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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vorhandenen Leiter von außen den Turm zu ersteigen, den Deckel der Treppenöffnung aufzuheben und dann behutsam über die Treppe bis ins innerste Geschoß, wo wir fest im Schlaf liegen würden, hinabzugelangen.
    „Die Burschen sind vielleicht wachsam“, warf jetzt einer ein.
    „Das glaube ich nicht“, erwiderte Habulam. „Wozu sollten sie wachen? Sie verriegeln die Tür und die Fenster, und da sie jedenfalls nicht vermuten, daß jemand von oben in den Turm steigt, so werden sie sich ganz sicher fühlen. Übrigens steht es uns ja frei, uns vorher zu überzeugen, daß sie schlafen.“
    „In welcher Weise?“
    „Dadurch, daß wir an den Läden horchen. Ich bin fest überzeugt, daß sie schlafen werden; im Dunkeln bleibt man nicht leicht wach.“
    „Du wirst ihnen doch eine Lampe gegeben haben?“
    „Ja, aber mit nur so viel Öl, daß sie schon lange vor Mitternacht verlöschen muß.“
    Der alte Halunke ahnte nicht, daß wir durch Janik mit Öl versehen worden waren.
    „Knarren die Treppenstufen nicht?“ erkundigte sich Barud el Amasat.
    „Nein, denn sie sind von Stein; einige mögen wohl ein wenig locker sein, aber Geräusch verursachen sie sicher nicht.“
    „Es wäre eine dumme Geschichte, wenn wir samt den Stufen unter lautem Gepolter die Treppe hinabstürzen würden.“
    „Das haben wir nicht zu befürchten. Übrigens nehmen wir uns eine Laterne mit, um die Stufen zu beleuchten, bevor wir sie betreten.“
    „Daß uns die Kerle bemerken, nicht?“
    „Nein. Es sind ja mehrere Stockwerke da, so daß der Lichtschein nicht aus dem einen in das andere fallen kann. Wenn wir das unterste Geschoß erreichen, lassen wir die Laterne stehen und holen sie erst dann herbei, wenn die Wichte tot sind.“
    „So bin ich befriedigt. Aber dennoch ist die Sache nicht etwa leicht. Wir müssen unser Werk im Finstern tun und zwar völlig geräuschlos. Das ist schwer.“
    „Nun, mir ist nicht sehr bange. Wir müssen uns nur genau verständigen, und die Rollen verteilen, damit ein jeder weiß, was er zu tun hat. Dann wird alles schnell und in Ruhe und Ordnung geschehen.“
    „Was meinst du mit den Rollen?“
    „Ich meine, daß jeder von uns gesagt bekommt, wen er packen soll, damit wir uns nicht einander im Weg sind. Auf diesen deutschen Giaur müssen wir allerdings zwei Männer rechnen.“
    „Das tun wir“, sagte einer der Aladschy. „Ich und mein Bruder nehmen ihn auf uns.“
    „Gut. So suchen wir nun die Kräftigsten von uns aus. Wir brauchen für jeden eine Person. Nach den beiden Aladschy ist jedenfalls der Miridit am stärksten. Er mag also den auf sich nehmen, den sie Osco nennen.“
    „Nein“, fiel Barud el Amasat ein. „Diesen Osco fordere ich für mich allein. Ich bin es, den er verfolgt; an mir will er sich rächen und dafür soll er unter meinen Fäusten ersticken.“
    „An dir will er sich rächen? Warum?“
    „Weil ich vor einiger Zeit seine Tochter entführt und als Sklavin verkauft habe. An wen, das geht euch nichts an.“
    „Das ist freilich ein Spaß, den sich nicht jeder Vater gefallen läßt!“
    „Er ist mir auch seit jener Zeit stets auf den Fersen gewesen.“
    „Was ist er denn für ein Mensch? Er sieht aus wie ein Serbe.“
    „Er ist ein Montenegriner. Früher waren wir sehr gute Freunde miteinander.“
    „So hat er dich beleidigt, und du rächtest dich dadurch, daß du ihm seine Tochter stahlst?“
    „Er hat mir nichts zuleide getan. Seine Tochter Senitza war eine große Schönheit. Ein Herr hat sie gesehen und verlangte sie zum Weib; sie aber wies ihn ab. Da wendete er sich an mich und bot mir eine sehr hohe Summe. Nun, was hättet ihr an meiner Stelle getan?“
    „Das Geld verdient“, lachte Murad Habulam.
    „Ganz recht! Ich raubte sie, was mir sehr leicht wurde, weil sie mir als dem Freund ihres Vaters vertraute, und überlieferte sie dem Fremden. Dieser nahm sie mit sich nach Ägypten, wo sie ihm bald wieder entführt ward.“
    „Von wem?“
    „Das werdet ihr nicht erraten. Von demjenigen, welcher eben alles und wieder alles verschuldet hat, nämlich von dem Schurken, der sich Kara Ben Nemsi nennt.“
    „Von diesem Deutschen?“
    „Ja.“
    „Allah verdamme ihn!“
    „Hoffentlich wird dein Wunsch heute noch erfüllt. Diese Senitza liebte nämlich einen anderen, den Sohn eines steinreichen Großhändlers in Stambul. Er heißt Isla und traf in Ägypten mit dem Deutschen zusammen. Dieser hat Senitza entdeckt und entführt und sie dem Isla übergeben, welcher mit ihr nach

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