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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Stambul reiste und sie zum Weib nahm. Ich möchte nur wissen, wie der Deutsche sie hat ausspüren können!“
    „Eben infolge seines bösen Blickes“, meinte Habulam. „Er sieht und entdeckt alles. Hat sich denn derjenige, welchem du Senitza verkauftest und dem sie wieder entführt wurde, nicht gerächt?“
    „Er wollte es, kam aber nicht dazu; denn der Teufel beschützt den Deutschen. Ja, diesem selbst oder einem seiner Begleiter gelang es sogar später, meinen Freund zu ermorden. Und nun sind sie mit Osco hinter mir her. Der alte Montenegriner hat natürlich keinen heißeren Wunsch, als sich an mir zu rächen.“
    „Das soll ihm vergehen!“
    „Das meine ich auch, und darum nehme ich den Alten auf mich. Der Miridit mag sich jenen heraussuchen, den sie Omar nennen.“
    Der Miridit hatte bisher – die Arme über die Brust gekreuzt haltend – bewegungslos und wortlos an seinem Platz gestanden. Jetzt aber machte er zuerst eine abwehrende Handbewegung und sagte dann ruhig:
    „Mich geht dieser Omar heute gar nichts an.“
    „Nicht?“ fragte Habulam erstaunt. „So hast du dir wohl einen anderen ausersehen? Vielleicht den, welchen sie Hadschi Halef nennen? Ich habe dich für mutiger gehalten, als du dich jetzt zeigst.“
    Das Auge des Miriditen blitzte zornig, doch fragte er in ruhigem Ton:
    „So meinst du also, daß es mir an Mut gebricht?“
    „Ja. Du suchst dir den Kleinsten unter den Feinden aus!“
    „Wer hat das gesagt? Etwa ich?“
    „Nun, es ist doch sehr zu vermuten.“
    „Du hast gar nichts zu vermuten. Vielleicht wirst du sagen, daß ich gar keinen Mut besitze, wenn ich euch jetzt erkläre, daß ich keinen einzigen von diesen Leuten auf mich nehmen werde.“
    Diese Erklärung des Miriditen befremdet alle höchlichst.
    „Willst du etwa sagen, daß du dich überhaupt nicht gegen unsere Feinde beteiligen willst?“ fragte Habulam hastig.
    „Ja, dies habe ich gemeint.“
    „Das wäre eine Treulosigkeit gegen uns, und darum hoffe ich, daß du nur scherzest.“
    „Ich habe vollständig im Ernst gesprochen.“
    Es entstand eine Pause, während welcher aller Blicke forschend auf sein starres Angesicht gerichtet waren. Dann hob Barud el Amasat an:
    „Wenn du das wirklich so meinst, so wäre es besser, wir hätten dich gar nicht kennengelernt. Wer nicht mit uns ist, der ist wider uns. Wir müßten dich, wenn du bei deinem Vorhaben bliebest, als unseren Feind betrachten.“
    Der Miridit antwortete, indem er mit dem Kopf schüttelte:
    „Ich bin nicht euer Feind. Ich werde euch in eurem Vorhaben nicht stören, aber euch auch nicht beistehen.“
    „Heute früh sprachst du anders.“
    „Seit dieser Zeit hat sich meine Ansicht geändert.“
    „So betrachtest du diese Leute nicht mehr als unsere gemeinsamen Feinde?“
    „O ja; denn sie haben meinen Bruder getötet. Aber es ist zwischen ihnen und mir ein Mütareke (Waffenstillstand) abgeschlossen worden.“
    „Ein Mütareke! Bist du toll! Wie stimmt das mit den Worten zusammen, welche du uns vorhin bei deiner Ankunft sagtest?“
    „Ich glaube nicht, daß ein Widerspruch vorhanden ist.“
    „Ein sehr großer sogar. Du trenntest dich am Morgen in der festen Absicht von uns, die Fremden oder wenigstens diesen Kara ben Nemsi zu töten. Wir waren daher enttäuscht, als du vorhin kamst, um uns zu melden, daß es dir nicht gelungen sei, deinen Plan auszuführen. Jetzt nun teilst du uns sogar mit, du habest mit ihnen einen Waffenstillstand abgeschlossen. Wir mußten glauben, daß sie dir entgangen seien; nach deiner jetzigen Rede aber hast du sogar mit ihnen gesprochen!“
    „Das tat ich allerdings.“
    „Und hast wirklich einen Barysch scharti (Friedensvertrag) abgeschlossen?“
    „Nur einen einstweiligen.“
    Je ruhiger der Miridit antwortete, desto aufgeregter ward Barud el Amasat. Dieser erhob sich von seinem Sitz, trat auf jenen zu und sagte in strengem Ton:
    „Das war dir nicht erlaubt!“
    „Warum nicht? Wer sollte etwas dagegen haben können?“
    „Wir, natürlich wir! Du bist unser Verbündeter und hast kein Recht und auch keine Erlaubnis, ohne unsere Zustimmung so etwas zu tun. Dein Vertrag ist null und nichtig, da er ohne und gegen uns abgeschlossen wurde. Das laß dir hiermit gesagt sein!“
    Die Brauen des Miriditen zogen sich zusammen. Sein Blick funkelte, doch beherrschte er sich noch und antwortete so ruhig wie zuvor:
    „So hälst du dich wohl für denjenigen, der mir etwas zu sagen hat?“
    „Jawohl. Wir sind Verbündete, und

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