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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zunächst weniger interessierende Bemerkung:
    „Wir hätten unsere Pferde nicht in dem Gehölze unterbringen sollen; bei diesem Donnergetöse sind wir ihrer nicht sicher.“
    „Du brauchst keine Sorge zu haben“, antwortete Habulam. „Meine Knechte werden gut aufpassen.“
    Die Pferde standen also in irgend einem Gehölz, und zwar unter der Aufsicht einiger Knechte unseres Wirtes. Dies gab mir die Gewißheit, daß derselbe noch mehrere vertraute Leute außer Humun besaß.
    Der alte Mübarek hatte den Arm aus der Binde gezogen und ließ sich von Barud el Amasat den Verband öffnen. Habulam reichte ihm eine Büchse mit Salbe hin, welche jedenfalls zu diesem Zweck bei ihm vorher bestellt worden war. Am Boden stand ein Wasserkrug, mit dessen Inhalt die Wunden ausgewaschen wurden.
    Ich sah, daß ihm mein vorgestriger Schuß durch die inneren Oberarm-Muskeln gegangen war. Die gestrige Kugel hatte ihm das Ellenbogengelenk zerschmettert. Beide Verletzungen, besonders aber die letztere, mußte ihm großen Schmerz verursachen, zumal von einem kunstgerechten Verband keine Rede war. Im allergünstigsten Fall behielt er einen steifen Arm; wahrscheinlicher aber war, daß ihm wenigstens der Vorderarm amputiert werden müsse. Wenn der Verwundete nicht sehr bald in die richtige Pflege kam, so stand mit Sicherheit zu erwarten, daß der Brand eintreten würde.
    Nachdem die verletzten Teile gewaschen worden waren, ließ er sie von einem mit der Salbe bestrichenen Leinwandlappen umwinden und sodann mit einem Tuch verbinden. Dabei verzog der Alte keine Miene. Er mußte sehr starke Nerven haben, sonst hätte er diesen Schmerz nicht zu ertragen vermocht.
    „Allah, Allah, wie hat dich der Fremde zugerichtet!“ sagte Habulam. „Dieser Arm wird niemals wieder werden, wie er gewesen ist.“
    „Nein; ich bin ein Kötrüm (Krüppel) geworden, ein armseliger Kötrüm, der den Gebrauch seines Armes verloren hat“, knirschte der Alte. „Dafür aber soll er eines zehnfachen Todes sterben. Ist er denn so leicht in das Netz gegangen?“
    „So leicht wie eine Krähe, der man im Winter eine Tüte mit einem Stückchen Fleisch hinlegt. Dieser dumme Vogel steckt den Kopf hinein, um sich das Fleisch herauszuholen, und da die Tüte mit Oksa (Vogelleim) ausgestrichen ist, so bleibt sie ihm am Kopf stecken, und man kann ihn mit den Händen greifen, weil er nicht zu sehen vermag. Eine solche Tüte haben wir diesem Fremden über den Kopf gesteckt. Mein Bruder hat ihn mir als sehr klug geschildert, aber er hat es nicht bewiesen, daß er es ist.“
    „Nein, klug ist er gar nicht, sondern er hat den Scheïtan, welcher ihn beschützt.“
    „Da irrst du dich, denn er hat nicht den Teufel, sondern den Kern bakysch.“
    „Allah, w' Allah!“ rief der Mübarek erschrocken. „Ist das wahr?“
    „Er hat es hier meinem Diener Humun mitgeteilt und ihn gewarnt. Aber was das Allerschlimmste war, er hat nicht nur den einfachen bösen Blick, welcher nur beim unmittelbaren Anschauen wirkt, sondern den Kern bakysch jyraka doghru (den in die Ferne wirkenden bösen Blick). Er braucht sich nur eine Person in Gedanken vorzustellen und mit seinem geistigen Auge zu betrachten, so sendet sein Blick dem Betreffenden alles Böse, was er demselben anwünscht.“
    „Allah sei uns gnädig! Nicht der Teufel, sondern sein böses Auge macht ihn unüberwindlich. Wer mit ihm kämpft, muß ihn natürlich ansehen und ist dann verloren. Man darf also mit diesem Menschen nicht offen kämpfen, sondern man muß ihn hinterrücks töten und vor allen Dingen dafür sorgen, daß dabei sein Auge nicht auf uns fällt.“
    „So wäre es also mit unserem schönen Plan nichts?“ fragte Murad Habulam.
    „Nein, außer es hat einer von euch den Mut, den Chajjal (Gespenst) zu machen. Ich aber mag keinem dazu raten, denn das Auge des Fremden würde auf ihm ruhen und ihm Verderben bringen. Wer war denn dazu bestimmt?“
    „Humun.“
    „Nein, nein!“ rief der Diener ängstlich. „Erst war ich dazu entschlossen; nun aber fällt es mir gar nicht ein, den Geist der alten Mutter zu spielen. Mein Leben ist mir viel zu lieb dazu.“
    „So wird sich vielleicht ein anderer finden“, sagte Habulam. Da sie aber alle verneinten, fuhr er fort: „Also nicht? Nun, so müssen wir etwas anderes ersinnen. Wir sind ja hier beisammen, und können uns besprechen.“
    „Es bedarf keiner großen und langen Beratung“, erklärte Barud el Amasat. „Was wir wünschen, das ist der Tod dieser Leute. Wir müssen sie

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