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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Nacht so unbequem wie möglich zubringen, aber ich möchte dein Vorhaben doch nicht billigen.“
    „Aber Strafe muß doch sein!“
    „Ganz recht. Doch kannst du dadurch dich und uns in Schaden bringen.“
    „Nein, Sihdi. Wir treffen unsere Vorbereitungen so, daß kein Mensch etwas davon bemerken soll. Was sagt denn ihr dazu, Osco, Omar?“
    Die beiden Genannten waren mit ihm einverstanden. Alle drei stürmten nun so lange mit Bitten auf mich ein, bis ich wohl oder übel ja sagte.
    Janik ging nun und kehrte nach einer Weile mit dem radförmig aufgewundenen Schlauch nebst einer Leine zurück. Die anderen stiegen mit ihm in den Turm hinauf, und bald hörte ich auch trotz des gegen die Läden prasselnden Regens laute Hammerschläge. Janik hatte den Hammer und die Klammer in der Tasche stecken gehabt, und nun, nachdem sie den Schlauch angebunden hatten, schlugen sie den Treppendeckel so fest, daß niemand aus dem oberen Raum des Turmes herab gelangen konnte.
    Als sie zurückkehrten, meinte Halef im Tone größter Befriedigung:
    „Das haben wir gut gemacht, Sihdi. Du selbst hättest es nicht besser machen können.“
    „Nun, wie habt ihr denn den Schlauch befestigt?“
    „So, daß er außen am Turm herabhängt und dann unten an die Spritze geschraubt werden kann.“
    „Und wenn sie die Leiter anlegen, sehen sie ihn.“
    „Janik sagte, daß sie die Leiter jedenfalls an der entgegengesetzten Seite anlegen werden, wo ihnen keine Bäume hinderlich sind. Das Mundstück des Schlauches führt nach dem Gemach, aber so, daß das Wasser innen an der Wand herabläuft, ohne Geräusch zu machen. Sie müßten in der Dunkelheit sehr suchen, um es zu finden. Auch in den anderen Stuben sind die Läden alle verriegelt, und ich wünsche nur, daß die Badegäste bald kommen.“
    „Das wird noch längere Zeit währen, da Habulam davon sprach, daß er uns ein gutes Abendessen senden werde.“
    „Soll ich gehen, um es zu holen?“ fragte Janik.
    „Ja, tue das. Je eher wir essen, desto weniger lang brauchen wir zu warten. Aber stelle dich so, als ob du wirklich von der Eierspeise gegessen hättest und Schmerzen fühltest. Sieh auch zu, daß du mit Anka zu reden kommst! Vielleicht hat sie dir etwas mitzuteilen!“
    Er ging, und wir warteten still, da wir nichts Wesentliches mehr zu besprechen hatten, auf seine Rückkehr. Halef kauerte auf seiner Decke, rieb sich von Zeit zu Zeit mit leisem Lachen die Hände und stieß dabei unverständliche Rufe aus. Seine Gedanken waren aus schließlich mit der Einwässerung unserer Feinde beschäftigt.
    Als Janik zurückkehrte, war er nicht allein. Er brachte unser Nachtmahl, und da er nicht alles zu tragen vermocht hatte, war er von Humun begleitet worden. Dieser trat aber nicht mit ein; er blieb draußen stehen, bis Janik ihm seine Last abgenommen hatte, und entfernte sich dann in höchster Eile.
    Das Essen war ausgezeichnet. Wir hatten eine tüchtige Schüssel Balyk tschor-bajü (Fischsuppe), wie sie in Prag oder in Wien nicht besser auf den Tisch gebracht wird. Da es keine Löffel gab, erhielten wir Tassen, mit welchen wir die Suppe schöpften und zum Munde führten. Dann kam ein riesiger Iblig dulduri (Gefüllter Kapaun), mit einem Teige von Mehl, Feigen und zerstoßenen Nüssen gefüllt. Nachher ein Oghlak kebabi (Braten von diesjähriger Ziege), der gar nicht so übel war, obgleich man oft einem unbegründeten Vorurteil gegen Ziegenfleisch begegnet. Dazu gab es fetten Pillaw mit Rosinen und weich gedämpften Mandelkernen. Den Nachtisch bildeten Früchte und Zuckerwaren, welche wir nicht berührten. Auch von dem übrigen blieb weit über die Hälfte übrig. Wir hätten nichts angerührt; aber Anka ließ uns sagen, daß wir ohne Sorge essen könnten, da sie die Speisen ganz allein zubereitet habe und während der betreffenden Zeit kein Mensch zu ihr in die Küche gekommen sei.
    „Aber dein Herr ist in seiner Wohnung?“ fragte ich Janik.
    „Ja. Er sitzt und raucht und starrt vor sich hin. Er ließ mich kommen und fragte mich, was mir fehle. Ich machte nämlich ein entsetzliches Gesicht. Ich antwortete ihm, daß ich eine Aiwa (Quitte) gegessen hätte, welche wohl unreif gewesen sein müsse und mir nun großes Leibweh verursache.“
    „Das war sehr klug von dir. Jetzt ist er vielleicht der Meinung, daß du von seiner Giftmischerei gar nichts ahnst, und wird es darum nicht für nötig halten, sich vor dir zu verstellen.“
    „Das ist richtig. Verstellt hat er sich freilich nicht. Er zeigte

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