nun, wir werden es ja erfahren, Sihdi. Für jetzt können wir uns freuen, einen der Feinde, und zwar den grimmigsten, los geworden zu sein.“
    „Du meinst den Miriditen?“
    „Ja. Der kommt nun jedenfalls heute abend nicht.“
    „Und ich meine, daß er ganz gewiß kommen werde.“
    „Um den Aladschy zu helfen?“
    „Im Gegenteil, um

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